Dienstag, 10. Dezember 2013

schrei


bin ich schon tot
wenn der morgen in den tag hineinstirbt
der beim aufstehen fault
vergreist
wie deine hoffnung?

schreit nach dem schmerz komm schmerz komm denn was schmerzt das lebt!
zerfetzt zahlen systeme worte
rennt den kopf gesenkt gegen die tür mit der faust ins glas
ich will nicht verstehst du
will nicht mit dir tot sein nicht hier tot sein mensch! ich will leben!
her mit dem skalpell!
siamesischer zwilling du nimm was du brauchst
nur geh...

ich geb dir meine hüfte, ja, leben kann ich ohne hüfte
nur nicht ohne mich
und den wind
und den anderen tag

© Angela Nowicki, November 2013

Freitag, 22. November 2013

Quatsch mit Soße


"Der Weg des Künstlers" von Julia Cameron, erschienen 1996 bei Knaur. Ich empfehle dieses Buch allen, die sich danach sehnen, schöpferisch zu sein, Kunst zu schaffen, Künstler zu sein, ob sie es nun sind oder nicht. Sie sind es nicht, weil... sie gerade eine schöpferische Blockade haben... an ihren Talenten zweifeln... nicht glauben, dass sie als Künstler glücklich oder erfolgreich sein könnten... im Alltagsmist ersaufen, so dass sie keine Zeit oder keine Energie oder beides mehr finden, um sich der Verwirklichung ihres Traums zu widmen... der Verhinderungen gibt es so viele, und es ist durchaus ein Irrtum zu glauben, eine innere Berufung finde von allein und unter allen Umständen ihren Weg. Ihr diesen Weg zu bahnen, hat Frau Cameron diesen zwölfwöchigen Kurs entwickelt. Wer sich ihm ernsthaft widmet - ob allein oder in der Gruppe -, wird schon bald feststellen, dass sein inneres Kind erwacht und spielen, spielen, spielen will. Kunst ist Spiel, und Spiel ist der Humus der Kunst.

Nun bin ich gestern bei meinen Wochenaufgaben stecken geblieben. Woche 2, Aufgabe 7, der "Lebenskuchen". Ich zitiere:
Zeichnen Sie einen Kreis. Teilen Sie ihn in sechs Kuchenstücke ein. Bezeichnen Sie ein Stück mit Spiritualität, ein weiteres mit Übung, ein drittes mit Spiel und fahren Sie mit Arbeit, Freunde und Romantik/Abenteuer fort.
Tragen Sie so viele Punkte in jedes Stück ein, wie in dem entsprechenden Bereich in Ihrem Leben Erfüllung finden (am äußeren Rand bedeutet er große Erfüllung, im inneren Kreis weniger große Erfüllung). Verbinden Sie die Punkte miteinander. Das wird Ihnen zeigen, wo Ihr Schwerpunkt liegt.
Wie jetzt? "So viele Punkte, wie in dem entsprechenden Bereich Erfüllung finden" - also in jeden Bereich mehrere Punkte - sagen wir: Arbeit findet 70 Prozent Erfüllung, trage ich ins Arbeitsstück also... wie viel? na gut, von mir aus sieben Punkte ein. Ja? - Nein. Denn da steht weiter: "Am äußeren Rand bedeutet er große Erfüllung..." Er - wer? Der Punkt? Mal abgesehen vom falschen Rückbezug (im Hauptsatz haben wir viele Punkte, in der Klammer auf einmal nur einen) wird es jetzt völlig wirr. Bezeichne ich den Grad meiner Erfüllung im jeweiligen Bereich nun durch die Anzahl der Punkte oder durch ihre (seine?) räumliche Anordnung? Mir schwante was... Der Verdacht verstärkte sich, als ich mich mit den Namen der Kuchenstücke beschäftigte. Alles so weit klar, nur: Was bitte ist Übung? Was übe ich da, und was soll das eigentlich für ein Lebensbereich sein? Übung...

Was mir da schwante, war, dass hier schlecht übersetzt wurde. Ich machte mich auf die Suche nach dem Wortlaut des englischen Originals oder wenigstens einer Erklärung dieses Lebenskuchens, denn ich konnte mir beim besten Willen nichts Rechtes darunter vorstellen. Nun findet man beim „Look inside“ im Buchhandel meistens ausgerechnet die fragliche Stelle nicht, so auch hier. Es kostete mich viel Zeit und Einfallsreichtum, bis ich mit dem Suchauftrag „artist’s way life pie“ im Forum der Autorin selbst landete, wo - ha! - ein Mitglied names „onwards“ fragte:
Can anybody explain the exercise in week two, where you draw your life pie? I don’t get the point... what am I exactly to write in this circle??? Maybe the exercixe is just badly translated (I’m reading the book in german) – or... I just don’t get it!
(Kann mir jemand die Übung in Woche zwei erklären, wo man seinen Lebenskuchen zeichnen muss? Ich verstehe das nicht... was genau soll ich in diesen Kreis hineinschreiben??? Vielleicht ist die Übung ja nur schlecht übersetzt (ich lese das Buch auf Deutsch) - oder... Ich kapier’s einfach nicht!)
Was ein Zufall... Liebe oder lieber onwards, inzwischen weißt du es sicherlich auch: Es liegt tatsächlich an der Übersetzung. Denn die Antwort auf deine Frage ergab, dass es sich erstens um jeweils einen Punkt für jeden Lebensbereich handelt, der je nach Erfüllung auf einer gedachten Achse von innen nach außen gesetzt wird, und dass zweitens der als „Übung“ übersetzte Lebensbereich auf Englisch - hab ich’s mir doch gedacht - exercise heißt, und das, liebe Übersetzerinnen, kann zwar auch allgemein Übung heißen, muss in diesem Kontext jedoch als „(körperliche) Bewegung“ übersetzt werden! Also Spaziergänge, Gymnastik, Sport – alles, was der verfettete Bildschirmbürger so für sein gutes Gewissen tut.

Das Buch wurde von Anne Follmann und Ute Weber übersetzt, beides Diplomübersetzerinnen. Ich weiß nicht, wer von beiden Damen diese verwirrende Übersetzung verbrochen hat. Erklären kann ich mir diesen groben Schnitzer nur damit, dass die Betreffende die Beschreibung selbst nicht verstanden, nicht mitgedacht und einfach wörtlich übersetzt hat, was da stand. Zu gerne würde ich die Beschreibung mit den Punkten mal im Original sehen, werde mir deswegen aber sicher nicht extra die englische Ausgabe kaufen. Andererseits scheinen alle, die das Buch auf Englisch gelesen haben, verstanden zu haben, worum es geht, daher kann es dort wohl kaum so unverständlich formuliert sein wie in der deutschen Übersetzung. Zu denken, dass vielleicht hunderte deutscher Leser immer wieder über unklare Aufgaben oder Aussagen stolpern, nur weil sie schlecht übersetzt wurden...

Es ist eine Affenschande. Ich weiß nicht, was in diesem speziellen Fall gelaufen ist, und werde daher niemandem den schwarzen Peter zuspielen. Aber ich weiß, dass Übersetzer grundsätzlich miserabel bezahlt werden, und wenn die wirklich guten nicht gerade das Glück hatten, bei einem großen Verlag unterzukommen und dort einen namhaften Schriftsteller übersetzen zu dürfen, müssen sie alle, alle um ihren Lebensunterhalt kämpfen und nehmen, was sie kriegen können, ob es nun ihr Fachgebiet ist oder nicht, ob sie es können oder nicht. Da muss man sich nicht wundern, wenn das Engagement auf der Strecke bleibt.
Die Verlage aber vergraulen die guten Übersetzer durch ihr Honorardumping, engagieren im Zweifelsfall die billigsten, und das schlägt sich dann immer in der Qualität der Übersetzung nieder.
Und die Branche hat ihren schlechten Ruf weg. Wer ist heute noch stolz, Übersetzer zu sein? Zwei Sprachen - die Fremdsprache und die eigene (!) - so zu beherrschen, dass er nicht nur Vokabular, Grammatik und Satzbau intus hat, sondern auch über ein so feines stilistisches Gefühl verfügt, ihre gelehrten Höhen und vulgären Tiefen so genau wahrnimmt und übertragen kann, dass der Leser am Ende, wie Tucholsky es formulierte, „Hamsun, Tolstoi, Lewis und Kipling auf deutsch“ so liest, „wie sie wirklich geschrieben haben“? Ich wäre auch dann nicht stolz, wenn ich so gut wäre, solange ich davon nicht leben kann und haufenweise Quatsch mit Soße lesen muss, weil mittlerweile jeder glaubt, übersetzen zu können, nur weil er sich in der Fremdsprache verständigen kann.

Einen starken Misston gibt es auch in der Übersetzung des Folgebuchs derselben Autorin „Den Weg des Künstlers weitergehen“ von Susanne Kahn-Ackermann. Hatten die Übersetzerinnen des ersten Bandes das berühmte „artist’s date“ noch sehr passend mit „Künstlertreff“ übersetzt, treibt uns Frau Kahn-Ackermann nun statt dessen zum „künstlerischen Stelldichein“.
Mir erschließt sich beim besten Willen nicht, was sie am bewährten Künstlertreff so schlimm fand, dass sie das elegante Wort durch ein sperriges und altmodisches Ungetüm ersetzen musste. Ganz davon abgesehen, dass es nicht gerade von gutem Ton zeugt, bestehende Übersetzungen, auf denen die eigene aufbaut, über den Haufen zu werfen, wenn sie nicht eindeutig falsch sind.
Aber das ist nur ein stilistischer Lapsus, während der vorher besprochene Fall auch noch offensichtlich falsch übersetzt ist.

Nun muss ich ein bisschen weinen... Als Übersetzer ist man ja theoretisch in der Lage, seine Bücher in der jeweiligen Originalsprache zu lesen, und wenn es irgend geht, halte ich das seit Jahren so. Wenn nur die nicht vorhandenen Finanzen nicht wären, denn die zwingen die meisten von uns, wo möglich, auf das Repertoire der städtischen Bibliotheken zurückzugreifen, und dort gibt’s die meisten Bücher nun mal nur auf Deutsch.
Dafür nährt mein Lebenskuchen seine Frau doch ganz ordentlich...

© Angela Nowicki, 22. November 2013

Samstag, 12. Oktober 2013

Elfe

Elfe
Acryl auf Malkarton mit Leinen
2012


© Angela Nowicki, 12. Oktober 2013

Donnerstag, 19. September 2013

Das Flöhatal zwischen Borstendorf und Leubsdorf


Kohlweißling an Kohldistel Hummel in Drüsigem Springkraut
Kohlweißling an Kohldistel                                                                                         Hummel in Drüsigem Springkraut

Döbel in der Flöha Whale Watching
Döbel in der Flöha                                                                                                                  Whale Watching

Morscher Baumstumpf mit Drüsigem Springkraut Buntspecht
Morscher Baumstumpf mit Drüsigem Springkraut                                                        Buntspecht

Nach dem letzten Hochwasser Mühlstein im Fluss
Nach dem letzten Hochwasser                                                                                     Mühlstein im Fluss

Wespennest Gleisbett der alten Werkbahn
Wespennest                                                                             Gleisbett der alten Werkbahn der Marbacher Schleiferei

Ein Stein... ... mit vielen...
Ein Stein...                                                                                              ... mit vielen...

... Gesichtern Fenster zu anderen Welten
... Gesichtern                                                                                                            Fenster zu anderen Welten

Am WKW Marbach Erzgebirgischer Hinkelstein
Am WKW Marbach                                                                                                            Erzgebirgischer Hinkelstein

Marbacher Schleiferei Drüsiges Springkraut
Marbacher Schleiferei gegr. 1881                                                                                                     Auch ein...

Drüsiges Springkraut Wehranlage am WKW Marbach
... Drüsiges Springkraut?                                                              Wehranlage am WKW Marbach

Erzgebirgsbahn Alter Holzschleifer
Die Erzgebirgsbahn                                                                               Alter Holzschleifer von Amme Luther, Braunschweig

Holzschleifer, Detail Holzschleifer, Detail
Vierpressenschleifer, Detail                                                                                                   Vierpressenschleifer

© Angela Nowicki, 29. August 2013

Samstag, 14. September 2013

Lost Paradise


In Borstendorf im Erzgebirge steht eine verfallende Papierfabrik. Sie wurde 1881 von Friedrich Otto Siegel, Prokurist einer Chemnitzer Maschinenbaufirma, und Carl Friedrich Haase, einem gelernten Zimmermann, gegründet. 1932 wurde sie vor dem drohenden Konkurs als Papierfabriken Grünhainichen GmbH von einer Auffanggesellschaft übernommen, die allerdings - als Teil einiger schlauer Winkelzüge des Unternehmensberaters Georg Jahn - vor allem von der Familie Haase selbst finanziert worden war, so dass beide Familien weiterhin einen Großteil der Anteile hielten und an der Geschäftsführung beteiligt waren. Am 30. Juni 1946 wurden die Besitzer durch Volksentscheid enteignet. Sie hatten sich auf dem Fabrikhof eine traumhafte Park- und Villenanlage erbaut, die nach der Enteignung an Familien der Fabrikarbeiter vermietet wurde.

Die Herren Kapitalisten im Garten vor der Veranda

Das große Wohnhaus, Fabrikweg 1, beherbergte fünf Familien, der kleinere Anbau daneben drei. Auf dem Fabrikhof gab es noch zwei weitere Wohnhäuser, alle in einer jugendstilartigen Architektur erbaut wie die Fabrik selber, in denen nochmals insgesamt fünf Familien wohnten. Zur rechten Wohnung im ersten Stockwerk des erstgenannten Wohnhauses gehörte auf der Rückseite des Hauses ein geräumiger ebenerdiger Garten. Das Haus liegt nämlich an einem Hang, so dass Räume im Erdgeschoss nur an der Vorderseite zum Fabrikhof hin gebaut werden konnten, während die drei Wohnungen im ersten Stock zur Rückseite hin parterre liegen.

Gleiche Ansicht wie oben - heute


Vom Garten aus führten nach links eine kleine Ziegeltreppe und ein abschüssiger Weg zu einer von Hainbuchenhecken eingefasste Wiese mit einer hohen Fichte hinunter - dem Wäscheplan. Zwischen Garten und Wäscheplan lag ein ovales Rosenbeet, das gehörte der Gärtnerei, die sich mit ihren Gewächshäusern links von der Wiese hinzog. Weiter führte der Weg zu einem Teich, hinter dem, versteckt im dichten Haselgebüsch, mehrere Keller in den Felsen gehauen waren.

Überreste der Ziegeltreppe


Was vom Rosenbeet blieb...




Derselbe Weg führte hinter Wäscheplan und Garten wieder zurück zur Rückseite des kleineren Hauses. Es war ein schmaler Weg, der auf einer Natursteinmauer zwischen Hainbuchenhecken verlief und in dessen Mitte ein Weg abzweigte, der einen steilen Berg zwischen weitläufigen Wiesen hinauf zur „Haase-Villa‟, dem schönsten der fünf Wohngebäude, führte, die wiederum direkt an der Hauptstraße von Borstendorf liegt. Diese Villa hatte zwei Eingänge und beherbergte drei Familien. Auf der riesigen Wiese zwischen Hauptstraße und Teich stand - und steht heute noch - direkt an der straßenseitigen Hecke ein verfallener hölzerner Pavillon.
Auf der anderen Seite der Villa hingegen zog sich am Steilhang zwischen Fabrikweg und Hauptstraße ein kleiner romantischer Naturpark dahin, ganz im Sinne von J.J. Rousseaus Neuer Heloise angelegt. Es gab einen kleinen Brunnen in einer Grotte, eine natürliche Terrasse, ein paar verschlungene Wege und bemooste Treppchen durchs ungezügelte Grün, alles eingefasst mit fantasievollen Geländern aus dünnen Baumstämmen - so schien es, doch der Schein trog: Diese Baumstämme wurden u.a. von meinem Großvater so kunstvoll aus Stahlbeton gefertigt!

Alle Wege und Plätze auf dem weiten Gelände waren mit feinem, weißen Kies ausgelegt, der regelmäßig geharkt und (per Hand!) von Unkraut frei gehalten wurde. Die Hainbuchenhecken wurden ebenso regelmäßig beschnitten, die Gärten genutzt und gepflegt, aber nie gestutzt. Neben der Rosenrabatte wuchsen mächtige Rhododendronsträucher und oben im Garten eine leuchtend orange blühende Azalee.
Aus der Wohnung, zu der dieser Garten gehörte, führte eine hölzerne, kunstvoll geschnitzte Veranda über ein paar Steinstufen in den Garten hinaus. Die beiden Hauswände, in die die Veranda hineingebaut war, schmückten verblichene Landschaftsfresken, und zwischen hüfthoher Holzwand und Dach zog meine Großmutter Bohnenranken, mitten zwischen den sich an Haus und Veranda entlang windenden blaublütigen Glyzinien. Das ist die Veranda, die auf dem Schwarz-Weiß-Foto oben zu sehen ist. Als meine Großeltern älter wurden, bauten sie und meine Tante sie zu einem gemauerten Anbau mit Badezimmer um.

Die anderen Bewohner der Anlage hatten anderswo ihre Gärten. Auch meinen Großeltern gehörte noch ein großer Pachtgarten mit Gartenlaube am Ende eines verwunschenen schmalen Wegs zwischen der Flöha und dem „Busch‟ genannten Waldstück kurz vor dem Wasserkraftwerk Floßmühle. In dieser Gemeinschaft gab es jedoch wenig bis keine privaten Grenzen; der Garten am Haus war für alle Nachbarn zugänglich, zumal der Zugang zum öffentlichen Wäscheplan hindurch verlief. Und den Kindern standen sowieso alle Türen und Räume offen.

Der Wäscheplan heute

Die Häuser selbst waren nicht minder edel eingerichtet: Kunstvolle Mosaikfliesen bedeckten die Böden der Hausflure, schmiedeeiserne, cremefarben lackierte Geländer rahmten die Treppenstufen ein, die ebenfalls aus filigranem Schmiedeeisen gefertig und mit hochwertigem Parkett bedeckt waren. Auch die Fußböden in Hausflur und Wohnungen waren mit Fischgrätenparkett ausgelegt, das wöchentlich gebohnert werden musste. Die Decken waren mit Stuck verziert. Die Hausfenster und Türverglasungen bestanden aus Buntglas und alle Türklinken aus weißem Porzellan mit eingearbeiteten bunten Streublümchen, eingefasst von kunstvoll getriebenem Messing.

Hausfenster vom Fabrikhof und Hausflur

Auf dem Dachboden roch es nach sonnengetrocknetem Holz, dort hatte mein Großvater seine Uhrenwerkstatt. Unter der Treppe zum Obergeschoss duckte sich ein Abstellraum, „Büdchen‟ genannt, und davon zweigte noch ein kurzer Flur zur Toilette ab, die Gemeinschaftstoilette für das ganze Stockwerk blieb, bis die Familien sich in den 1970ern eigene Toiletten und Bäder in die Wohnungen einbauen ließen. Bis dahin gab es auch nur einen gemeinsamen, aber herrschaftlichen Baderaum für das ganze Haus im Erdgeschoss, wo sich jeder zum wöchentlichen Badetag eintragen musste.

Alle Anlagen und Einrichtungen wurden fünfzig Jahre lang sorgsam geputzt und gepflegt. Es war eine reinliche, geordnete Wildnis. Es war ein Paradies für alle Kinder, die dort aufgewachsen sind, und auch noch für unsere Kinder. Für unsere Enkel ist dieses Paradies bereits verloren. Wir waren heute dort und haben das übrig gebliebene Elend fotografiert...

Verandatreppe                                                                                     Aus der Hecke sind Hainbuchen geworden

Eingang zum Garten = Durchgang zum Wäscheplan                                                                Die „Neue Heloise‟ im Taschenformat

In diesem Haus wohnte mein Kinderfreund,                                                                         Baumstämme aus Stahlbeton
den ich mit drei Jahren heiraten wollte
(ich hab ihn nicht geheiratet ;))

© Angela Nowicki, 14. August 2013