Mittwoch, 22. Juni 2011

Das Stachelschwein

Bei der Suche nach dem Krafttier hatte ich mich sehr gewundert, dass mir ein Stachelschwein erschien. Ich hatte mich gefragt, ob das überhaupt ein Krafttier sei.

Erst hinterher suchte ich im Net zum ersten Mal nach Informationen über Krafttiere und siehe da - das Stachelschwein ist da durchaus bekannt. Es heißt, es komme immer das Krafttier, das die Energie verkörpert, die man zurzeit am meisten braucht. Das Stachelschwein, so las ich, zeichnet sich durch Gutmütigkeit, Verspieltheit und Neugier aus. Es hilft uns, das Leben nicht so ernst zu nehmen, sondern unser inneres Kind hervorzubringen.

Ich staunte nicht schlecht. Genau das war es, was mir in den vergangenen Jahren abhanden gekommen war. Es ist die Energie von Mercurius, des Gauklers und Vagabunden. Diese Energie hatte ich immer in mir getragen, sie ist ein Teil von mir. Sie half mir in meiner Jugend in der DDR beim Umgang mit staatlichen Behörden und Polizei, sie begleitete mich auf meinen Hippie-Tramps. Und als es vor einigen Jahren lange Zeit ganz schlimmen Stress mit der ARGE gab, erinnerte ich mich kurz vor dem Nervenzusammenbruch wieder an meinen Mercurius. Er begleitet mich seitdem auf alle Ämter (falls ich an ihn denke) und entschärft mit seinem Witz und seiner Unbeschwertheit die größten Probleme schon im Voraus. Ja, das Stachelschwein ist weiß Gott mein Krafttier.

Nun verstand ich auch, warum mein Stachelschwein partout nicht mit mir reden wollte, so wie die Krafttiere aller anderen. Manche führen richtig hochgelehrte Diskussionen mit ihren Krafttieren - meins wollte mir nicht mal seinen Namen sagen. Es reagierte überhaupt nicht auf meine verbalen Kontaktversuche, dafür stupste es mich ständig in lauter verrückte Spielereien hinein: Es wollte mir mir tanzen, fliegen, schwimmen und präsentierte mir sogar eine ziemlich psychedelische Lightshow.

Und noch etwas fand ich im Nachhinein erstaunlich: Stachelschweine ertragen keine Kälte und keinen Schnee. Nun weiß ich, weshalb ich bei den ersten Reisen dauernd aus meiner Winterlandschaft rausgeschmissen wurde. Ich wollte Schnee meterhoch, doch am Ende landete ich immer im Grünen.

© Angela Nowicki, 22. Juni 2011

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