... well, I just had to laugh...
Bin aus England mit einem Gipsarm zurückgekommen. Meine Hausärztin schickt mich zum Chirurgen. Dort heißt es, ich solle heute noch ab halb fünf zur Gipskontrolle kommen. Nach vier fahre ich mit dem Bus hin. Die Schnürsenkel hat mir meine Tochter zugebunden, weil ich wegen des Dauerregens keine Sandalen anziehen kann. Ich stelle mir eine Absage vor à la: "Ich kann heut nicht kommen, weil ich meine Schuhe allein nicht zu kriege."
Nach einer Stunde Warten werde ich zu einem rosa Chirurgen gerufen, der wie Quaster von den Puhdys aussieht und sich auch benimmt wie ein DJ.
"Setzen Sie sich!"
Da steht kein Stuhl.
"Sind Sie zur Notaufnahme gekommen?"
"Keine Ahnung, wo ich bin, ich bin zum ersten Mal bei Ihnen."
Er wendet sich dauerbrummelnd an die ältere, weiß gekleidete Schwester im Raum:
"Was soll denn das jetzt… jetzt ist aber mal gut… ich kann doch nicht alles machen… jetzt soll ich auch noch einen Speichenbruch…"
Auf diesem Gemurmel rudern beide aus dem Zimmer. Vorn an der Rezeption kommt es zum Stau mit Strudeln. Dann fließt alles, heiter sprudelnd, das Wehr hinunter, zurück zu mir:
"Wissen Sie, wir machen das jetzt am besten so: Wir machen den Gips einfach ab…"
… die Schere attackiert bereits…
"… der stabilisiert ja überhaupt nichts – hier!"
Triumphierend lässt er die Gipströte um meinen Arm schlabbern.
"Kein Wunder, wenn alles anschwillt…"
Zum ersten Mal seit einer Woche sehe ich meinen nackten Arm wieder. Ellenseitig beult eine dicke Schwellung am Handgelenk nach außen, und zwei riesige Blutergüsse funkeln mich in allen Farben an. Mein erster Gedanke aber ist:
"Waschen!"
Während ich zum Waschbecken gehe, verlustiert sich der Chirurg mit dem englischen Protokoll:
"A dog!" gluckert er.
"Jumped up…", kichert er.
"Pushed her!"verkündet er, mich anstrahlend, mit gar nicht mal so üblem englischen Akzent.
Dann schickt er mich zum Röntgen eine Etage tiefer.
Wieder sitze ich mit zwei weiteren Kandidaten eine Stunde lang im Wartezimmer, bis die Orthopädin ihre Sprechstunde beendet und die Schwester Zeit zum Röntgen hat. Ich bin die Letzte. Auf dem Rückweg schaue ich das Foto an. Ich kann keinen Unterschied zum englischen von vor fünf Tagen sehen. Sieht eigentlich ganz gut aus.
Obwohl die inzwischen rosa-blond gewordene Schwester oben an der Rezeption meint, ich käme sofort als Nächste dran (also nichts mit kurz Runtergehen und Rauchen), warte ich nochmals zwanzig Minuten, bis ich ganz allein im Wartezimmer sitze. Quaster hüpft fröhlich vorbei:
"So, jetzt kommt noch die Frau da dran."
Er blubbert ein Weilchen an der Rezeption weiter und nimmt mich endlich mit. Auch ihm gefällt, was er sieht, nur mit der seitlichen Aufnahme ist er nicht zufrieden, weil der Aufnahmewinkel nicht ganz stimmt. Dann geht er wieder fünf Minuten blubbern. Die letzten Sprechblasen spülen ihn zurück ins Zimmer:
"Im Westen isses immer wärmer. Im Osten is immer Scheißwetter."
Vor dem Gipsen diskutieren die zwei verbliebenen rosa Schwestern die Schlauchbreite und die neuen Gipsverbände. Quaster schreibt lustig vor sich hin.
"Gibt’s Probleme?"
"Nein."
Er hält’s aber doch nicht aus, muss mitdiskutieren. Endlich bekomme ich meinen Gips. Im Prinzip genauso wie in Cornwall, nur länger bis zur Ellenbeuge…
"Aber aufpassen, dass es nicht piekt!"
… und vorn bis über die ersten Fingerglieder, fester und mit dickerer und breiterer Gipslage. Quaster und die Schwarzhaarige sind stolz wie die Amseln auf ihren Gips. Allerdings fehlt die Ausbeulung am Gelenk. Während er aushärtet, muss ich die Handfläche auf eine Flasche legen und Ellenbogen und Handballen auf die Unterlage drücken. Die Schwarze macht ein wenig Smalltalk mit mir. Sie klopft an den Gips:
"Sehen Sie? Schon hart."
Sie kramt in einer Schublade und zeigt mir ein paar strahlend blaue Binden:
"Was halten Sie davon?"
Nicht übel. Am Ende bekomme ich sogar noch eine schwarze, ordentlich breite Schlinge, die nicht mehr in den Nacken schneidet. Wieso wissen die Allgemeinmediziner davon nichts? Die Schwester dort wollte wissen, was ich denn sonst haben wolle außer einem zusammengeknoteten Dreiecktuch.
Ich soll übermorgen ohne Termin zur Gipskontrolle kommen und am Dienstag früh – seeehr früh! – zur Chirurgin. Natürlich ist mir der Bus vor der Nase weggefahren, und ich bin über den ganzen Berg nach Hause gelaufen.
Bin aus England mit einem Gipsarm zurückgekommen. Meine Hausärztin schickt mich zum Chirurgen. Dort heißt es, ich solle heute noch ab halb fünf zur Gipskontrolle kommen. Nach vier fahre ich mit dem Bus hin. Die Schnürsenkel hat mir meine Tochter zugebunden, weil ich wegen des Dauerregens keine Sandalen anziehen kann. Ich stelle mir eine Absage vor à la: "Ich kann heut nicht kommen, weil ich meine Schuhe allein nicht zu kriege."
Nach einer Stunde Warten werde ich zu einem rosa Chirurgen gerufen, der wie Quaster von den Puhdys aussieht und sich auch benimmt wie ein DJ.
"Setzen Sie sich!"
Da steht kein Stuhl.
"Sind Sie zur Notaufnahme gekommen?"
"Keine Ahnung, wo ich bin, ich bin zum ersten Mal bei Ihnen."
Er wendet sich dauerbrummelnd an die ältere, weiß gekleidete Schwester im Raum:
"Was soll denn das jetzt… jetzt ist aber mal gut… ich kann doch nicht alles machen… jetzt soll ich auch noch einen Speichenbruch…"
Auf diesem Gemurmel rudern beide aus dem Zimmer. Vorn an der Rezeption kommt es zum Stau mit Strudeln. Dann fließt alles, heiter sprudelnd, das Wehr hinunter, zurück zu mir:
"Wissen Sie, wir machen das jetzt am besten so: Wir machen den Gips einfach ab…"
… die Schere attackiert bereits…
"… der stabilisiert ja überhaupt nichts – hier!"
Triumphierend lässt er die Gipströte um meinen Arm schlabbern.
"Kein Wunder, wenn alles anschwillt…"
Zum ersten Mal seit einer Woche sehe ich meinen nackten Arm wieder. Ellenseitig beult eine dicke Schwellung am Handgelenk nach außen, und zwei riesige Blutergüsse funkeln mich in allen Farben an. Mein erster Gedanke aber ist:
"Waschen!"
Während ich zum Waschbecken gehe, verlustiert sich der Chirurg mit dem englischen Protokoll:
"A dog!" gluckert er.
"Jumped up…", kichert er.
"Pushed her!"verkündet er, mich anstrahlend, mit gar nicht mal so üblem englischen Akzent.
Dann schickt er mich zum Röntgen eine Etage tiefer.
Wieder sitze ich mit zwei weiteren Kandidaten eine Stunde lang im Wartezimmer, bis die Orthopädin ihre Sprechstunde beendet und die Schwester Zeit zum Röntgen hat. Ich bin die Letzte. Auf dem Rückweg schaue ich das Foto an. Ich kann keinen Unterschied zum englischen von vor fünf Tagen sehen. Sieht eigentlich ganz gut aus.
Obwohl die inzwischen rosa-blond gewordene Schwester oben an der Rezeption meint, ich käme sofort als Nächste dran (also nichts mit kurz Runtergehen und Rauchen), warte ich nochmals zwanzig Minuten, bis ich ganz allein im Wartezimmer sitze. Quaster hüpft fröhlich vorbei:
"So, jetzt kommt noch die Frau da dran."
Er blubbert ein Weilchen an der Rezeption weiter und nimmt mich endlich mit. Auch ihm gefällt, was er sieht, nur mit der seitlichen Aufnahme ist er nicht zufrieden, weil der Aufnahmewinkel nicht ganz stimmt. Dann geht er wieder fünf Minuten blubbern. Die letzten Sprechblasen spülen ihn zurück ins Zimmer:
"Im Westen isses immer wärmer. Im Osten is immer Scheißwetter."
Vor dem Gipsen diskutieren die zwei verbliebenen rosa Schwestern die Schlauchbreite und die neuen Gipsverbände. Quaster schreibt lustig vor sich hin.
"Gibt’s Probleme?"
"Nein."
Er hält’s aber doch nicht aus, muss mitdiskutieren. Endlich bekomme ich meinen Gips. Im Prinzip genauso wie in Cornwall, nur länger bis zur Ellenbeuge…
"Aber aufpassen, dass es nicht piekt!"
… und vorn bis über die ersten Fingerglieder, fester und mit dickerer und breiterer Gipslage. Quaster und die Schwarzhaarige sind stolz wie die Amseln auf ihren Gips. Allerdings fehlt die Ausbeulung am Gelenk. Während er aushärtet, muss ich die Handfläche auf eine Flasche legen und Ellenbogen und Handballen auf die Unterlage drücken. Die Schwarze macht ein wenig Smalltalk mit mir. Sie klopft an den Gips:
"Sehen Sie? Schon hart."
Sie kramt in einer Schublade und zeigt mir ein paar strahlend blaue Binden:
"Was halten Sie davon?"
Nicht übel. Am Ende bekomme ich sogar noch eine schwarze, ordentlich breite Schlinge, die nicht mehr in den Nacken schneidet. Wieso wissen die Allgemeinmediziner davon nichts? Die Schwester dort wollte wissen, was ich denn sonst haben wolle außer einem zusammengeknoteten Dreiecktuch.
Ich soll übermorgen ohne Termin zur Gipskontrolle kommen und am Dienstag früh – seeehr früh! – zur Chirurgin. Natürlich ist mir der Bus vor der Nase weggefahren, und ich bin über den ganzen Berg nach Hause gelaufen.
© Angela Nowicki, 3. Juni 2010
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