Das WURZELZENTRUM ist ein Motor, der ursprünglichste Motor, den alle Lebewesen haben: Es ist der Überlebenstrieb. Ebenso, wie die Krone, ist auch die Wurzel ein Druckzentrum, nur dass dort geistiger Druck "von oben" drückt und hier existenzieller, hormonell gesteuerter Druck "von unten". Wir leben in einem Druck-Sandwich.
Die Hormone, die dem Wurzelzentrum zugeordnet werden, sind die Stresshormone der Nebennieren, allen voran das Adrenalin. Der ursprüngliche Zustand der Wurzel ist die Ruhe (Tor 52 Das Stillehalten, der Berg) und ist die Lebendigkeit (Tor 58 Das Heitere, der See). Im Schlaraffenland würden wir unter Bäumen liegen und uns die gebratenen Würste in die offenen Mäuler plumpsen lassen, aus nie versiegenden Bächen Milch und Honig schlürfen und zufrieden in die Sonne grinsen, und das wäre so ganz nach dem Geschmack unseres Wurzelzentrums. Leider aber haben unser Verstand und unser Wille die arme Wurzel aus dem Paradies in die Welt des Schweißes im Angesicht verschleppt*), und nun melden die Rezeptoren der Milz der Wurzel Gefahr im Verzug: Fressfeinde. Hunger. Eiszeit. Wurzel an Nebennieren: Adrenalinausstoß vorbereiten! Und je nach Situation und eigener Kondition gibt es dann eigentlich nur noch drei Grundreaktionen: Kampf – Flucht – Totstellreflex.
Das ist die Domäne des Wurzelzentrums.
Da in Europa Mitte-Nord Eiszeiten aber per Fernheizung und wärmegedämmten High-Tech-Häusern ihren Schrecken verloren haben, Fressfeinde in menschlichen Ansiedlungen selten geworden sind und Hunger für die meisten Menschen mit dem wahlweisen Griff zum Portemonnaie oder in den Kühlschrank abgegessen ist, hat unser Wurzelzentrum heute kaum noch etwas zu tun. Es könnte sich nun recht eigentlich freuen und es sich ordentlich gemütlich machen, aber das kann es bei den allermeisten Menschen gar nicht mehr, zu fern ist Eden schon. Unsere Nebennieren produzieren weiterhin Adrenalin, als gälte es, Bären zu bekämpfen – nur, wohin mit dem ganzen Zeugs? Wie sagte meine weise Oma immer: Wer keine Arbeit hat, macht sich welche? Der Mensch sucht sich eben den Stress, den er braucht: produziert galaktische Mengen an Dingen, die kein Mensch braucht (und die er denen, die sie dringend brauchen, stiehlt und vorenthält), beutet andere aus und lässt sich ausbeuten (besonders Clevere, wie ich, beuten sich sogar selbst aus), hetzt von einem Termin zum nächsten, probt das Raubtierdasein bei 200 kmh auf der Autobahn, tobt durch Fitnesszentren und Überschall-Discos, und am Ende hat er den Salat, und wenn’s nur ein Burnout war, hat er noch einen Heidendusel gehabt. Dann hat die arme Wurzel wenigstens ihre Ruhe. Ein paar besonders resistente Junkies machen sogar dann noch weiter und vermarkten ihre Pleite: "Wie ich den Burnout überwand".
Wie sagte eine liebe Freundin von mir so treffend? "Man kann auch mit der eigenen Leiche hausieren gehen."
Aber wir sind abgeschwiffen, wie ein anderer lieber Bekannter von mir zu sagen pflegt. Eigentlich wollte ich doch ganz ruhig und heiter erklären, worin sich eine definierte von einer undefinierten Wurzel unterscheidet. Wenn man die Funktionsweise der Definition einmal verstanden hat, müsste das im Grunde ganz logisch sein:
Die definierte Wurzel macht sich natürlich ihren eigenen Druck (das sind die Ausbeuter und Selbstausbeuter). Sie ist relativ immun gegen fremden Druck, und wenn sie stressanfällig ist, kommt das fast immer aus einem immanenten Bedürfnis. Und den Stress, den sie sich macht, verarbeitet sie auf eine festgelegte und beständige Weise. Eine definierte Wurzel kippt nicht so leicht aus den Latschen, da muss schon viel passieren. Ich habe mich im Leben schon oft gefragt, wieso ich nicht einfach mal umkippe, wenn mir’s zu viel wird. Andere wurden krank – ich musste krank feiern.
Wenn sie aus ihrem Nicht-Selbst lebt, setzt sie mit Vorliebe andere unter Druck und verhält sich unnachgiebig gegenüber denen, die mit Stress nicht so gut umgehen können oder die schlicht überfordert sind. Das sind die Chefs, die selber schuld gewesen sind, wenn ich krank feiern musste.
Die undefinierte Wurzel wiederum ist offen für jede Art von Druck und nicht selten sogar süchtig nach dem Adrenalin-Kick, den ihr andere bescheren müssen, weil sie keinen beständig arbeitenden Stressmechanismus hat. Oder sie lässt sich, wenn sie aus ihrem Nicht-Selbst lebt, von anderen derart mit Arbeit zuballern, dass sie nur noch arbeitet und arbeitet, um den Stress endlich loszuwerden. Wie? Natürlich unter Stress, die Natur liebt Ironie.
Es ist kein Problem, sich unter Druck setzen zu lassen, solange man sich damit wohl fühlt. Wie jeder weiß, gibt es Disstress und Eustress, und die Wurzel braucht neben der Ruhe eben auch Lebendigkeit. Hier muss nun wieder die innere Autorität auf den Plan treten, denn nur sie kann zuverlässig entscheiden, welcher Stress für ihren Besitzer Eu oder Dis ist.
Das Wurzelzentrum kann keine Autorität sein. Vielleicht ganz gut so.
Die Hormone, die dem Wurzelzentrum zugeordnet werden, sind die Stresshormone der Nebennieren, allen voran das Adrenalin. Der ursprüngliche Zustand der Wurzel ist die Ruhe (Tor 52 Das Stillehalten, der Berg) und ist die Lebendigkeit (Tor 58 Das Heitere, der See). Im Schlaraffenland würden wir unter Bäumen liegen und uns die gebratenen Würste in die offenen Mäuler plumpsen lassen, aus nie versiegenden Bächen Milch und Honig schlürfen und zufrieden in die Sonne grinsen, und das wäre so ganz nach dem Geschmack unseres Wurzelzentrums. Leider aber haben unser Verstand und unser Wille die arme Wurzel aus dem Paradies in die Welt des Schweißes im Angesicht verschleppt*), und nun melden die Rezeptoren der Milz der Wurzel Gefahr im Verzug: Fressfeinde. Hunger. Eiszeit. Wurzel an Nebennieren: Adrenalinausstoß vorbereiten! Und je nach Situation und eigener Kondition gibt es dann eigentlich nur noch drei Grundreaktionen: Kampf – Flucht – Totstellreflex.
Das ist die Domäne des Wurzelzentrums.
Da in Europa Mitte-Nord Eiszeiten aber per Fernheizung und wärmegedämmten High-Tech-Häusern ihren Schrecken verloren haben, Fressfeinde in menschlichen Ansiedlungen selten geworden sind und Hunger für die meisten Menschen mit dem wahlweisen Griff zum Portemonnaie oder in den Kühlschrank abgegessen ist, hat unser Wurzelzentrum heute kaum noch etwas zu tun. Es könnte sich nun recht eigentlich freuen und es sich ordentlich gemütlich machen, aber das kann es bei den allermeisten Menschen gar nicht mehr, zu fern ist Eden schon. Unsere Nebennieren produzieren weiterhin Adrenalin, als gälte es, Bären zu bekämpfen – nur, wohin mit dem ganzen Zeugs? Wie sagte meine weise Oma immer: Wer keine Arbeit hat, macht sich welche? Der Mensch sucht sich eben den Stress, den er braucht: produziert galaktische Mengen an Dingen, die kein Mensch braucht (und die er denen, die sie dringend brauchen, stiehlt und vorenthält), beutet andere aus und lässt sich ausbeuten (besonders Clevere, wie ich, beuten sich sogar selbst aus), hetzt von einem Termin zum nächsten, probt das Raubtierdasein bei 200 kmh auf der Autobahn, tobt durch Fitnesszentren und Überschall-Discos, und am Ende hat er den Salat, und wenn’s nur ein Burnout war, hat er noch einen Heidendusel gehabt. Dann hat die arme Wurzel wenigstens ihre Ruhe. Ein paar besonders resistente Junkies machen sogar dann noch weiter und vermarkten ihre Pleite: "Wie ich den Burnout überwand".
Wie sagte eine liebe Freundin von mir so treffend? "Man kann auch mit der eigenen Leiche hausieren gehen."
Aber wir sind abgeschwiffen, wie ein anderer lieber Bekannter von mir zu sagen pflegt. Eigentlich wollte ich doch ganz ruhig und heiter erklären, worin sich eine definierte von einer undefinierten Wurzel unterscheidet. Wenn man die Funktionsweise der Definition einmal verstanden hat, müsste das im Grunde ganz logisch sein:
Die definierte Wurzel macht sich natürlich ihren eigenen Druck (das sind die Ausbeuter und Selbstausbeuter). Sie ist relativ immun gegen fremden Druck, und wenn sie stressanfällig ist, kommt das fast immer aus einem immanenten Bedürfnis. Und den Stress, den sie sich macht, verarbeitet sie auf eine festgelegte und beständige Weise. Eine definierte Wurzel kippt nicht so leicht aus den Latschen, da muss schon viel passieren. Ich habe mich im Leben schon oft gefragt, wieso ich nicht einfach mal umkippe, wenn mir’s zu viel wird. Andere wurden krank – ich musste krank feiern.
Wenn sie aus ihrem Nicht-Selbst lebt, setzt sie mit Vorliebe andere unter Druck und verhält sich unnachgiebig gegenüber denen, die mit Stress nicht so gut umgehen können oder die schlicht überfordert sind. Das sind die Chefs, die selber schuld gewesen sind, wenn ich krank feiern musste.
Die undefinierte Wurzel wiederum ist offen für jede Art von Druck und nicht selten sogar süchtig nach dem Adrenalin-Kick, den ihr andere bescheren müssen, weil sie keinen beständig arbeitenden Stressmechanismus hat. Oder sie lässt sich, wenn sie aus ihrem Nicht-Selbst lebt, von anderen derart mit Arbeit zuballern, dass sie nur noch arbeitet und arbeitet, um den Stress endlich loszuwerden. Wie? Natürlich unter Stress, die Natur liebt Ironie.
Es ist kein Problem, sich unter Druck setzen zu lassen, solange man sich damit wohl fühlt. Wie jeder weiß, gibt es Disstress und Eustress, und die Wurzel braucht neben der Ruhe eben auch Lebendigkeit. Hier muss nun wieder die innere Autorität auf den Plan treten, denn nur sie kann zuverlässig entscheiden, welcher Stress für ihren Besitzer Eu oder Dis ist.
Das Wurzelzentrum kann keine Autorität sein. Vielleicht ganz gut so.
*) Eine ungeheuer interessante Interpretation der Schöpfungsgeschichte, des Sündenfalls und der Vertreibung aus dem Paradies anhand der Kabbalah findet sich bei Peter Gienow, Homöopathische Miasmen: Die Sykose. Philosophisch anspruchsvolle, aber über die Maßen lohnende Lektüre!
© Angela Nowicki, 25. August 2011
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