Sonntag, 31. Juli 2011

Reise ins Nabelchakra

Als ich anfing, meine Chakras zu "bereisen", behalf ich mir zunächst mit der Vision eines festen Ortes, von dem aus ich Zugang zu allen Chakras hatte. Und zwar stieg ich im Inneren eines hohen Turms nach oben bis in einen großen, runden Vorraum mit sieben Türen. Jede Tür führte in ein anderes Chakra. Ich fand es bemerkenswert, dass ich durch jede Tür einen Raum betrat oder auch mehrere Räume hintereinander, wie im Sakralchakra, dass also jedes meiner Chakras ein richtiger Raum mit Fußboden, Decke, Wänden, Fenstern und Türen war – mit Ausnahme meines Wurzelchakras. Dort stiegen nur einzelne Bilder aus der Ortlosigkeit auf, was ja schon eine Menge aussagt.

***

Als ich zum ersten Mal mein Nabelchakra besuchte, betrat ich also wieder einen Raum, und auch dessen linke Wand wurde, wie in meinem Sakralchakra, von einem großen Fabrikfenster eingenommen. Als ich an dieses Fenster trat, blickte ich in einen Hof hinein, der von riesigen Häusern und noch riesigeren Bäumen eingeschlossen wurde.

Vor mir war alles dunkel, die zwei Bilder, die ich dann sah, wirkten eher wie Phantome. Das erste war ein Wehr, über das jedoch kein Wasser floss, sondern Öl, und das zweite war ein grob behauener Einbaum mit einem roten Plastiksitz drin.

Nachdem die Bilder wieder verschwunden waren, entdeckte ich in der rechten hinteren Ecke einen Durchgang nach draußen. Ein schmaler Feldweg führte an einem Waldrand zur Linken entlang, und rechts zog sich sanft eine große Wiese abwärts. Nach wenigen Schritten bemerkte ich, dass der Weg immer schlammiger wurde. Gleichzeitig ragten in immer dichteren Abständen lange, schwarze und nadelspitze Dornen aus der Erde hervor. Ich lief noch ein Stück weiter, doch schließlich war der Boden schon so sumpfig, dass es kein Vergnügen mehr war weiterzugehen. Vor allem aber die bedrohlichen Dornen, die so spitz waren, dass ich fürchten musste, bei einem unbedachten Schritt von ihnen aufgespießt zu werden, und die sich in immer düstereren Ansammlungen auch in den Wald hinein erstreckten, schreckten mich so ab, dass ich umkehrte und das Chakra verließ.

***

Nach meiner Erfahrung ist gerade dieses Nabelchakra bei vielen Menschen, besonders aber bei Frauen, ein Problembereich. Hier sitzen nämlich unser Ich-Gefühl und unsere Willenskraft, es ist ein emotionales Macht- und Durchsetzungszentrum, der Sitz der persönlichen Autorität. Die Durchsetzung an sich findet im Kehlchakra statt, aber im Nabelchakra hat sie ihre Wurzeln: Wir können in der Welt nur so viel von uns verwirklichen, wie wir uns innerlich als Persönlichkeit stark, kompetent und sicher fühlen. Daher sind wir hier auch am empfänglichsten für Fremdbesetzungen und Manipulationen durch andere Menschen: Wer in seiner physischen Mitte nicht gefestigt ist, wer sich selbst "klein" fühlt oder klein macht, der lädt automatisch andere zu Übergriffen ein, die sich dann mit ihrem Willen in unserem Nabelchakra einhaken können.

Diese Haken kann man auf einer Reise ins Nabelchakra sehen, wofür mein "Reisebericht" das beste Beispiel bietet: die langen, spitzen Dornen. Sie waren schwarz, und alles, was in solchen inneren Bildern schwarz ist, verweist auf eine Energie, die nicht gut für uns ist. Dort setzt auch die Heilung an. Man kann auf einer Heilreise ins Nabelchakra diese fremden Haken vorsichtig lösen und herausziehen, aber bitte nie im Zorn, nie im Groll! Was andere uns "angetan" haben, ist immer etwas gewesen, was wir für unsere Entwicklung und Selbsterkenntnis brauchten. Und wenn es noch so schmerzhaft war – ohne diese Erfahrung wären wir heute nicht, wer wir sind; ohne unsere Schmerzen hätten wir nichts über uns selbst gelernt. Heilung hat nichts mit Rache zu tun und – auch wenn das vielleicht manchen verwundern mag – nichts mit Vergebung, sondern mit Einsicht. Heilung ist Bewusstwerdung. Wenn also andere Menschen uns durch Schmerzen zur Bewusstwerdung verholfen haben, haben sie damit letztlich zu unserer Heilung beigetragen. Und sobald wir das wissen, können wir die schwarzen Haken aus uns entfernen und sie mit einem Dank an ihren Absender zurückgeben.

© Angela Nowicki, 31. Juli 2011

Keine Kommentare: