Mittwoch, 19. Juni 2013

Liebe als Pflicht

Seelenreise vom 7. September 2011

„Liebe als Pflicht. Sagt dir das etwas?‟ fragte ich Klaus. „Was ist das und woher kommt das?‟

Klaus erschien mit einem Kummet zusätzlich zu seinem Zaumzeug.
„Wer hat dir das angetan?‟ rief ich. „Wo kommt das her? Warum trägst du das?‟
Es störte mich ungeheuer, am liebsten wäre ich gleich wieder gegangen, ich wollte Klaus so nicht sehen.
„Nimm es mir ab, bitte, nimm es mir ab!‟ bettelte Klaus.
Ich versuchte es.
„Wer hat dir das denn angelegt?‟
„Du‟, rief Klaus schließlich.
„Ich?‟
Ich war entsetzt. Ich kämpfte weiter mit dem Teil und glaubte schon, es abgenommen zu haben, da sah ich ihn wieder eingeschirrt. Es gelang mir nicht, Klaus zu befreien.

Und da begriff ich. Klaus zeigte mir meinen Zustand! Ich war ein freier Mensch, und ich habe mir selbst so ein Geschirr angelegt, das ich nun nicht wieder ab bekomme.

„Komm mit.‟
Klaus führte mich geradeaus. Nach einigen Minuten liefen wir einen Hohlweg entlang. Rechts eine gras- und strauchbewachsene Böschung. Klaus lief nicht neben mir. Ich hatte ihn schon vorher vor mir laufen sehen. Jetzt lief er immer noch vor mir, aber er war vor einen Bauernwagen gespannt! Er ging und zog voller Mühe, müde und schwitzend, einen schweren Bauernwagen. Es schmerzte mich immer mehr.
Da drehte er sich um und fragte: „Wie sind die Pferde in solch eine Situation gekommen?‟


Rumak
© Angela Nowicki. Rumak. Digital bearbeitete Zeichnung. 2008.
Die Pferde.
Freie, stolze Tiere. Kraftvolle Tiere. Schnelle Tiere.
Das ist eine ganz andere Geschichte als bei Hunden und Katzen. Letztere haben sich von selbst in die Gesellschaft des Menschen begeben, weil es dort leichteres Futter gab. Aber Pferde? Soweit ich weiß, wurden Pferde von den Menschen mit Gewalt gezähmt. Noch heute gibt es wilde Pferde, vor allem in Amerika, die mit dem Lasso eingefangen werden - es wird regelrecht Jagd auf sie gemacht - und dann „zugeritten‟. Jedes Pferd muss zugeritten werden. Kein Pferd wird - auch heute nicht - als Arbeitstier geboren. Es sind immer noch freie Tiere, die sich nie freiwillig in Gefangenschaft begeben würden. Jedenfalls, soweit ich weiß. Jetzt muss ich mich unbedingt genauer darüber informieren, denn es betrifft MICH.
Aber wenn ein Pferd einmal in der Gefangenschaft ist, ist es ebenso treu wie ein Hund. Es macht keine Ausbruchsversuche mehr, sondern schickt sich in sein Schicksal, läuft von allein selbst aus weiter Entfernung wieder in seinen Stall, lässt sich ergeben reiten und vor den Wagen spannen... Wo sollte es auch hin? Pferde sind freie Herdentiere, aus einer Herde der Freien. Ein Pferd allein würde untergehen, es lebt ja auch fast nirgendwo mehr in der Nähe seiner Heimat, denn Pferde sind Steppentiere - STEPPENtiere! Daher meine Steppe! Daher Klaus! ...

© Angela Nowicki, 19. Juni 2013

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