Montag, 24. Juni 2013

Meine Familie verzeiht keine Fehler

Traum vom 24. September 2011

Ich hatte meine normale Arbeit, nahm aber nebenbei noch einen Job bei Großvater Paul an. So, wie mir die Arbeit erklärt wurde, hatte ich keine Probleme damit, ich war überzeugt, alles ganz locker zu schaffen. Dann aber machte ich einen entscheidenden Fehler, für den ich überhaupt nichts konnte - ich hatte das nicht wissen können, niemand hatte mir etwas gesagt. Doch anstatt abzuwinken und ihn einfach auszubügeln - ich war ja nur freiwillige Helferin, so etwas wie eine Praktikantin -, regte sich mein Großvater furchtbar auf und sagte, der Kunde werde dann ein Wörtchen mit mir reden wollen.

Das geschah auch. Der Kunde rief mich auf dem Handy an. Erst konnte ich ihn kaum verstehen, weil es so laut im Raum war, daher bat ich ihn zu warten, damit ich das Fenster schließen könne. Dann zog er übergangslos über mich her, regte sich über meinen Fehler auf, aber das hätte ich noch klären können - wenn nicht Großvater Paul dazu gekommen wäre. Er legte sich rechts von mir auf eine Holzbank und begann, dem Kunden am Telefon Recht zu geben und mich niederzumachen.

Das war zu viel für mich. Auch hinterher noch löste keine Entschuldigung von mir das erwartete Abwinken: „Ist schon in Ordnung...‟ aus, sondern nur vorwurfsvolles Befremden. Ich geriet nach und nach in Wut und Verzweiflung, bis mir die Tränen kamen. Ich schimpfte wie ein Rohrspatz, dass ich das doch nicht wissen konnte, dass keiner mir etwas gesagt habe. Paul warf mir vor, ich habe ganz am Anfang gesagt, ich schaffe das alles mit links. Ja, sagte ich, das war ja auch wahr, ich konnte doch am Anfang nicht wissen, was da auf mich zukommt, mir hätte jemand Bescheid sagen müssen, wenn etwas Ungewohntes verlangt wird, woher sollte ich das denn wissen? Außerdem, sagte ich, hat mich furchtbar verletzt, dass du mich direkt vor dem Kunden niedermachst, wie kannst du nur? Und schließlich heulte ich, wozu ich überhaupt diesen Job angenommen habe, ich habe meinen Job, ich habe das freiwillig getan, ich müsse gar nicht bei ihm hier arbeiten, wozu mache ich das überhaupt noch!

Nichts, nichts, nichts fruchtete. Und das Fruchten hätte so ausgesehen, dass Großvater Paul mir verziehen hätte. Aber meine Familie verzeiht mir wohl nicht - die Fehler, an denen ich gar nicht schuldig bin.

© Angela Nowicki, 24. Juni 2013

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