Sonntag, 7. August 2011

HD: Die Zentren - G-Zentrum und Herzzentrum

Das G-ZENTRUM ist der Mittelpunkt der Persönlichkeit. G steht für "Gravitation", "Geometrie" oder auch "Gott". Es ist das Zentrum des Selbst, das den Magnetischen Monopol beherbergt, die Kraft, die uns als Persönlichkeit zusammenhält und die Unterscheidung des Ich vom Du ermöglicht, der Ursprung aller Differenzierung. Hier entspringt die Polarität, in der wir alle leben, denn jedem "Mein" steht ein "Dein", jedem "Hier" ein "Dort" gegenüber. Aus der Spannung zwischen Hier und Dort ergibt sich die Richtung, und so finden wir im G-Zentrum nicht nur unsere Identität, sondern auch unsere ganz persönliche Richtung im Leben. Unterscheidung ermöglicht aber nicht nur Identität und Richtung, sondern auch Liebe, denn Liebe braucht ein Du, auf das sie sich richten kann. Somit ist das G- oder Selbstzentrum unser innerer Kompass, der uns die Richtung unseres Lebenswegs und unserer Liebe anzeigt.

Auf der körperlichen Ebene sind diesem Zentrum die Leber und das Blut zugeordnet. Die Leber ist unsere innere Entgiftungsstation, denn Gifte sind Stoffe, die nicht zu uns gehören und uns daher schaden. Das beinhaltet keine Wertung, denn was dem einen Lebewesen schadet, kann einem anderen wiederum nützen. Auch auf der psychologischen Ebene geht es im G-Zentrum darum zu wissen, was gut und was schädlich für das Selbst ist. Als Richtung: Welche Orte sind gut für mich, wo will ich leben? Als Liebe: Welche Menschen sind gut für mich, mit wem will ich eine Beziehung haben? Und was als schädlich für das eigene Selbst erkannt wird, wird ausgegrenzt.

Wer ein definiertes G-Zentrum hat, weiß, wer er ist, wohin er geht und was und wen er liebt. Diese Menschen haben ein ausgeprägtes und beständiges Identitätsgefühl, von dem sie nie lange abirren können, ohne Ängste und Frustration zu entwickeln. Im Theater wäre das der Charakterdarsteller. Oft spüren sie ihr Leben lang eine Art innerer Führung in sich, die etwas Religiöses an sich hat, selbst wenn sie nicht an eine höhere Wahrheit glauben.

Ein undefiniertes G-Zentrum ist wie ein Fischer, der am Meeresufer sitzt und jedesmal etwas anderes aus dem Wasser zieht: einen Aal, einen Hering, eine Flunder, eine alte Wurzel, eine Blechdose, eine Nixe... unendlich viele Identitäten, und er kann in jede davon hineinschlüpfen, ohne sich damit identifizieren zu müssen. Er spielt Rollen, und das wäre im Theater dann der Schau-Spieler im ursprünglichen Sinn. Im Grunde weiß solch ein Mensch nicht, wer er wirklich ist, wohin er gehört und wer zu ihm passt. Das kann verwirrend sein und ihn so orientierungslos machen, dass er davon krank wird. Andererseits birgt diese Offenheit aber auch ein ungeheures Potenzial in sich: das Potenzial der "sieben Leben". Wer in jedem Augenblick in jede Rolle hineinschlüpfen kann, kann eine ungeheure Menschenkenntnis und Lebensweisheit erwerben.
Wenn ein Mensch mit einem undefinierten G-Zentrum aus seinem Nichtselbst lebt, versucht er mit allen Mitteln, seine Identität, seine Richtung und seine Liebe festzulegen und zu kontrollieren. Da das aber eine Verstandesentscheidung ist, wird sie falsch für ihn sein. Er wird am falschen Ort leben, den falschen Zielen folgen, die falsche Rolle spielen und mit den falschen Menschen zusammen sein. Das gilt übrigens auch für das definierte G-Zentrum, wenn es seiner inneren Führung nicht vertraut.
Natürlich hat auch jedes undefinierte G-Zentrum einen Magnetischen Monopol, aber einen mit einer ungleich größeren Toleranz als das definierte. Diese Menschen sind dazu da, sich des Selbst gewahr zu werden, das Selbst identifizieren zu können, denn sie werden das Selbst aufgrund ihrer Offenheit in allen möglichen Spielarten erfahren. Das ist ihre Strategie, während das definierte Selbst nur sich selbst leben kann und nichts sonst.

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Mit dem HERZZENTRUM treffen wir auf den ersten Motor unter den Zentren. Es ist der Motor der Willenskraft. Das Herzzentrum wird auch Ego-Zentrum genannt, denn es ist der Knotenpunkt des Schaltkreises des Ego, der zur Schaltkreisgruppe des Stammes gehört. Hier geht es darum, sich in der materiellen Welt durchzusetzen, zu überleben, sich mit seinen Nachbarn und Verwandten zusammenzuschließen, um sich gegenseitig beim Überleben in der Welt zu unterstützen. Es ist der berühmt-berüchtigte Herdentrieb, und der basiert eindeutig auf dem Ego jedes einzelnen Mitglieds der Gemeinschaft. Dem Ego sind höhere Ideale fremd; globale Fragen, Politik, Philosophie, Kunst usw. interessieren es nur, wenn sie ihm eine praktische Lösung bieten, wie es selbst und die Egos seines Stammes täglich satt werden, gesund bleiben und Spaß haben können. Im Gegensatz zu manchen Mystikern glaube ich nicht, dass das Ego etwas ist, was überwunden werden muss. Es ist einfach eine biologische Notwendigkeit, ohne die wir in der Materie nicht überleben könnten. Wie überall, kommt es auf das feine Gleichgewicht zwischen den Kräften, die Homöostase, an. Wer das Ego überwindet oder abtötet, fliegt automatisch aus der Materie – aber da ich ein offenes Ajnazentrum habe, weiß ich natürlich nichts mit Gewissheit.

Dem Herzzentrum sind auf der körperlichen Ebene mehrere Organe zugeordnet, jedem der vier Tore eines: Magen, Herz, Gallenblase und Thymusdrüse. Wer ein starkes Ego hat, entwickelt auch einen starken Willen, er kann sich durchsetzen in der Welt, und das stärkt wiederum das Selbstwertgefühl. Wie man also sieht, kann man die Zentren des Human Design nur bedingt mit den Chakras vergleichen, denn das Herzchakra stimmt am ehesten mit dem G-Zentrum überein, während das Herzzentrum einen Teil der Funktionen des Nabelchakras zu übernehmen scheint.

Ein definiertes Herzzentrum hat eine jederzeit einsatzbereite Willenskraft zur Verfügung und ein stabiles Selbstwertgefühl. Beim Umgang mit der materiellen Welt, mit Geschäften und Vereinbarungen folgt es festen und bewährten Methoden. Wenn ein solcher Mensch etwas verspricht, kann er es auch einhalten, und wenn er sich etwas vornimmt, kann er es auch erreichen, ganz gleich, wie viel Zeit und Kraft es erfordert. Das sind die Menschen, die von heute auf morgen mit dem Rauchen aufhören können – und dann leider dem Rest der Welt im Brustton der Überzeugung verkünden, mit ein bisschen gutem Willen gehe alles. Wie so viele Einseitigkeiten stimmt natürlich auch diese nur bedingt – nämlich nur für Menschen mit einem definierten Herzzentrum, und das sind gerade einmal 35% der Menschheit.

Ich habe schon mehrmals gelesen, ein Mensch mit einem undefinierten Herzzentrum sei willensschwach. Das stimmt so natürlich nicht. Ebenso, wie ein undefiniertes Ajnazentrum nicht dumm und ein undefiniertes Kehlzentrum nicht stumm ist, hat auch ein undefiniertes Herzzentrum einen Willen, ein Ego und ein Selbstwertgefühl. Ein offenes Zentrum hat nie mit dem Mangel oder einer Schwäche der ihm zugeordneten Kräfte zu tun, sondern nur mit deren Verfügbarkeit und Verlässlichkeit. Es wäre also richtiger zu sagen: Ein undefiniertes Herzzentrum kann sich auf seinen Willen nicht verlassen. Deshalb sollten diese Menschen nie etwas versprechen – sie wissen nie, ob sie es auch einhalten können! Genau deshalb fällt es ihnen auch viel schwerer als den definierten, das Rauchen aufzugeben oder sonst etwas zu erreichen, was vielleicht keinen starken, aber auf jeden Fall einen ausdauernden und zuverlässigen Willen erfordert.
Was aber macht ein solcher Mensch, wenn er aus seinem Nichtselbst lebt? Aufgrund seines schwankenden Selbstwertgefühls glaubt er, sich selbst und anderen ständig etwas beweisen zu müssen. Dass er erreichen kann, was er sich vornimmt. Dass er zuverlässig ist und seine Versprechen hält. Dass er sich durchsetzen kann und überhaupt der große Zampano ist. Es ist offensichtlich, dass hier das Versagen vorprogrammiert ist und das Selbstwertgefühl am Ende ganz im Keller landet. Das ist ein wichtiger Ursprung von Depressionen.
Die richtige Strategie für das undefinierte Herzzentrum lautet: Du musst niemandem etwas beweisen! Deine scheinbare Inkonsequenz und Durchsetzungsschwäche ist in Wirklichkeit etwas sehr Wertvolles, nämlich eine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die wechselnden Umstände und Bedingungen, die das definierte Zentrum nicht hat.
Ein definiertes Herzzentrum ist wie ein Baum: Er trotzt dem Sturm viele Jahrhunderte, doch wenn er einmal bricht, ist er verloren.
Ein undefiniertes Herzzentrum hingegen ist wie das Gras: Es ist so biegsam, dass kein Sturm ihm je etwas anhaben kann. Je tiefer er es beugt, umso höher richtet es sich jedesmal wieder auf.

© Angela Nowicki, 7. August 2011

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