Donnerstag, 23. Juni 2011

A day in the life

I read the news today, oh boy...

Fahrt nach Tschechien. Auf der Rückfahrt werden wir an der ehemaligen Grenze rausgewinkt: Zollkontrolle. Wojtek auf 180. Der ältere Typ mit Schnauzbart bluffelt irgendwas in Wojteks Gesicht, was ich nicht richtig verstehe: Da drüben könnse nicht halten... LKW Tür aufmacht... blabla... bla... Er will die Ausweise sehen.
"Da muss ich aussteigen", nuschelt Wojtek.
"Wie bitte?"
"ICH MUSS AUSSTEIGEN!" brüllt Wojtek.
Kofferraumdurchsicht. "Ham Sie irgendwelche Einkäufe mit sich, Zigaretten, Alkohol...?" Wojtek soll eine Stange unserer gekauften Zigaretten aufreißen.

Es klopft neben meinem rechten Ohr. Ich öffne die Tür, der Typ will rein: "Erschreckense nich..."
Ich soll das Handschuhfach öffnen. Schließen. Meine Handtasche öffnen. Er fummelt an meiner schwarzen Plastiktüte rum, in der meine Wasserflasche steckt. Meine erste Reaktion ist, ihm dabei zu helfen, aber das lasse ich sofort. Soller doch selber fummeln, ich hab ihn nicht darum gebeten.

Beim Losfahren wundere ich mich: Was sollte das denn? Wojtek erzählt von den afrikanisch-kleinasiatischen Flüchtlingen auf Lanzarote – nein! Flüchtlinge im Handschuhfach?! Sorry, ich hab nen Flüchtling in meiner Handtasche, helfen Sie mir doch mal beim Auspacken...
Drogen? Dafür sind die an den innereuropäischen Grenzen doch eigentlich gar nicht mehr zuständig...

Wir halten unterwegs im Wald an und machten einen "Waldspaziergang": 300 m hin zur Bundesstraße, 300 m zurück zum Auto. Wie Hunde zum Pinkeln ausführen.
Wojtek regt sich wieder auf. Seit Ostzeiten hat er einen Hass auf diese Spürhunde. Was hat James Berardinelli über Frequency geschrieben? Der Film beleidige seine Intelligenz. Die Grenzer beleidigen Wojteks Sinn für Gerechtigkeit und Anstand.

In Gornau an der Bushaltestelle stehen ein paar Schulkinder. Ein Junge streckt seinen Hintern zur Straße hin, sein Freund daneben hat den Zeigefinger wie einen roten Pfeil senkrecht auf den Hintern gerichtet und freut sich einen Ast.

Zu Hause fallen meine Zigaretten auseinander.

© Angela Nowicki, 2. Mai 2011

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