Mittwoch, 31. Juli 2013

Lasten abgeben - Vater

Seelenreise vom 22. Mai 2012

Am Abend nach einem schlimmen Kopfschmerztag empfahl mir meine Freundin dringend, ganz stur jetzt immer Lasten abzugeben an alle Leute, die mir einfallen, und auch Lasten von meinen Töchtern zurückzunehmen, aus rein egoistischen Gründen, um meine Schuldgefühle abzubauen.

***
Beim Einschlafen rief ich nach Lukas und ließ mich ganz fallen. Er erschien auch irgendwann, und ich sagte ihm, ich wolle gern jemandem seine Lasten zurückgeben. Er solle bestimmen wem, und ich bat ihn auch zu entscheiden, wie viel dieser Lasten bei der anderen Person verbleiben sollen und wie viel die geistige Welt auflösen kann.
Dann ließ ich mich wieder fallen und wartete einfach. Eigentlich dachte ich am ehesten an meine Mutter, aber ich ließ all meine Vorstellungen versinken. Nach ganz langer Zeit erschien urplötzlich das Passbildgesicht meines Vaters vor mir. Ich habe es richtig deutlich gesehen und erkannt! Das ist interessant - es ist schon das zweite Mal, dass ich die Person nicht festgelegt habe, und jedesmal erscheint von selbst die väterliche Familie. Dabei bin ich eigentlich überzeugt, die meisten Lasten von meiner Mutter übernommen zu haben.

Ich begrüßte meinen Vater und sagte, ich danke ihm für alles und habe ihn auch lieb, aber ich werde ihm jetzt seine Lasten zurückgeben, denn es seien seine und nicht meine. Dann wartete ich und konzentrierte mich Schicht für Schicht auf meinen Körper.
Während ich so im Empfinden meinen Körper von oben nach unten durchwanderte, passierte gar nichts. Doch eine Weile, nachdem ich damit durch war, spürte ich ganz deutlich einen starken Druck auf und um den Kopf, als sei der Schädel zu eng für das Gehirn, und kurz danach auch in den Füßen und Unterschenkeln. Ich blieb ganz gelöst und wartete, bis der Druck allmöhlich nachließ, bis er ganz verschwunden war.
Noch einmal bedankte ich mich bei meinem Vater und sagte, er möge jetzt in Frieden gehen, und ich werde meinen eigenen Weg gehen.

Es passierte dann gar nichts mehr, und als ich Lukas bat, das gemeinsame Thema zwischen mir und meinem Vater gezeigt zu bekommen, passierte auch nichts.

© Angela Nowicki, 31. Juli 2013

Dienstag, 30. Juli 2013

Sichtachsen

Tagebucheintrag vom 12. und 15. Mai 2012

Und dann hatte ich im Bade noch eine Erleuchtung, eine emotionale wieder, wie sie sich in letzter Zeit auffällig häufen: Ich hatte mich bis dahin heute erst mal nur mit meiner Venussequenz beschäftigt. Daraus ging hervor, dass es schon immer meine Abwehrstrategie gewesen sein muss, keine Schwäche preiszugeben, nach dem Motto: „Mich verletzt hier keiner!‟ Äußerlich stimmt das ja, aber spätestens seit meiner Tramperzeit war diese Maske nicht mehr zu halten, da hatte ich regelmäßige Zusammenbrüche vor anderen, die mir natürlich unvorstellbar peinlich waren.
Und warum? Woher kam diese Persönlichkeitsänderung? Von der Scheidung! Wenn meine Eltern sich nicht hätten scheiden lassen (oder früher! oder später!), wäre ich womöglich für den Rest meines Lebens in diesen Vermeidungsmustern stecken geblieben und hätte es nicht mal gemerkt.
Und was heißt das? Die Scheidung meiner Eltern war ein Segen für mich!
Und was war mit meinem Alkoholismus? Der hatte noch einen anderen Zweck als das, was ich bisher - völlig zu Recht - als richtig erkannt hatte: Es waren auch Ausbrüche aus dieser Vermeidungshaltung. Dieser ständigen Stärkestellung - wie nennt Döbereiner Sonne-Saturn? „Ständig in Willenshaltung und unter Absicht‟ - jawoll! Mir die Rübe vollzuknallen, war meine einzige Möglichkeit, meine innere Schwäche auszuleben, die in mir wütete wie Ägyptens Plagen. Wenn ich nicht gesoffen hätte, wäre ich vielleicht versteinert.
Und was heißt das nun wieder? Mein Alkoholismus war ein Segen für mich!

Die größte Scheiße in meinem Leben war in Wirklichkeit der größte Segen für mich!

Und das war mal keine intellektuelle Erkenntnis, sondern ein emotionales Begreifen.

***

Heute taucht plötzlich wieder das Gefühl auf, dass mein Traum, den ich jetzt endlich (wieder)gefunden zu haben glaubte, doch nicht das Gelbe vom Ei ist. Dass ich eigentlich im Innersten immer von ganz materiellem Glück geträumt habe: ein schöner Wohnort, eine schöne Wohnung, gutes Aussehen, bunte Klamotten und vor allem - viele Freunde, viele Abenteuer, viele Reisen und emotionale Erlebnisse. Ich komme an diese Vision aber nicht ran. Ich weiß nicht, ob das nur ein Loch ist, das erst mal aufgefüllt werden muss, um dann den eigentlichen Traum hervorzubringen, oder ob es der Traum ist... Weil ich so vieles nicht wissen kann: wie die Freunde beschaffen sein müssten, unter denen ich mich wirklich glücklich fühle, ob ich denn dauernde Reisen überhaupt aushalten würde, wieso ich mich dann seit Jahren so konsequent zurückziehe, weil Kontakte mich schlauchen, und noch so vieles mehr...
Am Ende läuft doch wieder alles darauf hinaus, dass ich eh nichts anderes machen kann, als ich mache, dass sich also an meinem äußeren Leben durch solche Überlegungen kein Deut ändern wird, denn den Wohnort habe ich ja nun schon fest anvisiert.
Aber abends öffnete sich mir eine weitere Sichtachse: dass ich während meiner ganzen Kindheit verpuppt war und diese Verpuppung mit der Scheidung aufgebrochen ist. Was bedeutet, dass ich in meinen paar wilden Jugendjahren tatsächlich das erste und einzige Mal „ich‟ war, aber es war ein Ich im Larvenstadium, ein diffuses, unbekanntes, völlig chaotisches Ich. Dann fiel wieder der Vorhang, über zwanzig Jahre lang. Seit der Jahrtausendwende bin ich zum zweiten Mal auf dem Weg zu mir, dieses Mal aber ganz anders. Nicht so radikal von allen äußeren Fesseln befreit wie damals, wo ich denn ja auch sofort jeglichen Halt verlor. Dieses Mal mit Halt, in einem komplexen Krückengerüst, daher abgesichert, daher aber auch mühseliger...
Verrücktes Leben.

© Angela Nowicki, 30. Juli 2013

Montag, 29. Juli 2013

Däumelinchen

Traum vom 22. April 2012

Alle beschäftigten sich mit Paul, und niemand nahm seine kleine Schwester wahr. Ich wunderte mich, dass das ältere Kind mehr Aufmerksamkeit erhielt als das jüngere.
Es war ein unheimlich niedliches kleines Mädchen, gerade daumengroß. Ihr Vater konnte ihrer nicht Herr werden, denn sie war dauernd verschwunden, ging ihre eigenen Wege. Ich war ständig hinter ihr her, denn ich fand, sie müsse doch etwas essen. Sie aß so wenig, zum letzten Mal hatte sie wohl frühmorgens gegessen und auch da nur eine spatzengroße Portion, und jetzt war später Nachmittag. Es war da ein Teller mit einem orangefarbenen Fruchtbrei, doch den wollte sie überhaupt nicht, sie rannte immer weg oder spuckte ihn wieder aus, wenn man versuchte, ihn ihr in den Mund zu stecken. Etwas unterhalb dieses Breis steckte aber auch noch ein leuchtend roter. Ich war überzeugt, dass sie den mochte, sie bekam ihn nur nie.
Auf einmal schlüpfte sie geschwind in eine kleine, runde Hülse, so groß wie ein Urinröhrchen, so klein war sie. Ich machte ihren Vater darauf aufmerksam: „Schau, ich glaube, sie hat sich allein schlafen gelegt.‟ Aber sie war zu unruhig, um zu schlafen - schwupp! war sie wieder weg. Wieder lief ich hinter ihr her und suchte sie, um sie zu füttern. Ich tat das, weil ich überzeugt war, dass ein Kind mindestens drei Mahlzeiten am Tag braucht und auch noch ordentliche. Seltsamerweise machte der Winzling aber den Eindruck, als brauche er eben keine drei Mahlzeiten. Der Kleinen genügten sehr seltene Spatzenportionen, wenn überhaupt. Ich begann laut zu überlegen, ob sie sich nicht von Licht ernähre. Vielleicht war es eine Elfe?
Endlich hatte ich sie und wollte ihr den roten Brei geben. Sie saß ganz erwartungsvoll da, offensichtlich würde sie endlich essen. Doch als ich ihr den Löffel in den Mund steckte, spuckte sie sofort wieder - ich hatte ihr aus Versehen den orangefarbenen Brei verabreicht. Wie ich mich auch mühte, roten Brei auf den Löffel zu bekommen - es schob sich immer der orangefarbene drauf.

© Angela Nowicki, 29. Juli 2013

Sonntag, 28. Juli 2013

Die verschollene Mutter

Traum vom 5. April 2012

Wir waren in Berlin, und dort ist meine Mutter verschollen. Als wir wieder nach Hause kamen und ich am nächsten Morgen aufstand, sah ich, dass die Wohnungstür noch sperrangelweit offen stand und das Zimmer meiner Mutter leer und ihr Bett unberührt war. Sie hätte im Verlauf des vergangenen Tages heim kommen müssen, und sie war nicht gekommen. Ich sagte zu meinem Mitbewohner: „Meine Mutter ist nicht nach Hause gekommen! Wir müssen sie als vermisst melden!‟

Und dann begann ein ewiger Gang zur Polizei, der nie vollendet, sondern durch ständig neue Ereignisse abgelenkt wurde. Einmal bemerkten wir, als wir auf die Straße meiner Kindheit kamen, eine Unruhe. Passanten starrten immer wieder irgendwohin auf der anderen Straßenseite. Dort war ein Haus eingerüstet, aber was sollte sein? Da war nichts. Erst als wir zum zweiten Mal rauskamen, sahen wir, dass ein Bauarbeiter offensichtlich vom Gerüst abgerutscht war und nun in der Luft hing und um Hilfe rief. Es war eines der alten Holzgerüste, und der Bauarbeiter hing zwischen den Streben einer diagonal nach oben führenden Leiter.
Mittlerweile war schon die nächste Nacht vergangen, und meine Mutter war noch immer nicht da. Ich begegnete im Hausflur unserem Hausbesitzer und erzählte ihm das. Selbst im Traum fragte ich mich, was das den eigentlich angehe, doch offensichtlich ging es ihn an, er konnte da wohl auch etwas unternehmen, aber der hier nahm es nur zur Kenntnis. Es war ein junger Mann, und er schien irgendwie zu unseren Freunden zu gehören.
Unterwegs in der Straßenbahn zur Polizei überlegte ich, was ich antworte, wenn sie mich fragen, warum wir die Vermisstenanzeige erst so spät aufgeben. Die richtige Antwort fiel mir zum Schluss ein: Die Polizei macht doch ohnehin nichts, bevor nicht mindestens zwei Tage vergangen sind.

Es war so, dass auch mein Mitbewohner und andere mich immer wieder von der Suche nach meiner Mutter ablenkten und ich dann irgendwann zu drängeln begann. Ich sagte, ich sei ganz sicher, dass ihr etwas passiert sei - entweder habe sie einen Unfall gehabt, oder sie habe sich verirrt in Berlin. Wir müssen sie finden!

© Angela Nowicki, 27. Juli 2013

Freitag, 26. Juli 2013

First find your damned conditionings!

Tagebucheintrag vom 29. März 2012

Und wieder konnte ich nicht schlafen. Schlief vielleicht eine Stunde und war hellwach. Las, rauchte, aß, schlief wieder eine halbe oder eine Stunde und war wieder hellwach. Dann ging gar nichts mehr. Halb fünf setzte ich mich verzweifelt an den PC und übersetzte zwei Seiten. Ich dachte erst, ich mache gleich durch und gehe halb acht zum Arzt, doch das ging nicht, denn mein Körper war hundemüde, und mein Geist zermatscht - ich brauchte über eine Stunde für die zwei Seiten und konnte dann einfach nicht mehr. Halb sieben stellte ich meinen Wecker auf halb zehn und schlief endlich ein.

Halb eins trieben mich brüllende Kopfschmerzen aus dem Bett. Irgendwie schaffte ich es noch, bis halb zwei zu schlafen. Die Kopfschmerzen brüllten zwar nicht mehr ganz so laut, aber es reichte, ich war einfach krank.
Ich schaffte gerade noch weitere zwei Seiten, aber sonst nichts, es ging einfach nicht. Ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen. Am Nachmittag rief ich meine Freundin an, um sie zu bitten, eine Geistheilung für mich zu machen. Sie hatte gerade keine Zeit, wollte aber spätabends etwas für mich tun.

Sie brachte mich jedoch auf die Idee, mithilfe der Genschlüssel und des HDS zu untersuchen, welche „Lasten‟ (Konditionierungen) ich von meinen beiden Eltern und überhaupt von meiner Familie übernommen habe.

Ich fing mit meiner Mutter an und begann sogleich zu Beginn, interessante Übereinstimmungen zu entdecken.

Gegen halb sechs waren meine Kopfschmerzen schon wesentlich besser, und gegen sieben waren sie ganz weg. Da machte ich noch einmal einen kräftigen Spaziergang. Um elf fiel ich todmüde ins Bett, las noch bis Mitternacht und schlief dann sofort wie ein Stein.

© Angela Nowicki, 26. Juli 2013

Donnerstag, 25. Juli 2013

Find your damned genius!

Tagebucheintrag vom 10. März 2012

Witzige Entdeckung gemacht:
Als geistiges Wesen gehöre ich natürlich in meinen Kopf, aber es muss ein Gleichgewicht da sein, d.h. ich muss zu gleichen Teilen auch körperlich und sinnlich tätig sein. Bis zur Geburt meiner Kinder war dieses Gleichgewicht auch ganz natürlich da, und vielleicht fühle ich mich heute so unvollständig, weil ich diesen natürlichen Drang zu trampen, Sport zu treiben usw. nicht mehr ausleben kann. Aber egal.

Zum ersten Mal verschob sich das Gleichgewicht mit dem ersten Kind. Und zwar zu Ungunsten des Kopfes - ich musste immer mehr in Körper und Beziehungen, Alltag hinein, dass ich schließlich regelrecht aus meinem Geist ausgesperrt blieb. Es war wie eine Vertreibung aus der Heimat. Vielleicht findet sich hier auch ein weiterer Grund für meine Alkoholsucht: Der Alkohol öffnete meinen Geist, ich durfte für zwei, drei Stunden „nach Hause‟ - und tatsächlich hat es mich ja fast immer nur zur Flasche getrieben, um wieder mal im Lesen und Schreiben schwelgen zu können, es war fast ekstatisch.
Schließlich kam der Umkehrpunkt: I am living behind a curtain... Nein, es war 1999, als ich die letzte abhängige Arbeitsstelle hinter mir ließ, als die Kinder aus dem Haus bzw. fast erwachsen waren, als endlich die Hausarbeit immer weniger wurde, da kehrte ich mit einem nicht enden wollenden Fest in meinen Kopf zurück. Und - peng! - hörte ich auf zu trinken. Vor allem, nachdem ich 2000 ein Vierteljahr lang alle Psychologie-Vorlesungen an der Uni besucht hatte, denn da war ich zum ersten Mal in meinem Leben wunschlos glücklich.
Jetzt aber schlug das Pendel zur anderen Seite aus - nämlich ab 2002 und so richtig dann ab 2004, seit ich die geistige Arbeit zum Beruf gemacht habe. Seitdem bin ich in meinem Kopf, meiner Heimat, gefangen - wie damals, als ich den PM12 hatte. Nun durfte ich nicht mehr nur endlos schreiben, lesen und denken, ich musste es auch, und das Schlimme war (und ist): Es ist eine nachschaffende geistige Arbeit, das Übersetzen, und keine schöpferische. Oder sagen wir besser: Es ist kein Selbstausdruck, und der ist für mich genauso essenziell wie das Gleichgewicht aus Geist, Körper und Sinnen.

Okay - 23 Jahre Gleichgewicht - 20 Jahre Körper-Exil - 5 Jahre Gleichgewicht - 7 Jahre Kopf-Exil - und jetzt zurück ins Gleichgewicht.

Heute:
Mein unaufhörliches Nachdenken über mich und mein Leben, mein Analysieren, Planen und meine Nonstop-Selbstgespräche - all das ist ein einziger großer Fake, eine Kompensation, eine Reaktion - es ist nicht wirklich, und es ist nicht nötig, und es hat nichts mit der Realität zu tun! - denn: Sobald ich im Gleichgewicht zwischen Kopf und Körper bin, sprich: Sobald ich erst mal den halben Tag lang wandern gehe, Yoga mache, male, aufräume, verstummt diese Dauerbeschallung in mir, und ich höre automatisch auf, über mich nachzudenken! Auf einmal bin ich still und in meiner Mitte.
DAS ERLEBE ICH SEIT VIELLEICHT VIERZIG JAHREN ZUM ERSTEN MAL!

Dann habe ich mir noch was überlegt:
Was wollte ich denn ursprünglich am meisten vom Leben? Berühmt werden? Ich wollte ein Genie sein! Nicht mehr und nicht weniger. Und das bedeutet: Ich wollte etwas machen, worin ich auf der ganzen Welt die absolut Beste bin, was sonst keiner tun könnte - wie Janis Joplin im Singen.
Jetzt ist die Frage: Worin bin ich denn die Beste? Als Kind und noch als Jugendliche und junge Frau war ich von dieser Genialität in mir total überzeugt. Und mir ist heute erst mal richtig aufgefallen, dass diese Überzeugung mittlerweile einfach weg ist - ja, es ist so weit gekommen, dass ich mich überall für mittelmäßig bis bestenfalls sehr gut halte! (meine Träume von genialen Kindern!)
Nicht mal mehr in der Sprache halte ich mich für die Beste. Weder in Fremdsprachen noch im Schreiben - ja, es ist so weit gekommen, dass ich mir nicht mehr zutraue, einfach mal so eine Fremdsprache zu erlernen, dass ich schon wieder Angst habe, nach England zu fahren, weil ich die Sprache nicht mal annähernd beherrsche! Und ich schäme mich dafür!
Gut, ich muss jetzt mein Genie wiederfinden. Mir schwant schon was... Jedenfalls liegt es definitiv nicht auf einem hergebrachten Spezialgebiet, wie Literatur, Lyrik, bildende Kunst, Musik, Schauspiel, Tanz, Film, Fremdsprachen oder Forschung oder auch Beratung...

© Angela Nowicki, 25. Juli 2013

Abschied vom Vater

Traum vom 2. März 2012

Mein Vater muss bald sterben. Ich muss bald sterben. Ich verabschiede mich von ihm. Mein Vater sitzt gemeinsam mit seiner Schwester und P. an einem runden Tisch. Er bastelt oder zeichnet irgendetwas, ist sehr beschäftigt. Ich verabschiede mich von ihm unter Tränen. Ich weine mir die Seele aus dem Leib, kann gar nicht wieder aufhören, er weint auch. Ich umarme ihn, sage, wie lieb ich ihn habe. Zum Schluss sage ich ihm, ich wünsche mir, dass wir uns vor dem Tod noch ein paarmal wiedersehen. Dann gehe ich durch den Flur nach draußen. Im Flur sind Menschen. Ich weine unaufhörlich. Es ist mir egal, was die anderen denken.

© Angela Nowicki, 24. Juli 2013

Dienstag, 23. Juli 2013

Tun ist nichts - Leben alles

Tagebucheintrag vom 8. Februar 2012

Zum ersten Mal im Leben bin ich durch den Nebel meiner Dauerverwirrung, die ich nicht einmal mehr bemerke, gedrungen und habe endlich erkannt, worauf es wirklich ankommt. Ob es bei meiner Angstphase jetzt direkt ums Rauchen oder Nichtrauchen geht oder nicht, ist zweitrangig. An erster Stelle geht es ums Erkennen - die alte Wahrheit, die mir seit Orban klar ist und die ich fast perfekt wieder vergessen hatte - ums Erkennen und Bewusstmachen der Ängste und Probleme, weiter nichts. Worum es definitiv nicht geht, ist der eigene Wille, denn der - wie ich nun wirklich mittlerweile wissen sollte - existiert nicht! Ich bin noch viel zu leistungsorientiert. Meine Frage ist dauernd, ob ich das Richtige tue, und die damit ständig gekoppelte Erwartung, bestraft zu werden, wenn ich das Falsche tue: Wenn ich weiter rauche, bekomme ich Lungenkrebs. Es ist doch bezeichnend, dass der heutige Befund nicht wirklich viel an meiner Angst geändert hat. Es kann ja sein, dass ich Lungenkrebs bekomme, dagegen kann ich aber nichts tun! Ich kann definitiv nichts tun, um mit dem Rauchen aufzuhören, um zu malen, um von Chemnitz wegzuziehen - das ist ganz unmöglich. Wenn ich etwas tue („schaffe‟), dann war das nicht mein Wille, sondern dann war ich einfach so weit. Ich selbst - mit meinem Willen, und das ist vielleicht die eigentliche und einzige Aufgabe des Willens, denn zu irgendwas muss er ja gut sein - ich selbst kann und soll nur so viel wie möglich wahrnehmen, erleben (Döbereiner!), und, wenn es mir gegeben ist, erkennen, aber schon das Erkennen liegt außerhalb meiner persönlichen Absicht. Ich muss im Grunde nur offen sein. Nichts weiter.
Und dann ändert sich mit der Zeit immer wieder etwas auf der zellulären Ebene, worauf ich ja keinen direkten Einfluss habe, bis ein Quantensprung erreicht wird, an dem ich dann plötzlich - keine Lust mehr habe zu rauchen (wie ich plötzlich kein Bedürfnis mehr hatte zu trinken), einfach malen muss, es mir ganz leicht fällt, die schwere Arbeit des Umzugs auf mich zu nehmen...

Was ich selbst beeinflussen kann: Wenn es mir schlecht geht, nicht auf Teufel komm raus versuchen, mit allen möglichen Hilfsmitteln mein Wohlbefinden wiederherzustellen (außer Kopfschmerzen - sorry, aber die werde ich nie einen Tag lang ertragen), sondern mich in dieses miese Gefühl hineinfallen zu lassen, mich darin zu suhlen und es zu erleben.

Und gleichzeitig ist mir auch zum ersten Mal in meinem Leben der Sinn des Lebens, eines jeden Lebens, aufgegangen: Da suche ich vierzig Jahre lang verquält nach meiner „Berufung‟ und find sie einfach nicht - dabei besteht der wahre Sinn des Lebens darin, die Themen, die man mit seinen Geburtskonstellationen aus dem kollektiven Bewusstsein auf sich genommen hat, auf die eben beschriebene Weise zu erleben und damit zu bearbeiten und, wenn es einem gegeben ist, zu erlösen. In diesem Augenblick, wo du das kapiert hast, bist du unwiderruflich raus aus der subjektiven Isolation und mitten drin im Dienen.
Jeder Mensch leistet mit seinem Leben einen Dienst an der ganzen Menschheit.

© Angela Nowicki, 23. Juli 2013

Montag, 22. Juli 2013

Angst vor Vernachlässigung

Tagebucheintrag vom 6. Februar 2012

Mit das Schlimmste - neben der Angst und den Zwangsgedanken - war nämlich auch die ganze letzte Woche, dass ich dauernd das unterschwellige Gefühl hatte, etwas ganz Wichtiges zu vernachlässigen, wofür ich bestraft werde. Das ist, denke ich, nun wirklich der Kern meines Problems. Angst vor Versäumnis? Da geht's aber nicht um Vernachlässigung äußerer Pflichten, sondern dass man selbst so viel wie möglich tun oder erleben möchte. Bei mir ist das nach außen, auf andere gerichtet:
Wenn man seine Steuererklärung nicht rechtzeitig abgibt, wird man bestraft.
Wenn man nicht fristgemäß zahlt, wird man vor Gericht gestellt.
Wenn man nicht zur Arbeit geht oder seine Aufträge nicht erfüllt, wird man gekündigt.
Wenn man sein Kind nicht füttert, stirbt es.
Das hat weder mit Märtyrertum noch mit Ungeduld zu tun, das ist etwas ganz anderes, was in den angeblichen Urängsten völlig fehlt. Die Angst vor Vernachlässigung - äußerer Pflichten oder der eigenen Person. Im Grunde ist das doch eine Angst vor Verantwortung?

© Angela Nowicki, 22. Juli 2013

Die Sucht des Kindes

Tagebucheintrag vom 4. Februar 2012

Das Wichtigste ist die Allmählichkeit - das war doch bei meiner Alkoholentwöhnung genauso. Es muss eine Entwöhnung sein, niemals eine Überwindung! Und das deshalb, weil ich so nach und nach lerne, mich fallen zu lassen - in den Augenblick, in eine Tätigkeit, in Gespräche, in Beobachtungen -, das würde ich nie auf Anhieb können, und genau das würde es mir unmöglich machen, radikal aufzuhören und auch nur einen oder auch nur drei Tage durchzuhalten. Ich muss meinem inneren Kind erst mal ganz sachte zeigen, wie es sich ohne Zigarette wohl fühlen kann.

Das ist eine sehr gute Idee - ich meine, Kinder darf man ja auch nicht mit Gewalt zu irgendetwas zwingen. Und ich glaube, genau da liegt mein Suchtproblem! Weil mein Vater mich als Kind immer zu allem gezwungen hat! Das habe ich verinnerlicht, und nun kann mein Unbewusstes selbst kaum noch anders, als mich zu peitschen und mir schlimme Vorwürfe zu machen (Schuld!) und mich hart zu bestrafen (Bestrafungsangst!), wenn ich „versage‟. All das ist ein ganz schiefes Vokabular! Ich werde nur glücklich, wenn ich lerne, den Vater in mir durch eine liebende Mutter zu ersetzen (die ich zwar kaum hatte, die ich aber durchaus sein kann), für die das eigene Kind nie versagt, sondern immer einzigartig und liebenswert ist, ob es nun raucht oder nicht. Sie zeigt ihrem Kind ganz liebevoll und clever, wie es etwas anders, besser, gesünder machen kann, aber ihr Kind kommt aus dem Kinderheim und muss erst mal seine Altlasten los werden, und da hat sie unendliche Geduld und Liebe, drückt es an sich und sagt immer wieder: „Macht doch nichts! Beim nächsten Mal klappt's besser. Und müssen musst du überhaupt nichts, du bist und bleibst mein Wunderkind.‟

© Angela Nowicki, 21. Juli 2013

Sonntag, 21. Juli 2013

Warmer Entzug?

Tagebucheinträge vom 31. Januar - 3. Februar 2012

Eine schlimme Woche liegt hinter mir - und das war nun meine ersehnte Urlaubswoche. Während es am Montag noch mal richtig steil bergauf ging, stürzte ich am Dienstag in ein abgrundtiefes Loch, mitten in meine Ängste hinein, und seitdem versuche ich mühselig, wieder herauszukrabbeln, bin aber immer noch nicht draußen.
Ich muss sagen, der Auslöser war wohl erst das Buch von Stefan Back, das ironischerweise den Titel trägt „Ohne Angst Nichtraucher werden‟. Ich habe erst am Donnerstag mitgekriegt, was für massive Ängste der Typ schürt, der behauptet, Ängste abzubauen. Ja, er versucht die Angst vor dem Aufhören abzubauen, aber womit? Mit der Angst vor tödlichen Erkrankungen! Er will den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, und das geht ja nun gar nicht. Noch niemand hat aus Angst heraus etwas wirklich Gutes, Bleibendes geschaffen!

Am Dienstag ging es mir noch gut, weil ich hoffte, dass mich der Galeriebesuch oben hält. Aber dann versuchte ich dauernd, nicht zu rauchen - ging nicht - dann nur paffen - und das Ergebnis war, dass mein Kopf sich derart aufs Rauchenwollen fixierte und in diesen Gedanken stabil einklinkte, dass ich sogar noch mehr rauchte als sonst! Und dazu als Begleitmusik die steigende Angst vor einem Emphysem! Hmmm, lecker! So macht das Leben Spaß!

Am Mittwoch schien es ein wenig aufwärts zu gehen, ich war nicht mehr so nervös und getrieben, aber der seelentechnische Ablauf in Bezug aufs Rauchen war derselbe wie am Vortag.

Am Donnerstag wurde es richtig schlimm. Ich fand es einfach lächerlich, dass ich unter einer massiven Entzugsdepression leide, wo ich noch gar nicht aufgehört habe zu rauchen. Aber ich habe auch das Gefühl, dass der Entzug praktisch schon jetzt stattfindet, ein „warmer‟ Entzug, nämlich der Entzug im Kopf, und wenn der geschafft ist, werde ich einfach nicht mehr zu rauchen brauchen - wie damals beim Trinken. Ich will auf keinen Fall einen Willensakt veranstalten, weil ich auf keinen Fall will, dass Zigaretten immer eine Bedrohung für mich darstellen. Ebenso, wie ich kein Alkoholiker mehr bin, will ich auch „kein Raucher mehr‟ werden und nicht „trockener Raucher‟.

Aber heute tobten meine beiden Ängste, die ich als zwei gegeneinander kämpfende, da widersprüchliche Ängste erkannte: die Angst vor Haltlosigkeit einerseits, die mich am Aufhören hindert - und die Angst vor dem Schuldigwerden (Versagen) andererseits, die mich am Rauchen hindert. So ist es nun so, dass ich nicht aufhören, aber auch nicht mehr normal rauchen kann - nach jeder Zigarette fühle ich mich Scheiße, wie ich mich aber auch Scheiße fühle, wenn ich nicht rauche - also grundsätzlich Scheiße. Ich würde das nun aber eigentlich nicht als Depression bezeichnen, denn hier wird ja nichts unterdrückt - es ist in Wahrheit das Gegenteil einer Depression: Die Ängste sind ausgebrochen und mir mehr als bewusst, und ich sitze in der Mitte zwischen ihnen, mitten auf dem Schlachtfeld zwischen den Fronten und kann gar nicht mal auf sie reagieren. D.h. ich kann gar nicht anders als reagieren, denn außer Rauchen und Nichtrauchen gibt es ja keine Alternative - tue ich das eine, schlägt die andere Angst zu et vice versa.
Und so endete ich heute als ein einziges Angst- und Krampfbündel. Bis ich es nicht mehr aushielt und MET machte. Sechsmal. Angefangen mit „Ich habe Angst, mit dem Rauchen aufzuhören‟ bis hin zu „Ich habe eine Scheißangst loszulassen‟ - da heulte ich Rotz und Wasser, und es hatte sich eine Menge gelöst - ich ging eine rauchen mit dem tiefen Gefühl, dass alle piepegal ist. Vor allem war mir eine mögliche tödliche oder irreversible Krankheit egal geworden, und das war wohl der größte Fortschritt.
Dann rief ich meine Freundin an. Natürlich brach mein ganzes Elend aus mir raus, und sie sprach lange mit mir darüber und sagte, ich sei keineswegs ein Versager, sondern, im Gegenteil, ein prachtvoller Mensch, der in seinem Leben bereits erfolgreich alles erreicht habe, was seine Bestimmung gewesen sei - sie sagte, ich habe so außergewöhnlich viele und schwere Lasten von meiner Familie übernommen und keine davon an meine Kinder weitergegeben, und wenn ich sie verletzt habe, dann nur, weil ich nicht anders konnte. Auf jeden Fall habe ich immer gekämpft und mein Bestes gegeben und nie aus Bosheit heraus gehandelt.
Danach war der Spuk ein paar Stunden lang vorbei, ich atmete auf. Ich stand sogar schon vor dem Balkon, kehrte aber um und zog mich wieder aus, weil ich keinen Sinn in einer Zigarette sehen konnte. Im Laufe des Abends wurden die Ängste zwar wieder lauter, aber ich hatte etwas sehr Wertvolles gefunden: das MET.

Am Freitag hatte ich früh einen Termin zur Blutabnahme bei meiner Hausärztin. Erst kurz vor dem Mittagessen merkte ich, dass ich das Frühstück völlig vergessen hatte, ich hatte nicht mal ans Essen gedacht. Dafür rutschte ich im Laufe des Tages wieder sanft in meinen Angstkrampf rein. Vor allem die Rufe des Wilden Weibes in meiner gestrigen Seelenreise wirken schon, zumindest überzeugen sie mich geistig derart, dass die Schuld- und Versagensängste unmerklich leichter werden. Der Angstkrampf ist auch längst nicht mehr so schlimm wie gestern, aber es ist nun schon der dritte Tag, an dem mir eine Stunde Schlaf fehlt und ich das auch merke. Ich bin hundemüde. Ich hatte den ganzen Tag zu tun, mich irgendwie seelisch einigermaßen gerade zu halten.

Am späteren Abend schlug alles um. Ich war halb zehn noch eine rauchen, und auf einmal war ich sicher, das nicht mehr zu brauchen. Ich hatte nach Kräuterzigaretten gegoogelt und Hunderte von begeisterten Berichten in einem Forum gelesen, wo aber eigentlich alle schrieben, der Entzug sei so hart geworden, dass sie schon deshalb nie wieder rauchen würden, um sich das nicht noch mal anzutun. Gleichzeitig priesen sie in Lobgesängen die Kräuterzigaretten, ohne die sie es nicht geschafft hätten. Da kam ich ins Grübeln: Also, einen harten Entzug kriege ich auch ohne den Kräuterersatz hin. Machen diese Leute sich nicht ganz gewaltig was vor? Sie rauchen Monate oder Jahre nach dem „Aufhören‟ immer noch - nur eben Kräuterzigaretten, die zwar kein Nikotin, dafür aber allemal noch ca. 3 mg Kondensat drin haben! Ich frage mich, wozu man dann mit dem Rauchen aufhört, wenn man sich die Lunge weiter mit Teer vollkleistert? Dann ist das Nikotin doch völlig schnurz! Abhängig sind sie doch trotzdem noch - der eine mehr, der andere weniger, aber gar nicht mehr rauchen taten die wenigsten - wie im richtigen Leben. *lol*
Vor allem aber juckte es mich irgendwann, dieses „aaah, was habe ich gelitten‟, „aaah, was war der Entzug hart, nie wieder!‟ Ich dachte, ich würde mich am liebsten hinstellen und schulterzuckend verkünden, dass der Entzug eigentlich total easy ist: Ich habe keine körperlichen Beschwerden (worüber etliche klagten), ich habe nicht mal seelische Beschwerden - außer dem ständigen Gedanken an die Zigarette, d.h. eigentlich ans „Rausgehen und eine Rauchen‟ - na, und? Gedanken sind doch keine Beschwerden. Ich redete mir voller Überzeugung ein, dass Aufhören überhaupt kein Ding sei - jedenfalls nicht für mich - und das war der Wendepunkt.
Erst mal rauchte ich die nächste Zigarette erst nach zweieinhalb Stunden, und auch da überlegte ich, ob ich das nicht lieber lasse. Ok, ich hab eine dreiviertel Stunde später noch die letzte auf dem Küchenbalkon geraucht. Es geht einfach darum, und das ist mir das Wichtigste:

ICH WILL MICH ZU NICHTS ZWINGEN. WENN ICH DAS TUE, WIRD DAS BEDÜRFNIS NIE AUFHÖREN, DANN WERDE ICH IMMER „TROCKENER RAUCHER‟ SEIN.

ICH WILL, DASS MIT DER ZEIT DAS BEDÜRFNIS EINFACH NACHLÄSST, SO WIE BEIM ALKOHOL. DASS ICH IRGENDWANN VON SELBST KEINEN BOCK MEHR HABEN WERDE ODER MICH DAVON MEHR ABGESTOSSEN ALS ANGEZOGEN FÜHLE - DANN WERDE ICH AUCH NICHT MEHR RAUCHEN. UND ZWAR VON SELBST.

Keine Angst. Kein Zwang. Angst ist ja auch immer Zwang. Das ist das Wichtigste.
Der Rest spielt sich im Kopf ab, und genau da arbeitet es ja seit Montag so heftig.

© Angela Nowicki, 20. Juli 2013

Samstag, 20. Juli 2013

Herzenswärme spüren

Seelenreise vom 3. Februar 2012

Ich erwachte auf dem Berg in Tintagel, ganz nahtlos. Nackt, eingehüllt in warme Decken. Lukas stand vor mir und schlug, wie rituell, die Decken auf: erst rechts, dann links. Ich stand auf, und er fragte: „Wie geht es dir heute, nachdem du deine Sünde abgewaschen hast?‟ Er war auf einmal seltsam ernst.
„Sünde?‟ fragte ich. „Davon war eigentlich gar nicht die Rede... Aber klar, Schuld ist immer auch Sünde... Seit einer Stunde etwa geht es mir etwas besser.‟
Ich bat darum, die Wärme meines Herzens spüren zu dürfen.
„Dann zieh dich besser erst mal an‟, schmunzelte Lukas. Ich war ja noch nackt.
Ich zog meine normalen Hausklamotten an. Als ich mir gerade mein dunkelblaues T-Shirt überstreifte, meinte Lukas: „Zieh doch mal schöne Kleider an!‟
Da sah ich sie: Ein Stück weiter lagen die total ausgeflippte, leuchtend grüne Samtpluderhose und der Sari, die ich mir in Leipzig im Tranquillo gekauft hatte, für später, wenn ich mal freier bin... Ich zog sie an, dazu rote, flache Schnallenschuhe. Der herrlich rot-bunt gemusterte Sari war zu einer Tunika vernäht worden, die ich vorn zuknöpfen konnte. Darunter trug ich ein noch längeres, ockerfarbenes Shirt, fast schon ein Kleid. Es war ganz verrückt: Ich hatte auf einmal aufgesteckte Zöpfe wie ein Mädchen. Darüber zog ich mein rot-gelb-grün gestreiftes Stirnband. An meinen Armen erschienen ganz viele silberne Armreifen, die klimperten, ich trug einen Haufen Hippieketten und lange Ohrringe mit vielen Kettchen. Aber da tanzte ich schon. Mal sah ich mich von außen, mal war ich in mir drin, immer im Wechsel. Ich sah, wie ich tanzte, eine Zigeunerin, ein wildes Weib, und ich tanzte selbst. Einen Stammestanz, einen Fruchtbarkeitstanz, verschiedene Figuren, hüpfend, stampfend, steppte, meine Arme tanzten, meine Finger schnippten. Schließlich tanzte ich in immer engeren Kreisen, und Lukas sagte: „Grabe dich in dein Herz hinein!‟
Mein Herz, das war die Erde, die kornische Erde, die englische. Ich grub mich immer tiefer tanzend in diese Erde hinein, bis ich in einer Parallelwelt herauskam. Die gleiche Szenerie: der Berg in Tintagel, aber es war Nacht, und überall, auf allen Bergspitzen und Landzungen über der Keltischen See brannten riesige Feuer. Bevor ich die Feuer sah, hatte ich einen offenen Kamin in einem großen englischen Landhaus gesehen. Es war, als ob all die großen Feuer von diesem Kaminfeuer gezündet worden wären. Überall tanzten und standen Menschen an den Feuern, Menschen, die, wie ich spürte, genau wussten, was diese Nacht und diese Feuer bedeuteten: Es waren Beltane-Feuer, und sie wurden entzündet, um die lange, kalte Nacht des Winters zu vertreiben.
Erst tanzte ich quer durch die Landschaft, von einem Feuer zum anderen. Dann kam ich zurück auf unseren Berg am Artus-Schloss und trat an dieses eine Feuer. Ich öffnete meinen Körper vorn wie einen Schrank und nahm ein Stück vom Feuer in mich auf. Als ich meinen Körper wieder geschlossen hatte, brannte und wärmte das Beltane-Feuer in mir drin weiter, so dass ich leuchtete wie eine Fackel und Wärme ausstrahlte, wohin ich auch kam.
Das war meine Herzenswärme.

Ich sah mehrere Gesichter vor mir, von alten und jungen Menschen, armen, gewöhnlichen Menschen, die es schwer im Leben haben, aber ein gutes Herz.
Und dann sah ich in einer Veranda einen Haufen großer Blumentöpfe mit Pflanzen drin. Eine war ein Oleander. Ich nahm die Töpfe an mich und wurde flugs in meine Steppe versetzt. Dort grub ich Pflanzlöcher und pflanzte die Sträucher und Blumen ein, in einer lockeren Reihe, und diese Reihe führte in Richtung England.
Als alles gepflanzt war, öffnete ich wieder mein Herz-Chakra, es fuhr seine Gießrinne aus, so dass ich alle Pflanzen, einschließlich der ersten Blumen, die ich früher schon dort gepflanzt hatte, richtig einwässern konnte. Dieses Mal loderte aber auch das Beltane-Feuer aus meinem Herzen und verbreitete Wärme und Licht in diesem Teil der Steppe.
Hängematte! Hier muss irgendwo eine Hängematte hin, aber es gibt keine Bäume. Schon grub ich wieder Gruben und pflanzte eine Linde und eine Lärche mitten in die Steppe. Wenn sie groß sind, kann ich dazwischen eine Hängematte aufspannen. Noch einmal begoss, wärmte und erhellte ich die Linde, die Lärche und auch die Birke, die vor langer Zeit schon ein Stück weiter weg auf eine Anhöhe gepflanzt hatte.
Ich konnte gar nicht wieder aufhören zu gießen, verschwendete mein Herzenswasser über die ganze Steppe - und da geschah ein Wunder: Der Himmel verfinsterte sich mit stürmenden, violetten Wolken, und es setzte ein ein wahrer Monsun ein: Es regnete über der Steppe wie in der Regenzeit über der Wüste, der Regen peitschte den Sand und Staub auf, und überall schossen wie durch Zauberei die wunderschönsten, exotischsten Blumen, Gräser und Grünpflanzen hervor! Schließlich bildete sich sogar ein kleiner Teich! Und eine Hand kam aus dem Nichts und streckte sich nach meiner aus.
Auf einmal stand ich in einer regelrecht tropischen Landschaft voller verschiedener Palmen, üppiger Gewächse und farbiger Blumen mit dem Teich in der Mitte, und alles troff von warmer Feuchtigkeit.

Als ich mich verabschiedete, dachte ich nur kurz: „Eine Brücke von hier nach England‟ - und schon erhob sich eine riesige, weit gespannte Regenbogenbrücke über einen Abgrund oder Kanal hinweg, die überall mit kleinen, bunten Blumen besteckt war.

© Angela Nowicki, 19. Juli 2013

Donnerstag, 18. Juli 2013

Schuld abwaschen

Seelenreise vom 2. Februar 2012

Ich stand in der Steppe zwischen zwei hohen Steinen, die aussahen wie eine Art Eingangstor. Während der Einleitung galoppierte Lukas immer schemenhaft weg von mir. Dann war er da. Und wieder: Gerade, als ich meine Bitte zu formulieren begann, sah ich vor meinem geistigen Auge eine Holztruhe, schwer von alten, dunklen Münzen. Ich nahm sie, und Lukas sagte sofort: „Öffne sie.‟
Es waren ganz viele dunkle Münzen drin, aber auch tausenderlei Schätze. Ich sah Zeichnungen und Gemälde, ein kleines Buch, in dunkelroten Samt eingebunden, mit Goldbeschlägen, Mengen zierlichen Schmucks in allen Farben, eine Waldlichtung, eine sich entfernende, strahlend gelbe Postkutsche... Unheimlich viel! Es war, als entfalte sich vor meinen Augen eine Schatztruhe voller Farben, Formen, voll leuchtender Schönheit.
Lukas sagte: „Das alles sind deine Verdienste!‟
Er stand hinter mir und redete ununterbrochen, fast hypnotisierend auf mich ein: Das sind deine Verdienste, du hast all das erschaffen, all die Schönheit! Ich wendete ein, dass das Ich doch angeblich gar nicht wiedergeboren werde. Da sagte Lukas etwas Bemerkenswertes: So kompliziert und so einfach, um das Geheimnis des Seins zu verstehen, könne der Mensch gar nicht denken. Es sei alles wahr, und die Wahrheit sei so einfach, dass sie viel zu kompliziert für unsere Auffassungsgabe sei. Das hier sei mein, das seien meine Werke, ich sei unendlich reich, und das sei so, basta.
„Du warst immer gut‟, behauptete Lukas. „Du warst nie schlecht oder verdorben, du warst schon immer eine hohe, gute Seele, die alles getan hat, was in ihrer Macht stand.‟

Während ich mich an den Kostbarkeiten erfreute, standen wir auf einmal auf dem Berg in Tintagel über der Keltischen See.
„Geh jetzt und wasche deine Schuld ab‟, sagte Lukas lächelnd. Ich hatte diese Bitte noch gar nicht vorgetragen, er wusste, weshalb ich gekommen war. Ich stieg hinunter an den Strand und lief langsam ins Wasser. Ganz ausgiebig wusch ich zuerst meine Füße, dann die Unterschenkel, die Oberschenkel, die Genitalien, dann lief ich so weit ins smaragdfarbene Wasser hinein, dass ich ganz untertauchte, und wusch mit aller Gründlichkeit Bauch, Brust, Rücken, Arme, Gesicht, Kopf und Haare ab. Und die Hände, vor allem die Hände!
Während dieser Reinigung stand Lukas überlebensgroß draußen am Ufer und lachte. Er lachte wie ein Wissender, aus ganzem Herzen, gutmütig, aber sehr spöttisch, und er lachte über mich. Er rief immer wieder, es gebe keine Schuld, Schuld sei nur ein Konstrukt der Menschen, aber ich solle sie ruhig abwaschen. „Wasch deine Schuld ab, ja, wasch sie ab!‟ lachte er.
Dann zog ich in einzelnen Schubladen nacheinander alle inneren Organe heraus. Sie lagen jedes in seiner Schublade, und ich wusch sie rundherum gründlich ab: mein Herz, die Lunge ganz gründlich, ganz lange, die Nieren, die Därme, mein gesamtes Gehirn, um auch alle Schuldgedanken abzuwaschen.
Nun wusch ich auch alle meine Chakras aus. Interessant war, dass immer die Entsprechnungschakras gleichzeitig ansprangen: Als ich das Wurzelchakra wusch, wusch ich automatisch auch gleichzeitig das Kronenchakra usw.
Während ich mich so langsam und gründlich von aller Schuld reinigte, begann das Meer schmutzig zu schäumen, und die Schaumbläschen stiegen als dichte Wolken winziger Insekten auf. Da kamen die wilden Weiber.

Zuerst schwamm eine kleine, dicke, fast puttenartige, nackte Frau auf einem großen Delphin an mir vorbei. Später erschien eine hochgewachsene, gotisch wirkende Königin und schließlich eine Riesin - ein riesiges, fülliges, vollbusiges Weib mit lachenden, wilden Augen und wilden, roten Haaren. Alle drei schwammen im Kreis um mich herum und lösten die winzigen Insekten einfach auf. Dann nahmen sie mich in ihren Kreis hinein, wir hielten uns an den Händen und tanzten im Kreis durch die Keltische See.
„Wir wilden Weiber sind stark‟, jubelte die Riesin, so laut, dass man es wohl in ganz England hören musste. „Wir kennen keine Angst! Wir sind keine feigen Duckmäuser, die ständig ängstlich besorgt sind, dies zu lassen und jenes zu tun, um nur nicht krank zu werden und zu sterben! Wir haben keine Angst - wir leben!‟ lachte sie wild und triumphierend.
Zum Schluss sagten sie, ich solle nun gehen. Am Strand drehte ich mich um und winkte ihnen, und dann wickelte Lukas fürsorglich ein großes, weißes Handtuch um mich und führte mich wieder nach oben auf den Berg. Er legte mich ins Gras, wickelte mich in warme Decken ein und sagte beruhigend, ich solle jetzt schlafen.

© Angela Nowicki, 18. Juli 2013

Mittwoch, 17. Juli 2013

Die Sippe

Tagebucheintrag vom 31. Januar 2012

Frage: Was kann ich tun, um diese Woche noch endgültig mit dem Rauchen aufzuhören, mich zu befreien?

I GING - 37.5 – Die Sippe

Auch hier muss die Wirkung von der eigenen Person auf andere ausgehen. Um eine solche Wirkung ausüben zu können, müssen die Worte eine Kraft haben, das können sie nur, wenn sie auf etwas Wirklichem beruhen. Nur wenn die Worte sachlich sind, sich auf bestimmte Verhältnisse klar beziehen, haben sie Einfluss. Allgemeine Reden und Ermahnungen sind gänzlich wirkungslos. Ferner müssen die Worte unterstützt werden von dem ganzen Benehmen. Nur ein festes, konsequentes Handeln wird auf andere den Eindruck machen, dass sie sich ihm anpassen und nach ihm richten können. Sind Wort und Benehmen nicht im Einklang und konsequent, so bleibt die Wirkung aus.
Ein König naht er seiner Sippe, fürchtet euch nicht.
Heil!

Ein König ist das Bild eines väterlichen, innerlich reichen Mannes. Er handelt nicht so, dass man sich vor ihm fürchten muss, sondern die ganze Familie kann Vertrauen haben, weil die Liebe herrscht im Verkehr. Sein Wesen übt ganz von selbst den rechten Einfluss aus.
Richard Wilhelm

Mittlerweile (heute ist der 9. Februar) ist diese Antwort ganz klar. Das Ging sagte mir: Entweder du willst es wirklich und bist dir auch sicher, es zu können, dann sollst du sprechen. Ist dem nicht so - schwankst du im Grunde noch, oder fühlst du dich unfähig, oder ist deine Angst zu stark - dann schweige und lass es sein. Wenn du aber aus einer absoluten inneren Sicherheit heraus sprichst, wirst du im Partner einen hilfreichen und liebevollen Verbündeten und Ratgeber finden.
Als die Angst mir noch die Luft nahm, war ich nicht in der Lage, die Aussage zu erkennen: „Wenn du es nicht kannst, dann lass es!‟
Im Genschlüssel 37 geht es um den Übergang vom Männlichen zum Weiblichen, um die Stärke der Sanftheit und Zärtlichkeit und um die gesamte Menschenfamilie. Es ist genau das, was ich vorigen Sonnabend (als Jupiter auf die Linie 27.2 gelaufen war, die mütterliche Fürsorge) erkannt habe: dass ich mein inneres Kind mit Liebe und Bewunderung aus ganzem Herzen fördern und anleiten muss, um es endlich aus dem väterlichen Zwang und „Militärregime‟ zu befreien. Und auch die hier gezogene Linie 37.5 heißt „Liebe‟.
Außerdem ist es ziemlich interessant, dass auf die Frage nach meiner Befreiung Hexagramm 37 kam, denn das bildet in der Körpergrafik des Human Design einen Kanal mit Hexagramm 40, der „Befreiung‟.

© Angela Nowicki, 17. Juli 2013

Dienstag, 16. Juli 2013

Die sieben Urängste

Tagebucheintrag vom 18. Januar 2012

Was sind meine Ängste, die mich am Leben hindern?
Ras Angstzuordnungen im HD überzeugen mich gar nicht. Welchen gravierenden Unterschied soll es zwischen der Angst vor dem Versagen und der vor Unzulänglichkeit geben? Die Angst vor Unzulänglichkeit ist eine Angst vor dem Versagen. Und die Angst vor Verantwortung ebenso!
Die dritte. Angst vor der Vergangenheit? Was kann einem die Vergangenheit denn tun? Und wenn sie was tut, dann ist das, was sie tut, der Auslöser für die Angst und nicht die Vergangenheit selbst.
Dasselbe betrifft die Zukunft. Zukunft ist nur ein Ort, auf den Ängste projiziert werden, nicht der Grund einer Angst selbst. Das wären dann Überlebensängste (Angst vor dem Tod, vor Krankheit), Verarmungsängste etc.pp. - alle Ängste können auf die Zukunft projiziert werden.
Und die Angst vor Autoritäten? Warum hat man Angst vor denen? Das ist eine Bestrafungsangst, und die wiederum beruht wahrscheinlich auf der Angst vor Ablehnung oder vor körperlichem Schmerz. Nun sitzt die Angst vor Ablehnung im HD in Tor 43, das ist ein intellektuelles Tor, eine intellektuelle Unruhe. Angst vor Ablehnung aber ist ursprünglich eine emotionale Angst.

Das Problem ist, dass, wenn die Leute schon mal Ängste als notwendiges Entwicklungspotenzial ansehen (und nicht als Krankheit an sich oder etwas, was weggemacht werden kann), dann verheddern sie sich in Quartär- und noch weiter untergeordneten Ängsten, und kaum jemand versucht mal, zum Grund durchzudringen und das ganze archetypisch zu sehen. Das ist die Schwäche der meisten Menschen - und meine spezielle Stärke: zum Grund durchzudringen und zwar bis zum letzten Grund! Das Tor der Tiefe, Tor 48, in dem meine Design-Sonne steht - meine Strahlkraft. In diesem Sinne ist es wirklich ein logisches Tor. Es hat ebenso viel mit erbarmungslosem Denken zu tun wie mit Tiefgründigkeit.

Da finde ich eine ganze mediale Bibliothek von Hasselmann/Schmolke bei amazon, u.a. die sieben Urängste. Das sieht schon ganz gut aus - ist zwar auf den ersten Blick nicht so bedingungslos logisch wie der Riemann, dafür aber um Welten wahrer in der Sicht auf diese Ängste.

Ich allerdings denke, dass eine Angst nie primär ist. Sie ist immer an ein Bedürfnis gekoppelt, und das ist primär. Angst ist immer nur der Schutzmechanismus zur Bedürfnisbefriedigung und als solcher gesund.
Neurotisch wird sie, wenn sie vom Bedürfnis abgekoppelt wird. Bei Maslow finden wir 5 Grundbedürfnisse, später hat er wohl noch eins draufgesetzt. Die physischen Bedürfnisse, die ich Überlebenstrieb nennen würde, brauchen die Angst vor dem Tod als Absicherung. Die Sicherheitsbedürfnisse die Angst vor Unsicherheit bzw. Veränderung (s. Riemann - zwanghafter Typ). (Hier passt die Verantwortung mit rein!) Die sozialen Bedürfnisse brauchen die Angst vor Ablehnung (Riemanns depressiver Typ), die Individualbedürfnisse die Angst vor Versagen und die Selbstverwirklichung die Angst vor Einengung oder Unfreiheit (schizoider Typ bei Riemann). Zur Transzendenz könnte dann noch die Angst vor Sinnlosigkeit oder Leere passen (Riemanns hysterischer Typ?). Aber noch eins fehlt.

Was sagen Hasselmann/Schmolke?
  • Angst vor Unzulänglichkeit = Selbstverleugnung
  • Angst vor Lebendigkeit = Selbstsabotage
  • Angst vor Wertlosigkeit = Märtyrertum
  • Angst vor Unberechenbarkeit = Starrsinn
  • Angst vor Mangel = Gier
  • Angst vor Verletzung = Hochmut
  • Angst vor Versäumnis = Ungeduld
Die Begriffe hinter dem Gleicheitszeichen sind die Kompensationsmechanismen. Erinnert teilweise an die sieben Todsünden.

© Angela Nowicki, 15. Juli 2013

Die 20 Ängste des Human Design


In der Körpergrafik des Human Design gibt es drei „Angstzentren‟, und das sind die drei Wahrnehmungszentren:
  1. Die instinktive Wahrnehmung des Milzzentrums ist an die instinktiven, die existenziellen Ängste gekoppelt.
  2. Die (bei den meisten Menschen erst ansatzweise ausgebildete) emotionale Wahrnehmung des Solarplexuszentrums ist an emotionale Ängste gekoppelt, die als emotionale Nervosität bezeichnet werden.
  3. Die intellektuelle Wahrnehmung des Kopfzentrums (Ajna) ist an intellektuelle Ängste gekoppelt, die als geistige Unruhe beschrieben werden.
Das Milz- und das Solarplexuszentrum enthalten je 7 Tore (Ging-Hexagramme), das Kopfzentrum enthält 6. Jedem dieser Tore wird eine dieser verschiedenen Ängste zugeordnet. Dies nun sind die 20 Angsttore des Human Design:

MILZ
Tor 18 – Angst vor Autoritäten
Tor 28 – Angst vor dem Tod
Tor 32 – Angst vor Versagen
Tor 50 – Angst vor Verantwortung
Tor 44 – Angst vor der Vergangenheit
Tor 57 – Angst vor der Zukunft
Tor 48 – Angst vor Unzulänglichkeit

SOLARPLEXUS
Tor 30 – Angst vor dem Schicksal
Tor 55 – Angst vor der Leere
Tor 49 – Angst vor der Natur
Tor 6 – Angst vor Nähe
Tor 37 – Angst vor Tradition
Tor 22 – Angst vor Stille
Tor 36 – Angst vor Unzulänglichkeit (? – ich weiß nicht, ob es sich hier um einen Druckfehler handelt, da die Unzulänglichkeit bereits im Milzzentrum auftaucht; angesichts des traditionellen Titels dieses Hexagramms im I Ging, „Die Verfinsterung des Lichts‟, wäre eher Angst vor Dunkelheit naheliegend, oder – angesichts des Titels dieses Tors im HD, „Krise‟ – Angst vor Krisen bzw. Katastrophen. Logisch ist das alles nicht – s. Folgepost „Die sieben Urängste‟)

KOPF
Tor 47 – Angst vor Sinnlosigkeit
Tor 24 – Angst vor Unwissenheit
Tor 4 – Angst vor dem Chaos
Tor 11 – Angst vor Dunkelheit (i.S.v. Ungewissheit)
Tor 43 – Angst vor Ablehnung
Tor 17 – Angst vor Infragestellung

© Angela Nowicki, 14. Juli 2013

Montag, 15. Juli 2013

Einmal Spieletheorie, bitte!

Traum vom 11. Januar 2012

In Anwesenheit mindestens einer anderen Person erklärte ich hoffnungsvoll meinem Vater, was Spiritualität eigentlich sei. Dass sie im Grunde mit der modernen Wissenschaft übereinstimme, und die moderne Wissenschaft sei heute die Spieletheorie.
Mein Vater sah es nicht ein und attackierte mich weiterhin.

© Angela Nowicki, 13. Juli 2013

Freitag, 12. Juli 2013

Als der Wal den Tiger erschlug

Traum vom 30. Dezember 2011

Ein Hin und Her. Meine Eltern waren abends ausgegangen. Ich hatte noch eine Flasche Weißwein im Nachttisch versteckt, die wollte ich trinken, an zwei Abenden je eine halbe Flasche. Ich hatte aber immer Angst, dass mein Vater unverhofft zurückkommt. Dann sollte ich die Flasche auch lieber wieder ordentlich verstecken, damit er sie nicht sieht, falls er zufällig meinen Nachtschrank öffnet.
Mein Vater kam mit dem Auto angeprescht. Ich winkte ihm zu, aber er reagierte gar nicht auf mich. Als er sich, an der Bushaltestelle vorbei, entfernte, sah ich, dass noch weitere Personen mit im Auto saßen.

Ein Wal erschlug mit seiner Schwanzflosse einen ausgewachsenen Tiger. Beide lagen einfach so da in unserer Wohnung. P. stand mit dem Rücken zum Tiger, der sich noch bewegte, und ich vor P. Ich forderte ihn auf wegzugehen, damit der Tiger uns nicht anspringt, aber er sagte: „Der springt nicht mehr, der liegt schon im Sterben.‟
Ich sah den prächtigen, rotbraunen Tiger an. Er bewegte sich und stöhnte, als versuche er, die richtige Schlafposition zu finden. Ich war entsetzt, einem Tiger beim Sterben zusehen zu müssen. Dann streckte der Wal seinen Schwanz aus, und der Tiger lag auf diesem Schwanz und kuschelte sich immerfort hinein, gerade so, als wolle er schlafen. Er starb aber!

© Angela Nowicki, 12. Juli 2013

Donnerstag, 11. Juli 2013

Wie war mein Vater?

Traum vom 16. Dezember 2011

In einer Reihe zu zwölf oder vierzehn Männern, untergehakt wie beim Cancan, kam mein Vater mit seinen Sportkameraden zur Tür herein. Auf der Schwelle kickte er einen Fußball zum Rechtsaußen, und ließ einen flotten, lauten Spruch dazu los. Alles stand still. Der Ballempfänger suchte nach einer Entgegnung und stammelte schließlich unsicher ein paar nicht wirklich witzige Worte. Wieder stand alles still.
Ich sah das Bild und dachte, mein Vater muss die anderen doch befremdet haben mit seiner Art. Aber alles, was ich erkennen konnte, war, dass er sie verunsichert hat und sehr wohl autoritär wirkte.

© Angela Nowicki, 11. Juli 2013

Mittwoch, 10. Juli 2013

Chiron

Tagebucheintrag vom 14. Dezember 2011

Chiron. Gestern Nacht beim Einschlafen fühlte ich nach fast 40 Jahren wieder, was ich damals gefühlt hatte, und hörte die Musik. Die Musik und die Gefühle sind unauflöslich miteinander verbunden.
Schmerz. Schmerzende Sehnsucht. Ausgesetzt im Kosmos, aber noch darf die Sehnsucht hoffnungsvoll sein. Sehnsucht nach Liebe. Sehnsucht nach Nähe. Eine Sehnsucht wie eine Kreissäge, nichtsdestotrotz. Schmerz.
Und dann kam ich zu mir und prognostizierte mir die Zukunft, und die 17-jährige blickte erstaunt in ihre Zukunft und blickte in einen immer dunkler werdenden Tunnel hinein, und dieser Tunnel hieß: Ein Leben voller Leid. Und die 17-jährige sagte: „Ich will nicht leben.‟
Seit ich 14 bin, ist mein Leben konsistentes Leid. Vierzehn? Nein, das war es schon, seit ich zur Schule kam. Schon im Kindergarten. Vielleicht von Anfang an, ich habe mich ja eingeengt gefühlt, seit ich zurückdenken kann.
Leid. Melancholie. Schmerz. Im Grunde ein emotionales Problem, denn weder hungere oder friere ich, noch erlebe ich körperliche Gewalt, noch bin ich krank. Letztlich mein Problem, denn ich bin es, die unter ihren Gefühlen leidet. Weil da ein Bedürfnis ist wie eine monströse Wunde.
Chiron. Chiron ist die Wunde. Und der Heiler. Chiron steht im HDS bei mir in Tor 19, der Annäherung. Zwar kein Gefühl, aber schlimmer noch: ein Bedürfnis, das Gefühle ansaugt, denn dieses Tor bildet einen Kanal mit Tor 49 im Emotionszentrum. Ich habe in der Nacht schon mal kurz im Offermann nachgeschaut, welche Linie es denn sein könnte, und die einzige problematische ist die 3. Heute sehe ich: Mein Chiron steht auf der 19.3!
Und der Design-Chiron in der 41 - ich hab's mir gedacht! Der Zwilling vom Bedürfnis: der Wunsch, das Verlangen. Die Minderung. Auch die führt vom Wurzel- zum Emotionszentrum, und was sie hier anzieht, ist wohl die tiefste Sehnsucht überhaupt: Tor 30, das Haftende Feuer, heiß und verzehrend.
Bei Richard Rudd ist der Schatten des 19. Genschlüssels die Bedürftigkeit. Die Bedürftigkeit als Schatten der Sensibilität. Und beim 41. sind Fantasie und Verträumtheit der Schatten der Vorahnung.

Heute Nacht beim Einschlafen blickte die 14-jährige jedenfalls wieder in den Tunnel und hörte die Musik. Und fühlte.

© Angela Nowicki, 10. Juli 2013

Dienstag, 9. Juli 2013

Die Zartheit der Fledermäuse

Traum vom 22. November 2011

Ich kam nach langer Zeit zurück in die Wohnung meiner Kindheit. Als ich die Wohnungstür hinter mir schloss, fragte ich mich, ob das jetzt wirklich wahr sei und ich es nicht etwa schon wieder träume, und ich befand, es sei wirklich wahr.
Dann wunderte ich mich aber doch, dass im Flur das Licht wieder einmal nicht anging, als ich die Wohnungstür abschließen wollte. Ich hatte es erwartet, ich meine, ich hatte Licht erwartet, ohne jede Frage, und wunderte mich sehr, dass es einfach nicht angehen wollte. 'Die Birne muss kaputt sein', dachte ich. 'Ich muss P. Bescheid sagen, er soll die Birne wechseln.' Es war unangenehm, nichts zu sehen. Vor der Wohnungstür lag etwas Großes, Dunkles. Ich bekam ein wenig Angst. Was war das? Ich konnte kaum hinüber reichen, um die Tür abzuschließen.
Da streifte mich etwas. Es war der Flügel einer Fledermaus. Als ich mich umwandte, sah ich, dass mehrere Fledermäuse sich in unseren Flur verirrt hatten und nun immer wieder aufgescheucht wurden, wenn jemand sich bewegte. Eine hing mit dem Kopf nach unten. Ich versuchte, mich so unspürbar wie möglich zu bewegen, damit sie sich beruhigten und alle hinhängten, doch sie waren so empfindlich, dass sie jede Bewegung spürten. Immer mehr Fledermäuse flatterten aufgescheucht und etwas panisch durch den Flur, und es ließ sich nicht vermeiden, dass ich immer mal wieder von einer gestreift wurde, obwohl ich auswich und mich duckte.

Immer in Erinnerung bleiben wird mir das Gefühl, von einer Fledermaus gestreift zu werden. Es war so sanft und zart. Es war ein wunderschönes Gefühl.

Ich dachte, die haben doch Echolot, wieso streifen sie mich immer wieder? Und ich dachte an die Höhlen und Bunker, die von den Naturschützern verschlossen werden, damit Eindringlinge die Fledermäuse nicht verscheuchen. Wenn wir uns jetzt hier ganz normal bewegen, dann müssten sie demzufolge flüchten? Sie blieben aber. Wahrscheinlich fanden sie auch den Weg nach draußen nicht mehr.
Als ich ins Schlafzimmer kam, sah ich ein Loch in der Wand, und eine aus unserer Gruppe saß davor. Ich begriff, dass die anderen in meiner Abwesenheit aus unerfindlichen Gründen ein Loch in die Wand geschlagen hatten, das in einen Keller führte, und da sie es nicht wieder zugemauert oder wenigstens zugestellt hatten, waren die Fledermäuse auf diesem Weg hier eingedrungen. Ich schimpfte mit der Person, die dort saß, und forderte sie auf, das Loch mit mir zusammen zuzustellen. Wir versuchten, einen Schrank oder ein Bett davor zu schieben, doch es ließ sich nicht ganz verschließen.

Als ich viel später wieder ins Schlafzimmer gehen wollte, war da keins mehr. Links war das Kinderzimmer, rechts das Bad, aber geradeaus löste sich der Flur auf, und irgendwann befand ich mich draußen im Freien.

© Angela Nowicki, 9. Juli 2013

Im Fluss in mir vergraben

Tagebucheintrag vom 8. November 2011

Einfach so habe ich mich spät abends selbst gefunden, denn das BIN ICH: im Fluss in mir vergraben. Fließend alles, auch meine Bewegungen, tiefste Ruhe in mir und allem, was ich tue: ruhig und fließend. Und nicht freudig oder freundlich oder lebhaft, sondern in mir vergraben, halb abwesend für den Rest der Welt, auf jeden Fall in einer weiten Distanz, ruhig und fließend.

© Angela Nowicki, 8. Juli 2013

Sonntag, 7. Juli 2013

Last abgeben

Seelenreise vom 4. November 2011

Irgendwie war in der Dresdner Gruppe das Thema „Lasten abgeben‟ aufgekommen. Natürlich hatte Marina diese Seelenreise konzipiert, sie leitet sie ja und sprüht immer vor Einfallsreichtum, doch wie sie auf das Thema gekommen ist, weiß ich nicht. Es passte aber zu meinem Auftrag, mich von meinen Eltern zu verabschieden, wie die Faust aufs Auge.
Ich machte sie zu Hause allein, doch im energetischen Kontakt mit der Gruppe in Dresden, die sie zur gleichen Zeit durchführte.

Interessant war hier schon das Vorspiel. 16 Uhr sagte ich P., dass ich 18:15 Uhr diese Seelenreise machen will. Halb sechs rief D. noch mal an, der sagte ich das auch gleich, und sie fragte dann ab dreiviertel sogar nach, ob ich schon auflegen wolle. Und kurz vor 18 Uhr tobte P. in der Küche los, weil er seinen Tee umgeschmissen hatte, der in und unter die Schränke gelaufen war. Er hörte überhaupt nicht mehr auf zu fluchen und die Sauerei zu säubern, während seine Mutter sich, unsicher lächelnd, in den Ecken rumdrückte, so dass ich schon dachte, dann wird's wohl nichts mit dieser Seelenreise bei dieser Energie in der Wohnung.
Doch dann fiel mir ein: Das ist doch genau das Thema, um das es geht. Ich werde mich ganz sicher nicht von den Bedürfnissen oder auch Stimmungen oder Energien anderer in meinem Vorhaben beeinflussen lassen, diese Last abzuwerfen!
18:12 Uhr brachte ich ihm mein Telefon und sagte ganz ruhig Bescheid, und er reagierte ebenso ruhig und leise darauf mit freundlicher Bestätigung. Zwar störte es mich dann eine Zeitlang doch ein bisschen, dass ich ihn immer noch draußen rumwerken hörte, aber da war es zu spät, noch Ohropax zu nehmen, denn ich war schon mitten in der Reise. Lukas sagte, ich solle dableiben und mich nicht ständig veräußern, ich sei hier in Sicherheit. Und kurz darauf wurde es draußen still.

***
Nachdem ich mich entspannt und eingestimmt hatte, bat ich das Universum, die geistige Welt, mich energetisch mit dem Gruppenraum in Dresden zu verbinden. Ich war sofort dort, ich spürte die Rasseln und den Aufbau der Energiesäule durch Marina ganz intensiv.
Kaum stand ich in meiner Steppe, war auch Lukas schon da. Ich begrüßte ihn herzlich und freute mich, dass er so prompt gekommen war. „Na ja‟, sagte er. „Du willst heute eine Last abgeben, nicht?‟

Ich formulierte meine Last. Kein Individuum sein zu dürfen, nie ich selbst, mich immer anderen beugen und anpassen zu müssen. Ich zähle gar nichts, ich bin nicht wichtig, ich bin unsichtbar und werde gar nicht wahrgenommen, wichtig sind immer nur die anderen. Und dadurch wird das Leben zu Plackerei und Mühsal und verhindert meine Selbstentfaltung.
Das ist meine Last.
Diese Last spürte ich sofort als eine fürchterliche Schwere vor allem auf der Brust und der Lunge, aber auch auf den Schultern und dem Herzen, so schwer, dass ich kaum atmen konnte. Es fühlte sich an wie eine riesige Glocke aus Blei, aber eine, die nicht hohl ist innen, sondern massiv, nur die äußere Form war die einer Glocke. Ich sank unter dieser Last zusammen, gebeugt, wurde fast in die Erde gedrückt, zermalmt wie ein Insekt, ein unnützes Wesen, das man zertreten, auf das man sich drauf fallen lassen kann.
Ich sagte Lukas, ich wisse nun leider nicht, von wem ich diese Last übernommen habe, daher bitte ich ihn zu entscheiden, wer sie zurückbekommen soll, wie viel er zurückbekommen soll, wie viel das Universum oder er auflösen wollen.

Lukas sagte, ich solle mir keine Gedanken machen, ich solle mir auch niemanden vorstellen und nicht überlegen, wer es sein könne. Ich solle nur der Last nachspüren - die richtige Person werde dann kommen.
So stand ich und spürte nach. Die Bleiglocke wurde immer schwerer, ich spürte sie wirklich körperlich, es war ein entsetzliches Gewicht, ich konnte mich gar nicht mehr bewegen.
Nach einiger Zeit erschien ein junger, muskulöser Mann, nackt. Er trat mir, nach vorn gebeugt, gegenüber und hielt den Kopf mit dem dichten, blonden Haar tief gesenkt.
Dann verschwand er wieder.
Da fielen mir die Schläge ein. Schläge, Züchtigungen, körperlicher Schmerz. Wenn du nicht so bist, wie andere es wollen, wirst du geschlagen, rücksichtslos, bis zur Besinnungslosigkeit. Du wirst angeschrien, Schreie, Wut, Aggression, wie eine rasende Kreissäge. Gepeitscht, getreten und geschleudert. Und ich wurde geschleudert, immer im Kreis herum, jemand schlug und peitschte mich, dass ich durch die Gegend flog.
Also doch mein Vater? Ich weiß doch nicht, wie weit die Gewalt in dieser Familie zurückgeht. Ich weiß doch nicht einmal, woher er und seine Schwester ihre militärische Lebenseinstellung haben. Ihr Vater war Antimilitarist. Aber Lukas hatte gesagt, ich solle nicht überlegen, sondern empfinden und warten.
Wieder erschien eine gebeugte männliche Gestalt, ebenfalls ein kräftiger Mann, der war aber ganz dunkel, und ich sah ihn im Profil: Er schleppte ein Fuhrwerk, dessen Riemen ihm über die Schultern gespannt waren.
Männer. Gewalt und Männer. Sie gestatten dir nicht, ein eigenständiger Mensch zu sein. Du hast zu gehorchen, ihren Vorstellungen, ihrem Willen, ihren Launen zu gehorchen.
Wieder erschien ein kräftiger Mann vor mir, dieses Mal aber im grauen Anzug.
Die Männer, die über mich zu Gericht gesessen haben! Sie richten mich, verurteilen mich. Zu Schlägen.

Dann geschah lange Zeit nichts.

Es ist diese innere Einstellung, aus der die Schläge doch erst geboren werden.
Die gnadenlose Strenge.
Der hagere, aufrechte Saturn, der ein Lineal verschluckt hat.
Sitz gerade! Hände auf den Tisch!
Saturn ist Blei.
Es ist Opa Paul! Es ist doch und trotz allem Opa Paul. Seine Kinder sind nur seine Erfüllungsgehilfen, jeder auf seine Art.

Es erschien Opa Paul. Hager, groß, aufrecht. Ein aufrechter Mann, dem Disziplin und Beschränkung wichtiger sind als Leben.

Ich sprach zu ihm: „Lieber Opa Paul, ich gebe dir diese schwere Last zurück. Sie ist zu schwer für mich, ich will sie nicht mehr tragen. Sie gehört nämlich nicht mir, sondern dir. Bitte nimm sie zurück. Ich danke dir, dass du mir diese Erfahrung ermöglicht hast, dass ich dies daraus lernen durfte. Ich wünsche dir alles Gute!‟
Ich nahm die Glocke - sie war so schwer - und hob und schob sie unter großen Mühen zu ihn hinüber. Und Opa Paul nahm sie in Empfang und beugte sich dann darüber - ich konnte nicht mehr erkennen, was er damit machte, denn hinter ihm tauchten noch weitere Menschen auf, eine ganze Runde schattenhafter Menschen saß im Kreis um ein seltsames Lagerfeuer: Es war eine eher kleine, blasse Feuerscheibe, die sich um eine Halterung drehte, wie ein Spanferkel am Spieß - um einen Stein oder einen dicken Ast.

In den nächsten Minuten sah ich, wohin ich mich auch wandte, nur Menschen und Getriebe und Vergangenheit, Mühe und Hektik, bis Lukas mich umdrehte und mich aufforderte, mit ihm durch die Steppe zu reiten. Erst ritt ich wirklich ein Stück auf ihm, doch dann ließ er mich wieder absteigen und galoppierte vor mir her, während ich mich anstrengte, mit ihm Schritt zu halten - bis ich merkte, dass auch ich galoppierte wie ein Pferd. Zwar war ich noch ein Mensch, doch ich bewegte mich und rannte wie ein Pferd, in höchster Geschwindigkeit durch die endlose Steppe. Endlich Ruhe! Endlich Freiheit! Endlich leicht!
Der Druck von meiner Brust war fast verschwunden, es fühlte sich auf jeden Fall schon viel leichter an.

„Lukas, ich bin müde‟, sagte ich, als wir stehenblieben. „Ich bin so unendlich müde, ich möchte nur noch schlafen.‟
„Schlaf‟, sagte Lukas. „Du sollst und musst jetzt schlafen. Du musst dich erholen.‟

In der Ferne vor mir erschien mein Zukunftswesen. Ich wusste nicht, ob es meine Seele, meine Mutter oder gar ich selbst war, aber es war dreieckig und weiblich. Ich lief darauf zu, um in seinen Armen zu versinken, da verschwand es, und ich fand mich in der Oberwelt wieder, wo viele lichte Geistwesen um mich versammelt waren. Es fühlte sich an, als begrüßten oder feierten sie mich sogar.

Als der ganze Spuk verschwunden und ich wieder auf meinem alten Platz in der leeren Steppe gelandet war, setzte Lukas sich rechts von mir hin. Ich bedankte und verabschiedete mich, doch er forderte mich auf, mich noch ein kleines Weilchen neben ihn zu setzen und mir das anzuschauen. Es sah aus, als säßen wir am Rand der Welt, und vor uns dehnte sich das unendliche Universum mit den unendlich vielen Sternen darin.
Lukas gab mir einen strahlend blauen, gläsernen Stein, den sollte ich immer bei mir tragen. Er versenkte ihn schließlich in meinem Herzen. Von dort aus, das wusste ich einfach, würde er immer die Kraft der Leichtigkeit in jede Ecke meines Körpers pulsen, sobald sie gebraucht wird.

© Angela Nowicki, 7. Juli 2013

Samstag, 6. Juli 2013

Geht doch!

Tagebucheintrag vom 2. November 2011

Interessant, dass mich P. gestern Abend fragte, wie wir das mit dem Neuantrag ans Jobcenter machen, da er heute mit seiner Mutter einkaufen fahren wollte. Ich wusste, dass er es gern gehabt hätte, dass ich mitkomme. Ich tat spontan das Richtige: bat ihn, mich morgen noch mal zu fragen. Darauf reagierte er total nett: „Klar, es reicht auch morgen Mittag, wenn ich nach Hause komme.‟
Und heute gab es gar keine Diskussion, als ich sagte, du fährst mich zur Post, und ich laufe von dort nach Hause, da habe ich gleich meinen Spaziergang. Als wir losfuhren, fiel uns ein, dass die Post gerade Mittagspause hat. Er fragte nur kurz, ob ich vielleicht nicht doch zum Einkaufen mitkommen wolle, doch ich sagte, nein, ich habe Rückenschmerzen wegen des Ischiasnervs - und alles war paletti. Er bot zweimal von selbst an, dass dann auch er den Brief aufgeben könne, da könnte ich gleich nach Hause laufen - und so machten wir das dann auch.

So etwas passiert in letzter Zeit immer häufiger. Ich muss nur sagen, was ich will. Ich allerdings muss jetzt aufpassen, nicht aus lauter „Dankbarkeit‟ gleich wieder „freiwillig‟ dann doch alles zu machen, was eigentlich niemand von mir verlangt hat, nur weil ich weiß, dass die anderen sich darüber freuen. Es ist eine nicht unbedingt leichte Aufgabe, doch ich muss mir immer wieder ins Gedüchtnis rufen, dass ein Versagen eben nicht „gar nicht so schlimm‟ ist, sondern katastrophale Folgen hätte. Dass ich jetzt mal dran bin.

© Angela Nowicki, 6. Juli 2013

Freitag, 5. Juli 2013

Melissa

Tagebucheintrag vom 28. Oktober 2011

Ich habe heute Marina den Link zu Melissa Assilems Website geschickt und das große Foto von ihr, und da hat sie geschrieben, dass wir in 20 Jahren auch so aussehen werden, wenn wir unser Seelenhaus so gestalten - und sie hatte da ein Feuerwerk abgefahrener Ideen - und die Melissa gefällt mir so sehr, die hat genauso fette Hände wie ich und ist so fett und ist alt, aber sie ist so schön!
Und seitdem bin ich von all der Schönheit und Buntheit und Fantasie total beseelt.
Die Welt ist schön und bunt und hat Blumen aufm Kopp.

© Angela Nowicki, 5. Juli 2013

Depression

Tagebucheintrag vom 25. Oktober 2011

Die Depression gleicht einer tiefen Gedrücktheit, gleichförmig niedriger seelischer Energielevel, nicht die geringste Lust, mich zu freuen oder anderen gegenüber freundlich (lebhaft) zu sein. Wie eine seelische Schonhaltung. Monotone, schlaffe Sprache. Wütend sein geht, wenn es nötig ist.
Gleichzeitig bittere Erinnerungen an die vielen Jahre in der „Familie‟, als ich nichts galt, den niedrigsten Stellenwert hatte. Jahrzehnte hab ich mich behandeln lassen wie einen Putzlappen. Diese Erinnerungen quälen mich so, dass ich den heutigen Zustand unserer Beziehung fast nicht mehr fühlen kann, ich würde am liebsten sofort für immer weggehen. Ohne ein Wort. Ich kommuniziere bissig, sarkastisch, richtig steinbockmäßig (hart und knapp).

© Angela Nowicki, 5. Juli 2013

Panik

Tagebucheintrag vom 21. Oktober 2011

Panik, Panik... Wie konnte sich das alles so entwickeln, als ob sich eine Schlinge um den Hals immer mehr zusammenzieht, unaufhaltsam...?
Erst war es nur meine Freundin, die im Oktober mal einen Tag kommen wollte.
Dann war es ein Missverständnis von mir, dass P. eine Woche bei seiner Mutter bleibt, woraufhin ich meine Freundin für einen Tag in dieser Woche eingeladen habe und gleich mit Übernachtung, weil ich ja allein bin.
Dann hieß es, N. spiele mit ihrer Band am 18. November zum ersten Mal wieder in unserer Stadt - ist doch super, kann P. mal hingehen und sie sich endlich mal anhören. Dass sie da mit Kind und Mann bei uns übernachten werden, war ein Begleitumstand, der auch noch keine Probleme schuf - wir haben ja drei Zimmer. Eine Nacht und zwei halbe Tage werde ich schon mal ohne Malen auskommen.
Als P. dann fragte, ob ich was dagegen habe, dass seine Mutter herkommt, habe ich zwar nicht überlegt, aber das war da auch nicht nötig, denn ich bin von maximal zwei Wochen Schwiegermutterbesuch ausgegangen, also vom 31. Oktober bis 13. November. Alles easy, Schwiegermutter bekommt eigenes Zimmer und ist ansonsten ja wirklich angenehm.

Nein, ich hätte HIER schon aufmerken und erst mal zwei Tage nachdenken müssen: In welches Zimmer packen wir sie denn? Entweder bin ich zwei Wochen in meinem Arbeitszimmer eingesperrt, wo ich weder malen noch ordentlich Yoga machen kann, oder ich muss ins Atelier ziehen, wo ich zwar angenehm leben kann, aber wieder erst großartig umräumen muss (das wäre noch das geringere Übel gewesen), vor allem aber zwei Wochen dort auf der Couch schlafen muss, auf der jeder schlecht schläft! Das geht mal zwei, drei Nächte, aber keine zwei Wochen. Ja, eigentlich hätte ich wenigstens sagen müssen, dass ich nicht einverstanden mit dem Besuch von P.s Mutter bin. Einfach, weil der zu lange dauert.

Plötzlich klärte sich mein Missverständnis auf: P. bleibt keine Woche, sondern nur drei, vier Tage weg, er kommt am Dienstag schon wieder - mit seiner Mutter. Ich muss den Besuch meiner Freundin umdisponieren, die Übernachtung ist nun allerdings schon zugesagt, die kann ich nicht zurücknehmen.

Kann ich nicht? Klar hätte ich sagen können, dass mir unter diesen Umständen die Übernachtung zu viel wird. Wurde sie aber noch nicht! Immerhin hatte ich so ja noch den Montag und den halben Dienstag für mich. An diesem Punkt war nur eine Täuschung enttäuscht worden, das kann ich noch nicht mal jemandem vorwerfen - war halt so.

Der Umschlagpunkt kam, als D. plötzlich verkündete, sie habe noch eine Woche Urlaub und käme im November zu uns. Da überschnitt sich immer noch nichts, aber es wurde schon verdammt eng. An diesem Punkt sah der Ablaufplan bereits so aus: 23./24.10. Freundin - 25.10. bis 6.11. P.s Mutter - 7. bis 13.11. D. - 18./19.11. N. mit Mann und Sohn. Das war bereits zu eng!

Weißt du, was ich hätte machen müssen? Genau an diesem Punkt mal in den Kalender gucken und hellhörig werden - und P. sagen, lad deine Mutter nächstes Jahr ein (wenn du wieder zu Hause bist, außerdem - wieso holt der die jedesmal her, wenn er gerade ausnahmsweise mal arbeiten geht??? Das ist schon das zweite Mal!), jetzt wird's zu eng nach diesem eh schon stressigen Jahr, jetzt brauche ich dringend erst mal meine Ruhe! Ein Tag und eine Nacht meine Freundin, eine Woche D. und zwei halbe Tage und eine Nacht N. mit Familie reicht mir für die kommenden anderthalb Monate völlig - zumal ja dann auch schon bald wieder Weihnachten kommt.

© Angela Nowicki, 4. Juli 2013

Mittwoch, 3. Juli 2013

Was sagt das I Ging?


Am 18. Oktober 2011 legte ich das I Ging zur Frage:

Warum halte ich insgeheim die Bedürfnisse aller Menschen für wichtiger als meine? Woher kommt diese Person in mir, die meine Individualisierung verhindert? Wieso bin ich klein und darf das nicht?

Als Ausgangssituation fiel Hexagramm 44 - Das Entgegenkommen
Das dunkle Prinzip (Yin auf Platz 1 ganz unten) drängt sich heimlich und unerwartet von innen und unten her wieder ein, nachdem es beseitigt war. Dass die fünf Yang darüber dem Yin bedingungslos vertrauen, zeigt an, dass ihre Anima beziehungslos ist, d.h. sie wissen den Wert des weiblichen Prinzips nicht einzuordnen.
--> Leichtfertigkeit: Das Gemeine kann sich nur deshalb frech eindrängen, weil das Starke, Lichte es für harmlos hält und mit ihm spielt.
--> Der schmale Grat zwischen Kompromiss und Autorität: Ein gegenseitiges Entgegenkommen der füreinander bestimmten und aufeinander angewiesenen Prinzipien ist nötig.
Rat: Stehe offen zu deinen Überzeugungen und Wünschen und vertreibe auf diese Weise zerstörerische Versuchungen!

Das Zeichen wandelt sich auf Linie 2
Das niedere Element wird hier nicht vergewaltigt, aber unter sanfter Kontrolle gehalten. Dann ist nichts Schlimmes zu befürchten. Nur muss man dafür sorgen, dass es nicht mit Fernerstehenden zusammenkommt, weil es, losgelassen, seine schlechten Seiten ungehemmt entfalten würde.
Ist es mit Fernerstehenden zusammengekommen?
„Wenn andere aufmerksam werden...‟ - Schwachpunkte, Schwächen darf man nicht erkennen lassen.
--> Ich darf mir nicht anmerken lassen, dass ich klein bin. Es ist das Kind in mir, das muss ich sanft unter Kontrolle halten.
„Bewährungshelfer entlassener Sträflinge‟ - wen hat man mir da untergeschoben?
a) Die 2. Linie steht zentral im unteren Halbzeichen des Sanften, d.h. ich versuche, das Kranke am eindringenden Yin zu verstehen.
b) Sie steht auf dem milden Yin-Platz 2, weiß daher um das Schuldigwerden.

Im Human Design gehört Hexagramm 44 zum Schaltkreis des Stammes (Sippe, Familie). Außerdem sitzt es im Milzzentrum = Instinktversagen („den Braten nicht gerochen haben‟) --> führt zu Krankheit
Zellgedächtnis, (Angst vor der) Vergangenheit
Es ist das Tor der Wachsamkeit.

Die Ausgangssituation wandelt sich damit in Hexagramm 33 - Der Rückzug
Ziehe dich statt dessen zurück und suche die Befriedigung in dir selbst.
Die untersten beiden Linien hängen sich an, lassen sich mitziehen oder mitschleppen. Sie bedeuten den fatalen, dunklen und primitiv gebliebenen Saurierschwanz, den die Yang-Linien als Schattenanteil unsichtbar hinter sich her ziehen.
Rat: Aktiver Rückzug und Umwandlung einer schwachen Position in eine Stärke.

Im HD gehört Hexagramm 33 zum Kehlzentrum und zur Vergangenheit und ist damit eine Stimme, die sagt:
„Ich erinnere mich.‟
Das Kind in mir kann sich an mein Erwachsenen-Ich anhängen, kann sich aber auch an alle äußeren Autoritäten - und das sind alle Menschen - klammern!

SCHLUSSFOLGERUNG
Es ist mein schwaches und unreifes inneres Kind, das überall nach einer Autorität sucht, an die es sich klammern kann. Mein bewusstes Ich ist zu weich und zu sehr von Schuldgefühlen besetzt, um ihm eine Autorität sein zu können. Es gibt der eindringenden kindlichen Schwäche nach, die sich wiederum an äußere Autoritäten klammert --> „die Bedürfnisse aller anderen‟. Deshalb „bin ich klein und darf das nicht‟.
Das Ging rät mir nun, mich total in mich zurückzuziehen und die Vergangenheit aufzuarbeiten, damit ICH endlich zur Autorität für mein inneres Kleinkind werden kann.


© Angela Nowicki, 3. Juli 2013

: anhand der schwiegermutter :

Tagebucheintrag vom 17. Oktober 2011

P. meinte nachmittags so ganz nebenher, das seine Mutter sicher bis Ende November bleiben werde. Ich versteinerte vor Schreck. Auf meine Frage, wo dann die Leute alle schlafen sollen, wenn beide Töchter da sind plus Schwiegersohn und Enkel, verteilte er alle mit einer großzügigen Handbewegung auf die ganze Wohnung und schloss mit dem kategorischen Hinweis, bei den Schwiegereltern wäre das ja zig Jahre lang auch gegangen. Ich rannte in mein Zimmer, schmiss die Klamotten in einer Aufwallung verzweifelter Wut auf mein Sofa - und erkannte daran, dass es mir nicht egal ist, dass ich hier einschreiten muss. Als ich zurück ins Wohnzimmer ging, sagte ich ganz ruhig und freundlich, dass vier Wochen Schwiegermutter für mich zu viel seien. Irgendwie reagierte er einsichtig, aber doch mit der Bemerkung, er werde sie schließlich nicht rausschmeißen.

Es ist wirklich erstaunlich, dass außer mir alle Leute ihre Werte und Bedürfnisse mit einer überzeugten Selbstverständlichkeit in der Welt kund tun, als gebe es da gar keine Möglichkeit, jedenfalls aber kein Recht auf Widerspruch. Nur ich, ich Schaf, bin immer noch und immer immer noch tief drinnen überzeugt, dass ich „eigentlich‟ kein Recht auf meine Werte und Bedßrfnisse habe. Dass P. schließlich mal seine Mutter einladen muss (und sie schließlich nicht rausschmeißen kann), dass ich aber, wenn ich meine Freundin einlade, sie in eine noch freie Ecke quetschen muss, und wenn die Ecke nicht frei gewesen wäre, könnte sie mich selbstverständlich nicht besuchen.

WAS, ZUM TEUFEL, IST DENN DAS???!!!
Wieso bin ich überzeugt, kein Wohnrecht auf dieser Erde zu haben?

Ich habe jetzt zwei Themen wirklich dringend zu bearbeiten, und das ist dieses „fehlende Wohnrecht‟ sowie meine Verstrickung mit und meine Schuld gegenüber den Töchtern. Und vielleicht stellt sich ja heraus, dass beides das gleiche Thema ist...

© Angela Nowicki, 2. Juli 2013