Montag, 29. Juli 2013

Däumelinchen

Traum vom 22. April 2012

Alle beschäftigten sich mit Paul, und niemand nahm seine kleine Schwester wahr. Ich wunderte mich, dass das ältere Kind mehr Aufmerksamkeit erhielt als das jüngere.
Es war ein unheimlich niedliches kleines Mädchen, gerade daumengroß. Ihr Vater konnte ihrer nicht Herr werden, denn sie war dauernd verschwunden, ging ihre eigenen Wege. Ich war ständig hinter ihr her, denn ich fand, sie müsse doch etwas essen. Sie aß so wenig, zum letzten Mal hatte sie wohl frühmorgens gegessen und auch da nur eine spatzengroße Portion, und jetzt war später Nachmittag. Es war da ein Teller mit einem orangefarbenen Fruchtbrei, doch den wollte sie überhaupt nicht, sie rannte immer weg oder spuckte ihn wieder aus, wenn man versuchte, ihn ihr in den Mund zu stecken. Etwas unterhalb dieses Breis steckte aber auch noch ein leuchtend roter. Ich war überzeugt, dass sie den mochte, sie bekam ihn nur nie.
Auf einmal schlüpfte sie geschwind in eine kleine, runde Hülse, so groß wie ein Urinröhrchen, so klein war sie. Ich machte ihren Vater darauf aufmerksam: „Schau, ich glaube, sie hat sich allein schlafen gelegt.‟ Aber sie war zu unruhig, um zu schlafen - schwupp! war sie wieder weg. Wieder lief ich hinter ihr her und suchte sie, um sie zu füttern. Ich tat das, weil ich überzeugt war, dass ein Kind mindestens drei Mahlzeiten am Tag braucht und auch noch ordentliche. Seltsamerweise machte der Winzling aber den Eindruck, als brauche er eben keine drei Mahlzeiten. Der Kleinen genügten sehr seltene Spatzenportionen, wenn überhaupt. Ich begann laut zu überlegen, ob sie sich nicht von Licht ernähre. Vielleicht war es eine Elfe?
Endlich hatte ich sie und wollte ihr den roten Brei geben. Sie saß ganz erwartungsvoll da, offensichtlich würde sie endlich essen. Doch als ich ihr den Löffel in den Mund steckte, spuckte sie sofort wieder - ich hatte ihr aus Versehen den orangefarbenen Brei verabreicht. Wie ich mich auch mühte, roten Brei auf den Löffel zu bekommen - es schob sich immer der orangefarbene drauf.

© Angela Nowicki, 29. Juli 2013

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