Ich habe Johnny Depp verraten.
Er hatte etwas getan, was ich nicht gutheißen konnte. Das hatte ich, da es schon länger so ging, in meinem Tagebuch festgehalten. Beim letzten Vorfall zeigte ich ihn dann an und übergab meine Aufzeichnungen der Verantwortlichen. Es war eine hübsche, schlanke, dunkelhaarige Beamtin, die einen Kindergarten leitete, der als Außenstelle diente. Als ich das nächste Mal zu ihr kam, stellte sich heraus, dass sie meine gesamten Aufzeichnungen einfach, ohne mich zu fragen, veröffentlicht hatte.
Ich war zutiefst erschrocken, denn nun weiß jeder, dass ich Johnny Depp angezeigt habe, und er natürlich auch. Ich fühle mich miserabel, wie eine Verräterin.
Es ist Morgen. Da ich keine Unterkunft in dieser Stadt habe, gehe ich in die Schule, die Hauptstelle, aufs Jungenklo, um mir die Zähne zu putzen und mich anzuziehen. Ich putze lange und gründlich. Als ich wieder aufblicke, sehe ich im Spiegel entsetzt eine lange Schlange kleiner Jungen hinter mir. Die Schüler stehen hinter meinem Rücken Schlange, und ich bin nackt. Hastig fahre ich in meine Winterstiefel und hänge mir meinen langen Mantel über. Ich laufe nach oben zur Hauptstellenleiterin, einer hübschen, beleibten Brünetten, die aussieht wie eine Bibliothekarin, und bitte sie um einen ruhigen Ort zum Anziehen.
Sie ist ständig mit einer ihrer beiden Mitarbeiterinnen am Computer beschäftigt und widmet mir kaum Aufmerksamkeit. Was mich nervös macht, denn ich bin immer noch nackt. Als sie sich mir endlich zuwendet, beginne ich aufgeregt, ihr die Geschichte meiner Anzeige gegen Johnny Depp zu berichten, doch schon nach den ersten Worten wird sie wieder abgelenkt, und als sie sich mir wieder zuwendet, ist bereits die junge Frau eingetroffen, die mich zum Anziehen bringen soll. Ich werde eilig abgefertigt, die Leiterin hat meine Geschichte gar nicht zur Kenntnis genommen.
Ich sitze bei einem Bekannten. Er weiß schon von meiner Anzeige und berichtet mir, ich sei bei Johnny Depp nun natürlich unten durch. Ich bin am Boden zerstört, denn das hatte ich so nicht gewollt. Ich sage:
"Es ist unglaublich, dass es Sachen gibt, die jahrelang absolut in Ordnung sind, und innerhalb eines einzigen Moments kippen sie plötzlich in die größte Gemeinheit deines Lebens um."
Er stimmt mir verständnisvoll zu, doch ich bemerke, dass er mich offensichtlich missverstanden hat - er hält meine Anzeigen für einen Liebesbrief! Als ich ansetze, um ihm das Ganze richtig zu schildern, erscheint auf einmal Johnny Depp im Zimmer. Er kommt und geht ein paarmal, und jedesmal hat er ein anderes Kostüm an. Als er als englischer Landlord wiederkehrt, in goldbrauner Cordhose und kariertem Flanellhemd, weist mein Bekannter auf mich. Johnny macht ein fragendes Gesicht, er scheint mich nicht zu erkennen. Mein Bekannter meint, er solle sich doch wieder mit mir vertragen.
Im ersten Augenblick sieht es aus, als wisse Johnny Depp gar nicht, worum es geht, oder als habe er mir die Sache nicht übel genommen. Ich atme erleichtert auf. Doch als ich zu einer Entschuldigung ansetze, sehe ich sein abweisendes und tödlich beleidigtes Gesicht. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben.
Er hatte etwas getan, was ich nicht gutheißen konnte. Das hatte ich, da es schon länger so ging, in meinem Tagebuch festgehalten. Beim letzten Vorfall zeigte ich ihn dann an und übergab meine Aufzeichnungen der Verantwortlichen. Es war eine hübsche, schlanke, dunkelhaarige Beamtin, die einen Kindergarten leitete, der als Außenstelle diente. Als ich das nächste Mal zu ihr kam, stellte sich heraus, dass sie meine gesamten Aufzeichnungen einfach, ohne mich zu fragen, veröffentlicht hatte.
Ich war zutiefst erschrocken, denn nun weiß jeder, dass ich Johnny Depp angezeigt habe, und er natürlich auch. Ich fühle mich miserabel, wie eine Verräterin.
Es ist Morgen. Da ich keine Unterkunft in dieser Stadt habe, gehe ich in die Schule, die Hauptstelle, aufs Jungenklo, um mir die Zähne zu putzen und mich anzuziehen. Ich putze lange und gründlich. Als ich wieder aufblicke, sehe ich im Spiegel entsetzt eine lange Schlange kleiner Jungen hinter mir. Die Schüler stehen hinter meinem Rücken Schlange, und ich bin nackt. Hastig fahre ich in meine Winterstiefel und hänge mir meinen langen Mantel über. Ich laufe nach oben zur Hauptstellenleiterin, einer hübschen, beleibten Brünetten, die aussieht wie eine Bibliothekarin, und bitte sie um einen ruhigen Ort zum Anziehen.
Sie ist ständig mit einer ihrer beiden Mitarbeiterinnen am Computer beschäftigt und widmet mir kaum Aufmerksamkeit. Was mich nervös macht, denn ich bin immer noch nackt. Als sie sich mir endlich zuwendet, beginne ich aufgeregt, ihr die Geschichte meiner Anzeige gegen Johnny Depp zu berichten, doch schon nach den ersten Worten wird sie wieder abgelenkt, und als sie sich mir wieder zuwendet, ist bereits die junge Frau eingetroffen, die mich zum Anziehen bringen soll. Ich werde eilig abgefertigt, die Leiterin hat meine Geschichte gar nicht zur Kenntnis genommen.
Ich sitze bei einem Bekannten. Er weiß schon von meiner Anzeige und berichtet mir, ich sei bei Johnny Depp nun natürlich unten durch. Ich bin am Boden zerstört, denn das hatte ich so nicht gewollt. Ich sage:
"Es ist unglaublich, dass es Sachen gibt, die jahrelang absolut in Ordnung sind, und innerhalb eines einzigen Moments kippen sie plötzlich in die größte Gemeinheit deines Lebens um."
Er stimmt mir verständnisvoll zu, doch ich bemerke, dass er mich offensichtlich missverstanden hat - er hält meine Anzeigen für einen Liebesbrief! Als ich ansetze, um ihm das Ganze richtig zu schildern, erscheint auf einmal Johnny Depp im Zimmer. Er kommt und geht ein paarmal, und jedesmal hat er ein anderes Kostüm an. Als er als englischer Landlord wiederkehrt, in goldbrauner Cordhose und kariertem Flanellhemd, weist mein Bekannter auf mich. Johnny macht ein fragendes Gesicht, er scheint mich nicht zu erkennen. Mein Bekannter meint, er solle sich doch wieder mit mir vertragen.
Im ersten Augenblick sieht es aus, als wisse Johnny Depp gar nicht, worum es geht, oder als habe er mir die Sache nicht übel genommen. Ich atme erleichtert auf. Doch als ich zu einer Entschuldigung ansetze, sehe ich sein abweisendes und tödlich beleidigtes Gesicht. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben.
© Angela Nowicki, 8. März 2010
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