Donnerstag, 21. Juli 2011

A day in the life

... and though the news was rather sad...

Heute haben sie die 1-Euro-Jobber in einen dreistündigen "Kurs" geschickt, in dem man ihnen erzählte, sie seien arbeitslos, weil sie missmutig, unfähig und sowieso nicht zum Manager geboren seien und kleine Passbilder auf ihre Bewerbungen kleben. Aus ihnen könnten aber trotzdem glückliche Menschen werden! Jawoll!
Wie?
Na, man muss sich halt damit zufrieden geben, der Abfall der Gesellschaft zu sein, in diesem Rahmen sein Bestmögliches tun und darf nicht nach oben schielen und neidisch sein.
Ich weiß jetzt auch nicht, aber irgendwie habe ich das schon mal gehört. Aus Indien. Das heißt dort Kastenwesen.

Das mit dem Manager sei bewiesen, sie hätten Experimente gemacht: Sie hätten Arbeitslose an einen Schreibtisch mit Telefon gesetzt und gesagt: "Jetzt managen Sie bitte mal", und die hätten kläglich versagt.
Monty Python? Ernst gemeint kann das doch nicht sein... oder?
Doch. Deutsche Realität.
Aber schon interessant, was dieser Müll unbeabsichtigt für ein Bild vom Managerjob malt. :o)

Und Passbilder gäbe es sehr gute in einem bestimmten Fotostudio in der Stadt. Als eine Frau fragte, wie viel die denn kosten, waren es 35 – 40 Euro, worauf die Frau ironisch schnodderte: "Das hab ich doch locker!"
"Sie haben die falsche Einstellung", wusste der "Kursleiter". "Das ist eine Investition in Ihre Zukunft!"
40 Euro sind 4 Tagessätze für einen Hartzer. Da braucht sie bloß 4 Tage lang nichts zu essen, und schon hat sie in ihre Zukunft investiert. Wow! Die Frau hat wirklich die falsche Einstellung. Die will essen! Aus der kann ja nichts werden.
Mal abgesehen davon, dass sie zum Manager sowieso zu blöd ist. Wollen wir sie mal an den Schreibtisch setzen? Mit Telefon? Na, sehnse.

Eine andere Frau schimpfte, sie habe ein kleines Kind und müsse noch Geld drauflegen, um hier rumzusitzen und sich solchen Schwachsinn anzuhören. Sie bekommt 120 Euro "Aufwandsentschädigung", muss nun aber ihr Kind in den Kindergarten schicken, der 80 Euro kostet, und dann noch die Fahrtkosten drauf. Der Herr belehrte sie jovial, da habe sie sich nicht genug gekümmert, ihr würde bestimmt mehr Geld zustehen.
Sie hat sich natürlich gekümmert: Ihre "Fallmanagerin" beim Jobcenter hat sie kurzerhand abgespeist, das sei alles in der "Aufwandsentschädigung" enthalten. Und so ist es auch laut Sklavengesetzbuch, logisch.

Überhaupt eine Perle der Logik, das Ganze. Dass Arbeitslose selbstverschuldet arbeitslos sind, wenn es das Mehrfache an Arbeitssuchenden gibt wie Arbeitsplätze.
Das nennt man dann wohl wundersame passbildinduzierte Vermehrung.

Ein guter Artikel in der Süddeutschen zum Thema vom Januar 2009, aber immer noch brandaktuell:
Eine Lüge namens Statistik

© Angela Nowicki, 20. Juli 2011

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