Tonight I cried
She said wait
I’ll go with you
through the forests through the snow
kept waiting and waiting and waiting so badly so long
Now she’s gone
through the forests through the snow
with everyone
but me
Crying in the void tears
don’t drop down can’t get rid of them
I’m swimming
swimming in my own womb’s amniotic fluid
it’s okay don’t wait don’t stay but
tonight I cried
He said stay
I’ll be with you
understanding and defending
kept staying and staying and staying so stupidly long
Now he’s apart
understanding and defending
everyone
but me
forsaken
forsaken
forsaken
left alone
***
She said wait
I’ll go with you
through the forests through the snow
kept waiting and waiting and waiting so badly so long
Now she’s gone
through the forests through the snow
with everyone
but me
Crying in the void tears
don’t drop down can’t get rid of them
I’m swimming
swimming in my own womb’s amniotic fluid
it’s okay don’t wait don’t stay but
tonight I cried
He said stay
I’ll be with you
understanding and defending
kept staying and staying and staying so stupidly long
Now he’s apart
understanding and defending
everyone
but me
forsaken
forsaken
forsaken
left alone
***
Schon seit dem Morgen ist das ganze Haus auf den Beinen. Es wird geputzt und gewaschen, gekocht und gebacken. Der Hausherr selbst richtet das Gästezimmer her, Marmara putzt die Kerzenleuchter, Irene staubt die Wände ab und hängt neue Bilder auf. Auf dem Ehrenplatz rechts über dem Esstisch blickt jetzt das hübsche, etwas leere Gesicht, in dem die Augen vielleicht ein wenig zu sehr glitzern, eines etwa vierzehnjährigen Jungen auf die noch imaginären Gäste herab. Er lächelt, und Irene lächelt zurück. Unser Junge! Vor acht Jahren hat er das Haus verlassen, um die Welt zu erobern. Und heute kommt Er zurück. Jetzt heißt Er nur noch: Unser Prominenter Junge.
Gegen Mittag reißt Irene sich aus der allgemeinen Aufbruchsstimmung los. Es ist ein Getuschel und Geplapper, ein Gewusel aus erhitzten Gesichter und strahlenden Augen. Jeder einzelne der Bewohner hüpft vor aufgeregter Vorfreude auf den seltenen und mittlerweile erlesenen Gast wie ein Ball durchs Haus. Ja, jetzt ist Er erlesen, Er hat die Welt erobert, und sogar die Nachbarn neiden ihnen das unverdiente Glück, einen so berühmten jungen Mann als einen der ihren empfangen zu dürfen, so als habe jeder von ihnen seinen Beitrag zu dessen Erfolg geleistet und sei nicht zufällig nur ein Hausmitglied.
Irene aber lächelt. Wenn überhaupt jemand, dann hat wohl sie in der Tat einen Anteil an Seinem Erfolg. Wer hat Ihm über die Jahre hinweg in ungezählten Briefen und Emails, in manchmal stundenlangen Telefongesprächen beigestanden durch all die Tiefen, die Seinem jetzigen Höhenflug vorausgegangen sind, und, oh, es waren mehr Tiefen als Höhen, es waren fast nur Tiefen, wer wüsste das besser als sie. Eigentlich weiß es in diesem Haus nur sie. Er weiß, was Er mir schuldet, denkt sie. Ich war immer da, wenn Er mich brauchte, und selbst dann, wenn Er mich nicht brauchte, selbst dann war ich da. Er wusste das. Er konnte sich bedingungslos auf mich verlassen. Ich war Ihm Mutter, Freundin und Ratgeberin. Und nun kommt Er heim, und wieder ist Irene die einzige im Haus, die ahnt - nein, die weiß, warum Er wirklich kommt. Zeit, den alten Rollen eine neue hinzuzufügen. Er kommt, um ihr zu sagen...
Mit gespielter Ungehaltenheit reißt Irene sich aus ihrem Tagtraum und zupft ihr blassgrünes Musselinkleid zurecht. Das kennt Er natürlich nicht; sie ist gespannt, was Er dazu sagen wird. Es steht ihr besonders gut; mit ihrem sandfarbenen Haar sieht sie darin reizend aus, auch das weiß sie. Doch sie hat jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, sie hat noch eine wichtige Besorgung vor sich. Etwas ganz Besonderes.
Vom Bus aus muss sie noch ein ganzes Stück bis zu ihrem Verlag laufen. "Ihr" Verlag – auch davon weiß Unser Prominenter Junge noch nichts. Sie ist nicht untätig gewesen, sie war nicht nur die Unbekannte hinter dem Großen Mann, sie hat selbst Karriere gemacht, wenn auch natürlich nicht so eine atemberaubende wie Er.
Im Foyer gibt es zwei Schalter. Am linken berät ein Mann, dort drängt sich schon eine kleine Schlange. Der rechte Schalter ist leer, aber dunkel. Irene ist enttäuscht, weil sie sich anstellen muss. Da sieht sie auf einmal, dass rechts doch eine Frau hinter dem Fensterchen sitzt, und als sie sich dem Schalter nähert, geht auch das Licht drin an. Offenbar sparen sie nur Strom. Es dauert eine Weile, bevor sie ihr Anliegen vorbringen kann, denn immer wieder wird die Angestellte von drinnen gerufen, oder jemand drängt sich draußen neben Irene mit einer kurzen, doch wichtigen Frage. Als sie endlich ihr Stichwort los wird, steht die Angestellte auf, kommt heraus und führt sie durch mehrere lange Flure zu einer Bank vor einer Sporthalle. Dies sei der beste Ort, um ihr Anliegen zu bearbeiten, sagt sie. Auf weiteren Bänken hinter ihnen sitzt Publikum. Die Angestellte nimmt mit ihren Unterlagen ihr gegenüber Platz und erzählt zunächst des Längeren von Büchern anderer Verlage, die bei ihrem Verlag erscheinen.
Als sie endet, sagt Irene: "Ihr Verlag hat schon ein Buch von mir herausgegeben..."
"Nein, hat er nicht", unterbricht die Frau sie.
"Gut", wirft Irene rasch ein, "Ihr Verlag gibt selbst nichts heraus, das weiß ich doch. Aber er hat mein Buch..."
"Hat er nicht!"
"Ja, in Ordnung!" Irene wird ungeduldig. "Dann bin ich wohl die Herausgeberin oder was auch immer. Jedenfalls hat Ihr Verlag mein Buch veröffentlicht."
"Ja", lächelt die Frau und sieht sie fragend an.
"Und jetzt möchte ich gern die Dienste des Verlages in Anspruch nehmen", lächelt Irene zurück und beruhigt sich wieder.
"Ja, bitte! Welche?"
"Ich möchte eine Wellnessgymnastik kaufen und..."
"Ja, gern. Welche?"
"Also, die normale, wissen Sie? Bloß nichts Kompliziertes, Anspruchsvolles, haben Sie Erbarmen mit mir! Etwas ganz Simples für Hausfrauen!" Sie lacht, weil sie die musternden Blicke der anderen spürt. Es ist ihr etwas peinlich, das gesagt zu haben. "Und ich möchte das Ganze als Gutschein für zwei Personen."
Diesen Gutschein hat Irene mit größter Sorgfalt ausgesucht, er ist etwas ganz Besonderes. Aber Unser – nein, ihr! – Prominenter Junge ist ja auch etwas ganz Besonderes. Nun sitzt Er im Salon, umringt vom Hausstaat, und hält Hof.
"Ist Er nicht reizend?" flüstert Marmara, als sie an Irene vorbeihuscht, die gerade zur Tür hereinkommt.
Reizend! Irene verdreht die Augen und äfft Marmara im Stillen nach: "Ister nicht raiiizend?" Was für ein verstaubtes Wort!
Marmara ist immer ihre Rivalin gewesen. Wenn sie zusammen in einem Raum sind, scharen sich die Männer nur um Marmara, so, als gäbe es gar keine Irene. Irene, die Unsichtbare. Irene, der gute Kumpel. Irene, die Vernünftige. Sie sehen sie an – wenn sie sie überhaupt ansehen! – wie einen Schrank, in den man seine überflüssigen Sachen hineinstopft, ehe man auf Reisen geht: "Er ist geräumig, nicht? Und er war so billig!" Und dann verschwinden sie mit Marmara. Marmara, die Schöne. Marmara, die Verführerische. Zugegeben, Marmara ist schön. Sie hat eine starke, sinnliche Ausstrahlung. Doch das ist doch alles nur körperlich – wo bleibt die Seele, wo der Geist? Irene ist vielleicht nicht ganz so schön, aber immerhin leidlich hübsch, und sie ist warmherzig, einfühlsam und klug.
Die alte Missie sagt immer: "Jeder Topf findet irgendwann seinen Deckel." Der zwölfjährigen Irene leuchtete das ein: Es gibt also genauso viel Deckel wie Töpfe, sie müssen sich nur finden. Logik war immer Irenes Stärke. Vier Jahre später begann sie, sich zu fragen, wieso es dann beim Topf Marmara stets einen Deckelauflauf gab, während für sie keiner übrig blieb. Das war unlogisch. Irene verstand die Welt nicht mehr.
Doch nicht genug, dass Marmara schön ist, sie weiß auch noch, dass sie es ist. Und sie bildet sich etwas darauf ein. Das sind die Schlimmsten. Als Irene einmal mit ihr die Straße entlang ging, drehte sich ein junger Mann nach ihnen um und pfiff leise.
"Was wollen die denn alle nur von mir?" stöhnte Marmara mit schlecht gespieltem Überdruss.
‚Mein Gott‘, schrie es in Irene, ‚wie kann man nur so von sich eingenommen sein!‘ Woher wollte Marmara wissen, dass der Pfiff nur ihr galt? Vielleicht hatte ja einmal ein Mann Irenes innere Schönheit erkannt? Diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder, aber vielleicht hatte er beide gemeint? Im Grunde aber wusste Irene, dass Marmara genau wusste, wer gemeint war. Und das war der größte Schmerz.
Gegen Mittag reißt Irene sich aus der allgemeinen Aufbruchsstimmung los. Es ist ein Getuschel und Geplapper, ein Gewusel aus erhitzten Gesichter und strahlenden Augen. Jeder einzelne der Bewohner hüpft vor aufgeregter Vorfreude auf den seltenen und mittlerweile erlesenen Gast wie ein Ball durchs Haus. Ja, jetzt ist Er erlesen, Er hat die Welt erobert, und sogar die Nachbarn neiden ihnen das unverdiente Glück, einen so berühmten jungen Mann als einen der ihren empfangen zu dürfen, so als habe jeder von ihnen seinen Beitrag zu dessen Erfolg geleistet und sei nicht zufällig nur ein Hausmitglied.
Irene aber lächelt. Wenn überhaupt jemand, dann hat wohl sie in der Tat einen Anteil an Seinem Erfolg. Wer hat Ihm über die Jahre hinweg in ungezählten Briefen und Emails, in manchmal stundenlangen Telefongesprächen beigestanden durch all die Tiefen, die Seinem jetzigen Höhenflug vorausgegangen sind, und, oh, es waren mehr Tiefen als Höhen, es waren fast nur Tiefen, wer wüsste das besser als sie. Eigentlich weiß es in diesem Haus nur sie. Er weiß, was Er mir schuldet, denkt sie. Ich war immer da, wenn Er mich brauchte, und selbst dann, wenn Er mich nicht brauchte, selbst dann war ich da. Er wusste das. Er konnte sich bedingungslos auf mich verlassen. Ich war Ihm Mutter, Freundin und Ratgeberin. Und nun kommt Er heim, und wieder ist Irene die einzige im Haus, die ahnt - nein, die weiß, warum Er wirklich kommt. Zeit, den alten Rollen eine neue hinzuzufügen. Er kommt, um ihr zu sagen...
Mit gespielter Ungehaltenheit reißt Irene sich aus ihrem Tagtraum und zupft ihr blassgrünes Musselinkleid zurecht. Das kennt Er natürlich nicht; sie ist gespannt, was Er dazu sagen wird. Es steht ihr besonders gut; mit ihrem sandfarbenen Haar sieht sie darin reizend aus, auch das weiß sie. Doch sie hat jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken, sie hat noch eine wichtige Besorgung vor sich. Etwas ganz Besonderes.
Vom Bus aus muss sie noch ein ganzes Stück bis zu ihrem Verlag laufen. "Ihr" Verlag – auch davon weiß Unser Prominenter Junge noch nichts. Sie ist nicht untätig gewesen, sie war nicht nur die Unbekannte hinter dem Großen Mann, sie hat selbst Karriere gemacht, wenn auch natürlich nicht so eine atemberaubende wie Er.
Im Foyer gibt es zwei Schalter. Am linken berät ein Mann, dort drängt sich schon eine kleine Schlange. Der rechte Schalter ist leer, aber dunkel. Irene ist enttäuscht, weil sie sich anstellen muss. Da sieht sie auf einmal, dass rechts doch eine Frau hinter dem Fensterchen sitzt, und als sie sich dem Schalter nähert, geht auch das Licht drin an. Offenbar sparen sie nur Strom. Es dauert eine Weile, bevor sie ihr Anliegen vorbringen kann, denn immer wieder wird die Angestellte von drinnen gerufen, oder jemand drängt sich draußen neben Irene mit einer kurzen, doch wichtigen Frage. Als sie endlich ihr Stichwort los wird, steht die Angestellte auf, kommt heraus und führt sie durch mehrere lange Flure zu einer Bank vor einer Sporthalle. Dies sei der beste Ort, um ihr Anliegen zu bearbeiten, sagt sie. Auf weiteren Bänken hinter ihnen sitzt Publikum. Die Angestellte nimmt mit ihren Unterlagen ihr gegenüber Platz und erzählt zunächst des Längeren von Büchern anderer Verlage, die bei ihrem Verlag erscheinen.
Als sie endet, sagt Irene: "Ihr Verlag hat schon ein Buch von mir herausgegeben..."
"Nein, hat er nicht", unterbricht die Frau sie.
"Gut", wirft Irene rasch ein, "Ihr Verlag gibt selbst nichts heraus, das weiß ich doch. Aber er hat mein Buch..."
"Hat er nicht!"
"Ja, in Ordnung!" Irene wird ungeduldig. "Dann bin ich wohl die Herausgeberin oder was auch immer. Jedenfalls hat Ihr Verlag mein Buch veröffentlicht."
"Ja", lächelt die Frau und sieht sie fragend an.
"Und jetzt möchte ich gern die Dienste des Verlages in Anspruch nehmen", lächelt Irene zurück und beruhigt sich wieder.
"Ja, bitte! Welche?"
"Ich möchte eine Wellnessgymnastik kaufen und..."
"Ja, gern. Welche?"
"Also, die normale, wissen Sie? Bloß nichts Kompliziertes, Anspruchsvolles, haben Sie Erbarmen mit mir! Etwas ganz Simples für Hausfrauen!" Sie lacht, weil sie die musternden Blicke der anderen spürt. Es ist ihr etwas peinlich, das gesagt zu haben. "Und ich möchte das Ganze als Gutschein für zwei Personen."
Diesen Gutschein hat Irene mit größter Sorgfalt ausgesucht, er ist etwas ganz Besonderes. Aber Unser – nein, ihr! – Prominenter Junge ist ja auch etwas ganz Besonderes. Nun sitzt Er im Salon, umringt vom Hausstaat, und hält Hof.
"Ist Er nicht reizend?" flüstert Marmara, als sie an Irene vorbeihuscht, die gerade zur Tür hereinkommt.
Reizend! Irene verdreht die Augen und äfft Marmara im Stillen nach: "Ister nicht raiiizend?" Was für ein verstaubtes Wort!
Marmara ist immer ihre Rivalin gewesen. Wenn sie zusammen in einem Raum sind, scharen sich die Männer nur um Marmara, so, als gäbe es gar keine Irene. Irene, die Unsichtbare. Irene, der gute Kumpel. Irene, die Vernünftige. Sie sehen sie an – wenn sie sie überhaupt ansehen! – wie einen Schrank, in den man seine überflüssigen Sachen hineinstopft, ehe man auf Reisen geht: "Er ist geräumig, nicht? Und er war so billig!" Und dann verschwinden sie mit Marmara. Marmara, die Schöne. Marmara, die Verführerische. Zugegeben, Marmara ist schön. Sie hat eine starke, sinnliche Ausstrahlung. Doch das ist doch alles nur körperlich – wo bleibt die Seele, wo der Geist? Irene ist vielleicht nicht ganz so schön, aber immerhin leidlich hübsch, und sie ist warmherzig, einfühlsam und klug.
Die alte Missie sagt immer: "Jeder Topf findet irgendwann seinen Deckel." Der zwölfjährigen Irene leuchtete das ein: Es gibt also genauso viel Deckel wie Töpfe, sie müssen sich nur finden. Logik war immer Irenes Stärke. Vier Jahre später begann sie, sich zu fragen, wieso es dann beim Topf Marmara stets einen Deckelauflauf gab, während für sie keiner übrig blieb. Das war unlogisch. Irene verstand die Welt nicht mehr.
Doch nicht genug, dass Marmara schön ist, sie weiß auch noch, dass sie es ist. Und sie bildet sich etwas darauf ein. Das sind die Schlimmsten. Als Irene einmal mit ihr die Straße entlang ging, drehte sich ein junger Mann nach ihnen um und pfiff leise.
"Was wollen die denn alle nur von mir?" stöhnte Marmara mit schlecht gespieltem Überdruss.
‚Mein Gott‘, schrie es in Irene, ‚wie kann man nur so von sich eingenommen sein!‘ Woher wollte Marmara wissen, dass der Pfiff nur ihr galt? Vielleicht hatte ja einmal ein Mann Irenes innere Schönheit erkannt? Diesen Gedanken verwarf sie schnell wieder, aber vielleicht hatte er beide gemeint? Im Grunde aber wusste Irene, dass Marmara genau wusste, wer gemeint war. Und das war der größte Schmerz.
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