Dienstag, 25. Juni 2013

Dieser Schmerz jetzt ist wahr.

Tagebucheintrag vom 26./27. September 2011

Früh enthusiastisch glücklich, weil endlich wieder Ruhe und allein.
Tagsüber zunehmendes Quälen.
Als P kam, schlechte Laune, Mürrischkeit.
Dann tote Verzweiflung, tote Enttäuschung über mich.
Dass ich wohl doch einer der sinnlosesten Menschen der Welt bin. Reichlich vielseitig begabt und hochintelligent vielleicht, aber daraus geht nichts hervor und kann nichts hervorgehen, weil ich alles kaputt gemacht und nichts ausgebildet habe. Achtzig Prozent der Menschheit sind auf irgendeinem Gebiet begabter und besser als ich.
Und was die Menschheit liebt, sind ohnehin nur Klischees. Klischees laufen am besten, machen die Herzen weit und werden von der überwiegenden Mehrheit als große Kunst angesehen. Wirkliche Kunst aber wird gar nicht wahrgenommen.
„den Pinsel schwingen‟
„der traurige Clown‟
„das misshandelte Kind‟
und
so
weiter
Vielleicht bin ich wirklich dazu da, all diese Schmerzen zu formulieren, meine ganz privaten Schmerzen. Aber wen wird es interessieren?
Und wenn es niemanden interessiert - wozu dann?

Abends kein Glück - seltsam, auch mal was Neues. Dafür diese Gleichgültigkeit. Diese totale innere Ruhe - eigentlich wäre das Glück, wenn es anhalten könnte. Wenn ich einfach vor mich hin machen könnte, ohne Begeisterung und ohne Schmerz und ohne Mitleid.

Ich weiß, dass ich meine emotionale Welle nie los werde, aber ich kann wissen, was ich will: Im Moment fühlt sie sich immer absolut an: Dieser Schmerz jetzt ist wahr.

Es sei davon auszugehen, dass das
eine ganz logische Depression nach den letzten drei Monaten Überforderung ist
hab ich vergessen...

***

Die emotionale Scheiße ist Wut! Wut ist die emotionale Scheiße, aus der ein Standbild modelliert wird!
Mit Wut aufgewacht, so eine Wut, dass mir zum Heulen war. Wut auf all das und die, die bewirken, dass ich mich ohnmächtig ausgeliefert fühle. Und denke daran: Nach dieser Großen Seelenreise vor ein paar Wochen war ich erst mal zwei Tage fest und zornig! That's the way!
Meine Sachen sind meine. Punkt. Das ist es überhaupt: Was ich überwinden muss, ist dieses Auf-Einsicht-Hoffen - und die kommt nie. Andere sehen meine Bedürfnisse nicht ein, die denken gar nicht dran. Für meine Bedürfnisse bin ich ganz allein zuständig. Und dafür ist die Wut sehr gut.

© Angela Nowicki, 25. Juni 2013

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