Donnerstag, 1. August 2013

Lasten zurücknehmen

Seelenreise vom 23. Mai 2012

Heute wollte ich meine Lasten von meiner Tochter zurücknehmen. Nachdem ich mit Lukas gesprochen hatte, rief ich sie. Sie erschien bald, und ich sagte ihr, ich werde ihr jetzt die Lasten abnehmen, die sie von mir übernommen hat, weil ich möchte, dass sie ganz und unbeschwert ihren eigenen Weg geht und zumindest unter meinen Lasten nicht mehr leidet.
Es ging ziemlich rasch: Umgehend schob sie mir eine große, vollgepackte Reisetasche entgegen. Die war sehr schwer, ich zog, Lukas half, und dann stand sie vor mir. Auspacken konnte ich sie nicht, aber ich nahm sie auf, und nichts nahm sie mir wieder ab. Alles an meinem Körper wurde jetzt nach und nach - na ja, nicht direkt schwer, eher angespannt, straff, wie gelähmt, aber es war kein unangenehmes Gefühl. Als erstes reagierte meine rechte Hand so. Dann mein Gesicht, und irgendwann war fast alles so straff gelähmt, und niemand nahm mir diese Last wieder ab. Keine Auflösung?
Ich wartete lange, und irgendwann ließ die Empfindung wieder nach, und alles lockerte sich.

Meine Tochter war noch da. Ich bat nun Lukas, mir unser gemeinsames Thema zu zeigen, möglichst schriftlich, weil ich es verbrennen möchte.
Zuerst tauchte ich in einem hölzernen Unterstand auf, genau so einem, wie man sie im Gebirge an Wanderwegen findet, einer Schutzhütte. Sie bestand überall aus roh behauenen, splitterigen Balken, auch die Sitzgelegenheiten waren solche Balken, die in regelmäßigen Abständen über den Boden verliefen.
Nachdem ich eine Weile in dieser Hütte gestanden hatte und darüber nachdachte, tauchte plötzlich ein großes, trübes Pergament vor mir auf, und auf ihm las ich deutlich und unverwechselbar das Wort

Schuld.

Ein kalter Schreck fuhr mir durch die Glieder. Es war kein Irrtum möglich, ich hatte das Wort ganz deutlich gelesen.
„Jetzt will ich es verbrennen‟, sagte ich.
Vor mir erschien eine Höhlung im Stein, es sah aus wie ein Kamin. Ich hatte Sturmstreichhölzer in den Händen und zündete eines an. Das Streichholz brannte wunderbar, mit großer, weicher Flamme, aber wenn ich es ans Reisig im Kamin hielt, brannte dort dann zwar auch ein Feuer, aber ein mickriges, als habe es nicht genug Sauerstoff oder das Holz sei feucht. Ich bekam kein ordentliches Feuer zu Stande.
Also warf ich das Pergament in das bläulich schimmernde Feuerchen. Aber es brannte nicht! Ich sah es ganz deutlich vor mir, umzüngelt von blauen Flammen und fast unversehrt. Nur der Rand schmorte ein bisschen an. Ich versuchte es immer wieder, hielt das Pergament in die große Streichholzflamme - nichts. Es wollte einfach nicht verbrennen, und dabei hatte ich das Gefühl, das Pergament sei nicht direkt feucht, sondern eher moderig, vergammelt. Durchtränkt von irgendetwas.

Schließlich gab ich es auf und ließ es im Feuer liegen. Ich sagte meiner Tochter, ich liebe sie über alles, aber sie müsse ihren eigenen Weg gehen und dürfe sich von mir nicht beeinflussen lassen. Ich wünschte ihr alles erdenklich Gute und verabschiedete sie.

© Angela Nowicki, 1. August 2013

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