Noch bevor ich in die Unterwelt eintreten kann, erscheint auf meiner Lichtung ein Elefant. Er sagt nichts, sondern fliegt mit mir, als kenne er meine Frage schon, durchs Universum bis in einen mächtigen, wirbelnden roten Trichter hinein. Dort tritt nach kurzer Zeit ein kleiner Zauberer hinter einem Vorhang hervor, der eine schwarze Kugel in der Hand hält. Ich will unbedingt hineinschauen. Der Elefant steht neben mir. Die Kugel wird größer und größer und durchsichtig. Es gelingt mir nicht, den Inhalt von außen zu erkennen; als ich mich darauf konzentriere, werde ich sofort in die Kugel hineingezogen.
Ich liege in einem Raum und sehe alles ungeheuer plastisch. Ganz deutlich erkenne ich einen Schrank an der rechten Wand. Auf einmal taucht hinter mir ein Mensch auf. Ganz deutlich ein Mensch – ein Mann. Ich sehe die ganze Gestalt, nur ist sie durchweg schwarz, wie ein plastischer Schatten, und er läuft eilig, aber entschlossen an mir vorbei, hinter meinem Kopf hervor an mir vorbei und raus aus dem Zimmer. Ich bekomme furchtbare Angst. Dieser Mann macht mir furchtbare Angst, und ihm folgen noch viele, nacheinander laufen schwarze, plastische, männliche Schatten an mir vorbei durchs Zimmer. Meine Angst nimmt mir den Atem – da ertönt ein seltsames lautes Geräusch in meinem realen Zimmer. Ich bin fast lahm vor Angst, diese Gestalten könnten sich jetzt und hier materialisieren!
Aus dem Zimmer wird eine Art riesiger Korridor in einem Gerichtsgebäude, ich sehe sogar das Mosaikmuster aus Bodenfliesen und große Türen, und es macht den Eindruck, als hasteten all diese Männer in einen Gerichtssaal… um – mich zu richten?! Im selben Augenblick gibt es einen extrem lauten Knall direkt vor meinem Fenster, so dass ich, wie von der Tarantel gestochen, mit offenen Augen hochfahre. Mein Herz rast, meine Angst rast – das Geräusch kann eigentlich nur von einem großen Vogel gestammt haben, der plötzlich von der kahlen Esche vor meinem Fenster hochgeflattert ist.
Dann sehe ich ein Haus bei Nacht, in dem alle Fenster erleuchtet sind und sperrangelweit offen stehen. Ich schwebe unter der Dachrinne und blicke an der Fassade hinunter. Ein Gedanke läuft mir durch den Kopf: "Die Menschen werden dir ihre Privatsphäre öffnen." Langsam lasse ich mich am Haus hinuntergleiten, bis ich davor stehe, und sehe, dass ich in einer Stadt bin. Ich sehe zum ersten Mal eine Stadt: neben diesem Haus ein Nachbarhaus, dann eine Seitenstraße, dann wieder ein Eckhaus... Ich biege in die Seitenstraße ein, an deren Ende eine erleuchtete, halbrunde Gestalt vom Horizont aufzusteigen scheint, aber dorthin gelange ich nicht, sondern finde mich dauernd an anderen Plätzen wieder, wobei ich überlege, was das für eine Stadt sein könnte. Einmal stehe ich vor einer Reihe antiker Säulen (Brandenburger Tor? Rom?), hinter denen ein massives Gebäude, ähnlich einem Rathaus oder Museum, aufragt. Dann wieder Straßenecken, hohe Häuser...
Am Ende verwirrt sich alles, und ich trete aus der Kugel heraus, suche meinen Elefanten und bitte ihn zurückzufliegen. Er nimmt mich aber nicht wieder auf den Rücken, sondern läuft vor mir her. Wieder geht es ein Stück durch den Kosmos, doch nicht zurück, sondern in eine andere Welt. Dort finde ich mich in einem Gefängnis wieder, aus dem ich sofort durch das vergitterte Fenster ausbreche. Ich habe das Gefühl, im 2. Weltkrieg zu sein. Ich springe über die Gefängnismauer und renne in eine Kiefernwald-Landschaft hinein. Ich habe das starke Gefühl: Das ist Russland. Und ich sehe alles ganz deutlich: zuerst eine sandige, gras- und strauchbewachsene Hügelebene (ich denke sogar an Pilze), dahinter ein Kiefernwald. Dorthin will ich fliehen, doch unterwegs laufe ich an Menschen vorbei, die mit ausgestreckten Armen auf dem Bauch liegen. Es sind Tote. Erschossen. Seltsamerweise habe ich hier gar keine Angst mehr.
Als sich wieder alles dauerhaft amorphiert, bitte ich meinen Elefant, endlich zurückzukehren. Er schiebt mich mit dem Rüssel unter seinen Bauch und trabt los. Er macht den Eindruck, als sei er sehr in Eile, wolle so schnell wie möglich von hier weg.
Ich sitze am Ufer eines Sees und erkenne den "Goldsee", der hinter meiner Lichtung liegt. Der See ist ganz still, völlig glatt und glänzt leicht kupferfarben, wie dunkles Gold. Der Elefant aber ist verschwunden, und ich kann mich nicht einmal bei ihm bedanken.
Ich liege in einem Raum und sehe alles ungeheuer plastisch. Ganz deutlich erkenne ich einen Schrank an der rechten Wand. Auf einmal taucht hinter mir ein Mensch auf. Ganz deutlich ein Mensch – ein Mann. Ich sehe die ganze Gestalt, nur ist sie durchweg schwarz, wie ein plastischer Schatten, und er läuft eilig, aber entschlossen an mir vorbei, hinter meinem Kopf hervor an mir vorbei und raus aus dem Zimmer. Ich bekomme furchtbare Angst. Dieser Mann macht mir furchtbare Angst, und ihm folgen noch viele, nacheinander laufen schwarze, plastische, männliche Schatten an mir vorbei durchs Zimmer. Meine Angst nimmt mir den Atem – da ertönt ein seltsames lautes Geräusch in meinem realen Zimmer. Ich bin fast lahm vor Angst, diese Gestalten könnten sich jetzt und hier materialisieren!
Aus dem Zimmer wird eine Art riesiger Korridor in einem Gerichtsgebäude, ich sehe sogar das Mosaikmuster aus Bodenfliesen und große Türen, und es macht den Eindruck, als hasteten all diese Männer in einen Gerichtssaal… um – mich zu richten?! Im selben Augenblick gibt es einen extrem lauten Knall direkt vor meinem Fenster, so dass ich, wie von der Tarantel gestochen, mit offenen Augen hochfahre. Mein Herz rast, meine Angst rast – das Geräusch kann eigentlich nur von einem großen Vogel gestammt haben, der plötzlich von der kahlen Esche vor meinem Fenster hochgeflattert ist.
Dann sehe ich ein Haus bei Nacht, in dem alle Fenster erleuchtet sind und sperrangelweit offen stehen. Ich schwebe unter der Dachrinne und blicke an der Fassade hinunter. Ein Gedanke läuft mir durch den Kopf: "Die Menschen werden dir ihre Privatsphäre öffnen." Langsam lasse ich mich am Haus hinuntergleiten, bis ich davor stehe, und sehe, dass ich in einer Stadt bin. Ich sehe zum ersten Mal eine Stadt: neben diesem Haus ein Nachbarhaus, dann eine Seitenstraße, dann wieder ein Eckhaus... Ich biege in die Seitenstraße ein, an deren Ende eine erleuchtete, halbrunde Gestalt vom Horizont aufzusteigen scheint, aber dorthin gelange ich nicht, sondern finde mich dauernd an anderen Plätzen wieder, wobei ich überlege, was das für eine Stadt sein könnte. Einmal stehe ich vor einer Reihe antiker Säulen (Brandenburger Tor? Rom?), hinter denen ein massives Gebäude, ähnlich einem Rathaus oder Museum, aufragt. Dann wieder Straßenecken, hohe Häuser...
Am Ende verwirrt sich alles, und ich trete aus der Kugel heraus, suche meinen Elefanten und bitte ihn zurückzufliegen. Er nimmt mich aber nicht wieder auf den Rücken, sondern läuft vor mir her. Wieder geht es ein Stück durch den Kosmos, doch nicht zurück, sondern in eine andere Welt. Dort finde ich mich in einem Gefängnis wieder, aus dem ich sofort durch das vergitterte Fenster ausbreche. Ich habe das Gefühl, im 2. Weltkrieg zu sein. Ich springe über die Gefängnismauer und renne in eine Kiefernwald-Landschaft hinein. Ich habe das starke Gefühl: Das ist Russland. Und ich sehe alles ganz deutlich: zuerst eine sandige, gras- und strauchbewachsene Hügelebene (ich denke sogar an Pilze), dahinter ein Kiefernwald. Dorthin will ich fliehen, doch unterwegs laufe ich an Menschen vorbei, die mit ausgestreckten Armen auf dem Bauch liegen. Es sind Tote. Erschossen. Seltsamerweise habe ich hier gar keine Angst mehr.
Als sich wieder alles dauerhaft amorphiert, bitte ich meinen Elefant, endlich zurückzukehren. Er schiebt mich mit dem Rüssel unter seinen Bauch und trabt los. Er macht den Eindruck, als sei er sehr in Eile, wolle so schnell wie möglich von hier weg.
Ich sitze am Ufer eines Sees und erkenne den "Goldsee", der hinter meiner Lichtung liegt. Der See ist ganz still, völlig glatt und glänzt leicht kupferfarben, wie dunkles Gold. Der Elefant aber ist verschwunden, und ich kann mich nicht einmal bei ihm bedanken.
© Angela Nowicki, 26. November 2009
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen