Mittwoch, 10. Juli 2013

Chiron

Tagebucheintrag vom 14. Dezember 2011

Chiron. Gestern Nacht beim Einschlafen fühlte ich nach fast 40 Jahren wieder, was ich damals gefühlt hatte, und hörte die Musik. Die Musik und die Gefühle sind unauflöslich miteinander verbunden.
Schmerz. Schmerzende Sehnsucht. Ausgesetzt im Kosmos, aber noch darf die Sehnsucht hoffnungsvoll sein. Sehnsucht nach Liebe. Sehnsucht nach Nähe. Eine Sehnsucht wie eine Kreissäge, nichtsdestotrotz. Schmerz.
Und dann kam ich zu mir und prognostizierte mir die Zukunft, und die 17-jährige blickte erstaunt in ihre Zukunft und blickte in einen immer dunkler werdenden Tunnel hinein, und dieser Tunnel hieß: Ein Leben voller Leid. Und die 17-jährige sagte: „Ich will nicht leben.‟
Seit ich 14 bin, ist mein Leben konsistentes Leid. Vierzehn? Nein, das war es schon, seit ich zur Schule kam. Schon im Kindergarten. Vielleicht von Anfang an, ich habe mich ja eingeengt gefühlt, seit ich zurückdenken kann.
Leid. Melancholie. Schmerz. Im Grunde ein emotionales Problem, denn weder hungere oder friere ich, noch erlebe ich körperliche Gewalt, noch bin ich krank. Letztlich mein Problem, denn ich bin es, die unter ihren Gefühlen leidet. Weil da ein Bedürfnis ist wie eine monströse Wunde.
Chiron. Chiron ist die Wunde. Und der Heiler. Chiron steht im HDS bei mir in Tor 19, der Annäherung. Zwar kein Gefühl, aber schlimmer noch: ein Bedürfnis, das Gefühle ansaugt, denn dieses Tor bildet einen Kanal mit Tor 49 im Emotionszentrum. Ich habe in der Nacht schon mal kurz im Offermann nachgeschaut, welche Linie es denn sein könnte, und die einzige problematische ist die 3. Heute sehe ich: Mein Chiron steht auf der 19.3!
Und der Design-Chiron in der 41 - ich hab's mir gedacht! Der Zwilling vom Bedürfnis: der Wunsch, das Verlangen. Die Minderung. Auch die führt vom Wurzel- zum Emotionszentrum, und was sie hier anzieht, ist wohl die tiefste Sehnsucht überhaupt: Tor 30, das Haftende Feuer, heiß und verzehrend.
Bei Richard Rudd ist der Schatten des 19. Genschlüssels die Bedürftigkeit. Die Bedürftigkeit als Schatten der Sensibilität. Und beim 41. sind Fantasie und Verträumtheit der Schatten der Vorahnung.

Heute Nacht beim Einschlafen blickte die 14-jährige jedenfalls wieder in den Tunnel und hörte die Musik. Und fühlte.

© Angela Nowicki, 10. Juli 2013

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