Dies sind die ersten Bilder aus meiner Einführung ins Seelenreisen:
I - Auf der Schmücke
Ich stehe in Thüringen auf der Schmücke vor dem Ferienheim unseres Studenten-Skilagers, in dem ich als Kind jedes Jahr zwei herrliche Winterwochen mit meinem Vater verbrachte. Es liegen bestimmt drei Meter Schnee, alles ist zugepudert. Eigentlich zieht es mich ins Haus, aber dort will ich nicht hin. Ich will in den "Märchenwald", der ein ganzes Stück hinter dem Haus liegt. Ich laufe herum und sehe auch ein paar "Märchenbäume", die zugeschneiten, doch dann bin ich definitiv auf dem Weg zum Mordfleck, der "Wellenschaukel". Natürlich bin ich auf Ski, und ich versuche, das Wellenfahren so zu genießen wie in der Realität, aber es gelingt mir nur vage, und auch den Weg und den Wald zu beiden Seiten sehe ich nur vage, nur eine allgemeine Vorstellung von der Schmücke eben.
Auf einmal, obwohl ich das nicht wollte, öffnet sich links neben mir der Mordfleck. Ich hatte überhaupt keine Absicht, Abfahrten zu machen, aber jetzt, da er sich so aufdrängt – nun, dann fahre ich halt hinunter. Meine Ski sind ja auch keine ausgesprochenen Langläufer, es sind eigentlich meine späten Kinderski, die dunkelroten, wahrscheinlich die mit der gelben Laufsohle. Die eignen sich sowohl zum Laufen als auch zum Abfahren.
Unten angekommen, drehe ich mich um und weiß nicht mehr weiter. Was soll ich jetzt noch machen? Soll ich mit dem Lift wieder rauf fahren? Sofort sehe ich auch vage die Leine mit den Holzstäben vor mir. Dazu habe ich keine Lust. Ich drehe mich wieder um und gehe einfach in den Wald hinein – und auf einmal ist der Schnee weg, meine Ski auch, ich stehe in einem grünen Fichtenwald.
Auf einmal, obwohl ich das nicht wollte, öffnet sich links neben mir der Mordfleck. Ich hatte überhaupt keine Absicht, Abfahrten zu machen, aber jetzt, da er sich so aufdrängt – nun, dann fahre ich halt hinunter. Meine Ski sind ja auch keine ausgesprochenen Langläufer, es sind eigentlich meine späten Kinderski, die dunkelroten, wahrscheinlich die mit der gelben Laufsohle. Die eignen sich sowohl zum Laufen als auch zum Abfahren.
Unten angekommen, drehe ich mich um und weiß nicht mehr weiter. Was soll ich jetzt noch machen? Soll ich mit dem Lift wieder rauf fahren? Sofort sehe ich auch vage die Leine mit den Holzstäben vor mir. Dazu habe ich keine Lust. Ich drehe mich wieder um und gehe einfach in den Wald hinein – und auf einmal ist der Schnee weg, meine Ski auch, ich stehe in einem grünen Fichtenwald.
II - Schnee schmecken
Wieder bin ich auf der Schmücke im tiefsten Schnee. Dieses Mal aber weit weg vom Heim, mitten im Wald an einer Weggabelung. Der Weg nach rechts steigt schön wellig leicht bergan, dort lichtet sich zur Linken der Wald und gibt eine größere Lichtung frei. Es ist der Weg, auf dem wir einmal beim Langlaufwettkampf entlang gefahren sind, ich glaube, es war der Endspurt. Der andere Abzweig führt leicht nach links vorwärts, mitten durch dichten Wald. An dieses Stück erinnere ich mich von unserer Skiwanderung mit Frau K. her. Es war die Stelle, an der wir feststellten, dass wir uns verlaufen haben. Natürlich bin ich wieder auf Ski unterwegs.
Die Sonne scheint, in meiner Vorstellung spüre ich ihre Wärme auf der Haut und die frische Luft im Gesicht. Ich erinnere mich, wie wir bei solch sonnigem Winterwetter im Bikini in den Liegestühlen saßen, es gelingt mir allerdings nicht, die Wärme so deutlich zu spüren. Aber den Schnee, den kann ich fühlen! Kalt und feucht und pulverig – jetzt fehlt mir nur noch der typische Geruch nasser Wollhandschuhe, des Leders der Skistifel, der gewachsten Ski, dann wäre ich wirklich dort. Vorstellen kann ich mir den Geruch ganz deutlich, rieche ihn jedoch ebenso wenig "wirklich", wie ich die Landschaft sehe, alles passiert nur in meiner Vorstellung. Dennoch verschwindet die nicht gleich wieder, ich bleibe dort, solange ich will.
Ich wirbele den frischen Schnee hoch in die Luft, ich jauchze innerlich und tolle herum, wie ich es wohl nicht einmal als Kind getan habe. Ich spüre die scharfen Flocken im Gesicht. Ich lecke ein Bröckchen Schnee vom Handschuh, schmecke es, ich weiß, wie Schnee schmeckt, der Eindruck ist fast real. Ich knete den Schnee, schnuppere an ihm und werfe mich rücklings hinein, um einen "Engel" zu machen. Es ist herrlich! Ich genieße dieses Erleben so, dass ich gar nicht mehr weg will und fast die Zeit vergesse. Ich knete einen großen Schneeball zusammen und werfe ihn nach rechts.
Dann stehe ich plötzlich ein Stück tiefer im Wald auf dem linken Weg neben meinen Ski. Ganz deutlich sehe ich die Bindung des linken und hier und da festgepappten, grauen Schnee drin. Ich klaube ihn heraus, und das sehe und spüre ich jetzt wirklich ganz real: die Bindung, die grau glänzenden Schneebröckchen auf meinem Fäustling, wie sie sich anfühlen, nass und etwas hart, und wie sie riechen: scharf und etwas schlammig, nach Winterluft und Schweiß.
Die Sonne scheint, in meiner Vorstellung spüre ich ihre Wärme auf der Haut und die frische Luft im Gesicht. Ich erinnere mich, wie wir bei solch sonnigem Winterwetter im Bikini in den Liegestühlen saßen, es gelingt mir allerdings nicht, die Wärme so deutlich zu spüren. Aber den Schnee, den kann ich fühlen! Kalt und feucht und pulverig – jetzt fehlt mir nur noch der typische Geruch nasser Wollhandschuhe, des Leders der Skistifel, der gewachsten Ski, dann wäre ich wirklich dort. Vorstellen kann ich mir den Geruch ganz deutlich, rieche ihn jedoch ebenso wenig "wirklich", wie ich die Landschaft sehe, alles passiert nur in meiner Vorstellung. Dennoch verschwindet die nicht gleich wieder, ich bleibe dort, solange ich will.
Ich wirbele den frischen Schnee hoch in die Luft, ich jauchze innerlich und tolle herum, wie ich es wohl nicht einmal als Kind getan habe. Ich spüre die scharfen Flocken im Gesicht. Ich lecke ein Bröckchen Schnee vom Handschuh, schmecke es, ich weiß, wie Schnee schmeckt, der Eindruck ist fast real. Ich knete den Schnee, schnuppere an ihm und werfe mich rücklings hinein, um einen "Engel" zu machen. Es ist herrlich! Ich genieße dieses Erleben so, dass ich gar nicht mehr weg will und fast die Zeit vergesse. Ich knete einen großen Schneeball zusammen und werfe ihn nach rechts.
Dann stehe ich plötzlich ein Stück tiefer im Wald auf dem linken Weg neben meinen Ski. Ganz deutlich sehe ich die Bindung des linken und hier und da festgepappten, grauen Schnee drin. Ich klaube ihn heraus, und das sehe und spüre ich jetzt wirklich ganz real: die Bindung, die grau glänzenden Schneebröckchen auf meinem Fäustling, wie sie sich anfühlen, nass und etwas hart, und wie sie riechen: scharf und etwas schlammig, nach Winterluft und Schweiß.
III - Das Stachelschwein
Eigentlich wollte ich wieder zur Schmücke, an die Weggabelung aus der vorherigen Reise. Aber urplötzlich sitze ich rittlings auf einem hohen Berggrat, der sich endlos vor mir in die Ferne zackt und in den Horizont verliert. Links von mir ragt in einiger Entfernung ein ebenso hoher Bergrücken auf, und rechts? Irgendwie ist da nichts – Bildrand. Ich habe den Eindruck, dass es dort entlang zur Schmücke geht, von dort muss ich wohl hergekommen sein.
Nachdem ich eine Weile einfach gesessen und geschaut habe, rutsche ich auf einmal sanft, aber unaufhaltsam rücklings nach unten. Ich drehe mich um und befinde mich auf einer großen Waldlichtung, die von dunklem Fichtenwald umgeben ist. Nichtwinter, alles grün, aber trocken kommt es mir vor, recht vertrocknet alles. Langsam gehe ich los, auf die Mitte der Lichtung zu, Ausschau haltend nach dem Eingang zur Unterwelt. Und mitten auf der Lichtung taucht er auf: der Eingang zu einem grasüberwachsenen Bunker, breit, nicht sehr hoch, ein flaches halbes Oval, schwarz der Eingang. Ich erinnere mich, dass wir möglichst alles genau betrachten sollen, also bleibe ich direkt am Eingang stehen und versuche zu erkennen, woraus die Decke unter der Grasnarbe besteht. Ich sehe nichts. Ok, denke ich, dann fass sie doch einfach an. Und in der Tat: Als ich sie abtaste, erkenne ich unzweifelhaft eine dünne Schieferschicht unter der Grasnarbe. Ich bücke mich, halte mich an der Decke fest, um hineinzuschlüpfen – und gerade da hört die Schamanin auf zu rasseln und gibt uns nochmals Anweisungen für die Reise. Solange sie spricht, kann ich mich nicht bewegen. Ich stecke etwas ungeduldig im Eingang fest und warte auf die Trommel.
Sie erlöst mich aus meiner Versteinerung, und ich trete ein. Wieder versuche ich, auf alles zu achten, und bemerke, dass die Wände schwarz und wie mit schwarzem Fliegengitter ausgekleidet sind. Es geht lange Zeit mal mehr, mal weniger einen langen Tunnel abwärts, wie im Schaubergwerk, und in der Tiefe hat der Tunnel einen rötlichen Schimmer. Dann wird der Weg wieder eben, und kurz, bevor er nach rechts abbiegt, sehe ich einen scharfen, dünnen, schwarzen Streifen vor mir in der linken Wand, die rötlichbraun unterlegt ist, wie ein schmaler, senkrechter Riss. Ich warte einen Moment, bis ich sicher bin, dass der Riss real ist, dann trete ich näher und versuche, ihn auseinanderzuziehen, indem ich meine Finger hineinhake. Er öffnet sich ganz leicht, mühelos bröckelt die Wand in großen, dünnen Schieferplatten auseinander, wie sprödes Glas, und es entsteht schnell ein großer Durchgang.
Ich steige hindurch und befinde mich in einer weiten Höhle, die in dieselbe Richtung verläuft wie der Tunnel. Hier ist es viel heller; Boden, Wände und Decken bestehen aus etwas, was wie ockerfarbener trockener Lehm aussieht. Alles ist sehr uneben, von dicken Rippen durchsetzt, und diese Rippen, die quer und ungleichmäßig über den Boden verlaufen, sind von tropfsteinähnlichen Dornen besetzt. Nach und nach wird alles immer plastischer. Ich laufe vorwärts und halte, wie schon im Tunnel, Ausschau nach meinem Krafttier. Auf einmal wird es dunkel um mich, und am oberen Rand der Schwärze bildet sich langsam ein nach oben geöffnetes Fächermuster heraus.
"Antimon", denke ich und dann: "Stachelschwein."
"Wieso Stachelschwein?" denke ich. "Das ist doch kein Krafttier... oder?"
Da steht es. Das Stachelschwein. Groß und unübersehbar. Mit einem Fächer langer, glatter, weißer Stacheln, die in der Mitte ein Muster aus roten und blauen Ringen tragen, wie der Federschmuck eines Indianerhäuptlings.
"Das kann nur mir passieren!" denke ich. "Wie komme ich denn auf ein Stachelschwein?"
Da steht es und schaut mich an, und ich gluckse innerlich vor Lachen, weil ich mir schon vorstelle, wie die anderen reagieren werden, wenn ich mein Krafttier nenne.
Schon sitze ich auf dem Stachelschwein, und es fliegt mit mir durch die Luft, immer tiefer in die Höhle hinein, über nächtliche Flüsse – "wie Krishna auf dem Marder", denke ich. Als wir landen, läuft es um mich herum, dreht und wendet sich, lässt sich von der linken Seite und von hinten anschauen. Ich berühre das imposante Büschel seiner Stacheln von hinten, an den Spitzen, und es fühlt sich schön an, wie eine Massagebürste.
Da ertönt der Rückruf der Trommel. Ich bin traurig, ich will noch nicht weg. Doch in der Höhle stecken bleiben will ich auch nicht, also verabschiede ich mich vom Stachelschwein und gehe zurück Richtung Ausgang. Nach ein paar Metern drehe ich mich um: Da sitzt mein Stachelschwein und schaut mich mit Augen an, die zu rufen scheinen: "Komm wieder!" Ich winke ihm herzlich zu, steige durch die Öffnung zurück in den Tunnel, krieche durch den Ausgang ins Freie und setze mich auf einer kleinen Böschung am Rand der Lichtung ins Gras.
Nachdem ich eine Weile einfach gesessen und geschaut habe, rutsche ich auf einmal sanft, aber unaufhaltsam rücklings nach unten. Ich drehe mich um und befinde mich auf einer großen Waldlichtung, die von dunklem Fichtenwald umgeben ist. Nichtwinter, alles grün, aber trocken kommt es mir vor, recht vertrocknet alles. Langsam gehe ich los, auf die Mitte der Lichtung zu, Ausschau haltend nach dem Eingang zur Unterwelt. Und mitten auf der Lichtung taucht er auf: der Eingang zu einem grasüberwachsenen Bunker, breit, nicht sehr hoch, ein flaches halbes Oval, schwarz der Eingang. Ich erinnere mich, dass wir möglichst alles genau betrachten sollen, also bleibe ich direkt am Eingang stehen und versuche zu erkennen, woraus die Decke unter der Grasnarbe besteht. Ich sehe nichts. Ok, denke ich, dann fass sie doch einfach an. Und in der Tat: Als ich sie abtaste, erkenne ich unzweifelhaft eine dünne Schieferschicht unter der Grasnarbe. Ich bücke mich, halte mich an der Decke fest, um hineinzuschlüpfen – und gerade da hört die Schamanin auf zu rasseln und gibt uns nochmals Anweisungen für die Reise. Solange sie spricht, kann ich mich nicht bewegen. Ich stecke etwas ungeduldig im Eingang fest und warte auf die Trommel.
Sie erlöst mich aus meiner Versteinerung, und ich trete ein. Wieder versuche ich, auf alles zu achten, und bemerke, dass die Wände schwarz und wie mit schwarzem Fliegengitter ausgekleidet sind. Es geht lange Zeit mal mehr, mal weniger einen langen Tunnel abwärts, wie im Schaubergwerk, und in der Tiefe hat der Tunnel einen rötlichen Schimmer. Dann wird der Weg wieder eben, und kurz, bevor er nach rechts abbiegt, sehe ich einen scharfen, dünnen, schwarzen Streifen vor mir in der linken Wand, die rötlichbraun unterlegt ist, wie ein schmaler, senkrechter Riss. Ich warte einen Moment, bis ich sicher bin, dass der Riss real ist, dann trete ich näher und versuche, ihn auseinanderzuziehen, indem ich meine Finger hineinhake. Er öffnet sich ganz leicht, mühelos bröckelt die Wand in großen, dünnen Schieferplatten auseinander, wie sprödes Glas, und es entsteht schnell ein großer Durchgang.
Ich steige hindurch und befinde mich in einer weiten Höhle, die in dieselbe Richtung verläuft wie der Tunnel. Hier ist es viel heller; Boden, Wände und Decken bestehen aus etwas, was wie ockerfarbener trockener Lehm aussieht. Alles ist sehr uneben, von dicken Rippen durchsetzt, und diese Rippen, die quer und ungleichmäßig über den Boden verlaufen, sind von tropfsteinähnlichen Dornen besetzt. Nach und nach wird alles immer plastischer. Ich laufe vorwärts und halte, wie schon im Tunnel, Ausschau nach meinem Krafttier. Auf einmal wird es dunkel um mich, und am oberen Rand der Schwärze bildet sich langsam ein nach oben geöffnetes Fächermuster heraus.
"Antimon", denke ich und dann: "Stachelschwein."
"Wieso Stachelschwein?" denke ich. "Das ist doch kein Krafttier... oder?"
Da steht es. Das Stachelschwein. Groß und unübersehbar. Mit einem Fächer langer, glatter, weißer Stacheln, die in der Mitte ein Muster aus roten und blauen Ringen tragen, wie der Federschmuck eines Indianerhäuptlings.
"Das kann nur mir passieren!" denke ich. "Wie komme ich denn auf ein Stachelschwein?"
Da steht es und schaut mich an, und ich gluckse innerlich vor Lachen, weil ich mir schon vorstelle, wie die anderen reagieren werden, wenn ich mein Krafttier nenne.
Schon sitze ich auf dem Stachelschwein, und es fliegt mit mir durch die Luft, immer tiefer in die Höhle hinein, über nächtliche Flüsse – "wie Krishna auf dem Marder", denke ich. Als wir landen, läuft es um mich herum, dreht und wendet sich, lässt sich von der linken Seite und von hinten anschauen. Ich berühre das imposante Büschel seiner Stacheln von hinten, an den Spitzen, und es fühlt sich schön an, wie eine Massagebürste.
Da ertönt der Rückruf der Trommel. Ich bin traurig, ich will noch nicht weg. Doch in der Höhle stecken bleiben will ich auch nicht, also verabschiede ich mich vom Stachelschwein und gehe zurück Richtung Ausgang. Nach ein paar Metern drehe ich mich um: Da sitzt mein Stachelschwein und schaut mich mit Augen an, die zu rufen scheinen: "Komm wieder!" Ich winke ihm herzlich zu, steige durch die Öffnung zurück in den Tunnel, krieche durch den Ausgang ins Freie und setze mich auf einer kleinen Böschung am Rand der Lichtung ins Gras.
© Angela Nowicki, 12. Juni 2009
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