Traum vom 14. September 2011
Es war ein öffentliches Spiel, wie im Fernsehen „Wer wird Millionär?‟ oder so. Es gab mehrere Resultate, und wenn der Kandidat verlor, wurde ihm der Kopf abgeschlagen. Ich hatte nicht geglaubt, dass das ernst gemeint sei. Kandidatin war ein junges, hübsches Mädchen, die ich Berenice genannt hätte, mit kinnlangem, glattem, schwarzbraunem Haar. Sie hatte verloren, und nun hieß es: „Exekution!‟
Die Verantwortlichen überlegten noch, ob sie eine öffentliche Hinrichtung zelebrieren sollten oder etwas Humaneres, und ich hoffte sehr, sie würden sich für letzteres entscheiden. Sie fragten herum, wer zur Exekution käme. Die Zuschauer waren angeordnet wie ein Passbildbogen, ein großes Quadrat oder Rechteck aus lauter kleinen Feldern, in denen je ein Zuschauer saß. Es waren Fotos und gleichzeitig lebendige Menschen. Die meisten sagten ja, sie kämen, nur um sich konform zu verhalten; niemand hatte die Courage, sich zu widersetzen. Nur die eine ganz unten rechts in der Ecke, sie war entsetzt, sie schien außer mir die Einzige zu sein, die wahrnahm, was hier gleich geschehen sollte. Sie war sehr sensibel und regte sich furchtbar auf, stand auf und ging.
Und ich. Ich war schon mehrmals als Rebellin aufgefallen, als eine, die sich nicht einordnet. Auch ich sagte: „Seid ihr wahnsinnig? Ihr könnt doch nicht einfach einem Menschen den Kopf abschlagen!‟
Ich ging zu einer der Verantwortlichen hin, packte sie bei der Gurgel und rief: „Wie wäre es, wenn ich dich einfach erwürge, weil du mir nicht passt?‟
Und doch verstand niemand, was ich sagte. Es sei schließlich so üblich, und die Kandidatin sei schließlich mit dieser Möglichkeit von vornherein einverstanden gewesen, niemand werde gezwungen, an diesem Spiel teilzunehmen.
Ich sagte: „Wenn ihr sie wirklich umbringen wollt und das auch noch öffentlich, dann weiß ich nicht, was das für Menschen sind, die dabei zuschauen! Ich werde jedenfalls nicht dabei sein!‟
Ich ging weg und erfuhr im gleichen Moment, dass die Geheimpolizei mich und nun auch die andere Zuschauerin, die bereits gegangen war, sorgfältig observierte und meine Wohnung durchsuchte. Ich hörte, wie mein Partner auf die Palme ging wegen dieser Verletzung des Rechts auf die Privatsphäre und überlegte einen Moment, ob ich mich nicht auch wehren sollte. Dann aber dachte ich: ‚Das bringt überhaupt nichts. Alle finden das in Ordnung, alle halten mich für eine Verräterin, nun schon mehrfach, eine, die immer querschlagen muss. Dann sollen sie halt meine Wohnung durchsuchen, ich habe nichts zu verbergen.‘
Sehr fest und stolz, in einsamer Größe schritt ich von dannen.
© Angela Nowicki, 22. Juni 2013
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen